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Kinder staunen über Lehrerin

Von KLAUS-DIETER KUNICK 26.09.2008, 16:55

KAYNA/MZ. - Die 66 Kinder der Grundschule in Kayna begingen in dieser Woche das 40-jährige Bestehen des Schulerweiterungsbaues. Auf dem Programm standen zahlreiche Veranstaltungen.

Ein Höhepunkt war am vergangenen Donnerstag eine Unterrichtsstunde, zu der sich Helgard Breitenbach, sie spielte "Frau Lehrerin", im historischen Kostüm vor die Klasse stellte. Und auch das Umfeld passte dazu hervorragend: Die Schüler saßen in einem Unterrichtsraum aus früheren Zeiten - mit Holzbänken, Tintenfass, Rechenschieber und natürlich einem Rohrstock. "Ziel ist, den Kindern den Unterschied aufzuzeigen, wie vor rund 100 Jahren unterrichtet wurde und wie das heute vonstatten geht", sagte Helgard Breitenbach, die Leiterin der Grundschule. Damit hatte sie genau den Nerv der Kleinen getroffen.

"Lauscher aufgesperrt!", ertönte ihr Kommando. "Einige Kinder hören überhaupt nicht zu." Mal sprach sie leise, mal erhob sie die Stimme. Den Rohrstock hielt sie die ganze Zeit über in der Hand und fuchtelte damit ein wenig herum. Schon beim Aufstehen, dem Antworten auf die Frage der Lehrerin und beim Melden merkten die Kinder, dass es einst in der Schule ganz anders zuging. Sollten die Schüler die Frage des Lehrers beantworten, mussten die Kinder beispielsweise aufstehen und aus der Bank heraustreten. Klappte das nicht, machten sie zumeist mit dem Rohrstock Bekanntschaft. Und auch das demonstrierte "Frau Lehrerin", die das selbstverständlich nur andeutete. Anklang fand bei allen Schülern zudem, wie die Schulleiterin das altdeutsche A an die Tafel schrieb, das ebenfalls alle auf ein Blatt Papier malten.

Geradezu spannend fanden die Mädchen und Jungen die Geschichte, die Helgard Breitenbach von ihrem Großvater Ernst erzählte. Er war als Schulkind gemeinsam mit einem anderen Jungen vom Lehrer in den Keller gesperrt worden. Da beide durstig waren, tranken sie keinen Obstsaft, sondern erwischten den Wein. Ernst wurde zu Hause schon vermisst, deshalb lief sein großer Bruder zur Schule, um ihn abzuholen. Aber oh' Schreck, beide Jungen waren total betrunken. . . Der große Bruder trug den kleinen Ernst auf den Armen nach Hause. Nach der lehrreichen, aber auch lustigen Unterrichtsstunde, die alle Klassen durchliefen, standen Spiele von früher auf dem Programm: Murmel- und Fadenspiele, Hopsespiele, Hulahopp oder auch Baumstammweitwurf. "Einige Kinder hatten noch nie einen Kreisel in der Hand", war von Musiklehrerin Ingeborg Leuthold zu erfahren. Genügend Spaß kam dennoch auf.

Die Kleinen legten in der Festwoche darüber hinaus selbst Hand an und bastelten Wollpüppchen, mit denen früher gespielt wurde. "Es ist erstaunlich, wie kreativ die Kinder herangegangen sind", sagte Lehrerin Heike Klotz . Eine weitere Station an diesem Vormittag war der Besuch der Kayna-Stube, die sich ebenfalls alle Klassen ansahen. Bärbel Hebestreit vom Heimatverein Barbarossa zeigte den Kindern, wie schwer die Arbeit vor 100 Jahren zu Hause war.