Kranke bieten Kranken Hilfe
Zeitz/MZ. - Von A wie Alkoholsucht bis P wie Parkinson spannte sich der Bogen der Informationsangebote an den Ständen von 25 Selbsthilfegruppen in den Klinkerhallen. Dort fand unter Federführung der Selbsthilfekontaktstelle Burgenlandkreis der sechste Aktionstag statt, mit dem Gruppen sich und ihre Arbeit in der Öffentlichkeit vorstellen.
"Wir halten die Veranstaltung für wichtig, weil sie eine Möglichkeit bietet, den Kontakt und Gedankenaustausch zwischen den Selbsthilfegruppen im Kreis zu fördern und weil sie eine Chance darstellt, dass von Krankheiten Betroffene die Hemmschwelle zum Mitmachen in den Selbsthilfegruppen überwinden", sagt Monika Küßner.
Die Leiterin der Kontaktstelle freut sich darüber hinaus, dass nicht nur Gruppen aus Zeitz, sondern ebenso aus Weißenfels, Naumburg und Bad Kösen den Aktionstag nutzen, um sich und ihre Angebote vorzustellen. Es entstehe ein Netzwerk, das langsam zu greifen beginne, sagt sie. Zugleich äußert sie sich kritisch, dass die Finanzausstattung für Personal in der Kontaktstelle nicht reiche. "Wir erhalten Förderung vom Land. Auch die Unterstützung von der Stadt Zeitz ist größer geworden", sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Verwaltungsgemeinschaft Zeitzer Land Dorothea Götschenberg. Vom Landkreis allerdings gebe es für die Kontaktstelle keinen Zuschuss für Personalkosten, obwohl dieser dringend gebraucht werde. Der zuständige Dezernent Detlef Michel von der Kreisverwaltung entgegnet darauf am Rande des Aktionstages, die Kreisverwaltung setze auf Projektförderung der Selbsthilfegruppen. Eine andere Art der Unterstützung habe bisher im Sozialausschuss keine Mehrheit.
Doch auch in den Selbsthilfegruppen ist das Geld knapp. Günther Holluba, Leiter der Selbsthilfegruppe Morbus-Bechterew in Zeitz, kritisiert, dass die Unterstützung von den Krankenkassen für seine 17 Mitglieder starke Gruppe im Vergleich zum Vorjahr um 80 Prozent gesunken ist. "9,29 Euro pro Mitglied und Jahr erhalte ich noch", sagt er. Allein die Kosten für Funktionstraining und Raummiete betrügen ein Vielfaches. Holluba: "Dabei sind Selbsthilfegruppen eine ganz effektive und preiswerte Möglichkeit, Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben."
Eine Auffassung, die auch der künftige Zeitzer Oberbürgermeister Ulf Altmann (CDU) bei seinem Besuch in den Klinkerhallen deutlich macht. Er wolle sich dafür einsetzen, die Kontaktstelle mit Hilfe des Burgenlandkreises und der anderen Städte im Kreis auszubauen.
86 Selbsthilfegruppen gibt es derzeit im Kreis, davon 40 allein in Zeitz. Eine der jüngsten ist die für an Parkinson Erkrankte. "Wir bieten Sprach- und Sportübungen an, helfen uns gegenseitig", meint Iris Kraske von dieser Selbsthilfegruppe. Sie könne verstehen, wenn Betroffene Bedenken haben, sich bei einer Gruppe zu melden. Aber es gebe keinen Grund, die Hemmschwelle nicht zu überwinden, macht sie Unschlüssigen Mut.