Jubiläum der Wohnungsgenossenschaft 1. Mai Jubiläum der Wohnungsgenossenschaft 1. Mai: Mitglied Nummer 6 hält seit 60 Jahren die Treue

Zeitz/MZ - Jutta und Hans Kahnt fühlen sich in ihren vier Wänden sehr wohl.
Am 6. Mai 1954 wurde die heutige Wohnungsgenossenschaft 1. Mai gegründet. Heute zählt sie 1 800 Mitglieder. Das Unternehmen bewirtschaftet rund 1 750 genossenschaftseigene Wohnungen in Zeitz und in Tröglitz, so in Zeitz-Ost, im Stadtteil Völkerfreundschaft, im Musikerviertel und in der Forststraße. Weitere 100 Wohnungen gibt es in der Innenstadt und 185 Eigentumswohnungen werden verwaltet.
„Schauen sie doch mal diesen herrlichen Ausblick hinüber zum Kloster Posa und die Gartenanlage gleich vor der Tür“, schwärmt der 84-Jährige. Mit seiner Frau lebt er seit 59 Jahren in der Wohnung in der Heinrich-Heine-Straße und gehört damit zu den ältesten Mitgliedern der Wohnungsgenossenschaft 1. Mai.
Mitglied Nummer 6
„Ich bin das Mitglied Nummer 6 der Genossenschaft“, erklärt der Senior stolz und zeigt seinen alten Ausweis. Damals hieß es allerdings noch Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft. In der Betriebszeitung habe er von dem Vorhaben gelesen, eine solche Genossenschaft zu gründen.
1951 hatte das Paar geheiratet, hatte wenig später ein Kind, das zweite war unterwegs und langsam wurde es sehr eng mit den Schwiegereltern in einer Wohnung in der Zeitzer Dimitroffstraße. „Also war ich gleich in der Sprechstunde, um mich als Interessent für die neuen Wohnungen zu melden. Doch ich hatte schlechte Karten. Ich war weder Genosse, noch in der Kampfgruppe aktiv“, erinnert er sich.
Hartnäckigkeit hat sich bewährt
„Als meine Frau hörte, dass man 2 400 Mark einzahlen musste, um Mieter zu werden, sah sie keine Hoffnung mehr, denn ich verdiente gerade mal 280 Mark im Monat“, blickt Kahnt zurück. Aber er ließ sich nicht beirren, lief immer wieder zur Sprechstunde und er trat in die Genossenschaft ein. Im April 1954 wurde in einer Ausstellung im Hydrierwerk das Projekt vorgestellt, am 6. Mai die Genossenschaft gegründet und eine Kasse der gegenseitigen Hilfe machte den Kauf von Anteilen möglich. Kahnt hat alles dokumentiert.
Arbeit nach Feierabend
Zeitungsausschnitte und historische Fotos hütet er wie einen unsagbaren Schatz. Es ist die Geschichte der heutigen Wohnungsgenossenschaft, die in wenigen Wochen , am 6. Mai, ihr 60-jähriges Bestehen feiert. Im August 1954 zählte die Genossenschaft 48 Mitglieder. Mit Hacke und Schaufel legten sie gemeinsam los und schachteten die Baugrube für die ersten drei Wohnblöcke in der Heinrich-Heine-Straße aus. „Jeden Tag bin ich nach Feierabend auf die Baustelle, wir haben im Werk Laster mit Kies beladen und in Zeitz wieder per Hand abgeladen. Andere haben im Reudener Ziegelwerk Sonderschichten gefahren“, lässt der Senior ein Stück Geschichte lebendig werden. Im Sommer 1954 gab es ein großes Hochwasser, die Baugrube lief voll. Danach allerdings, so erzählt Kahnt weiter, wurde der Sand aus den Sandsäcken des Hochwasserschutzes in der Heinestraße verbaut.
Hammel und Klöße für alle
„Am 27. Dezember 1954 haben wir in der Jahnturnhalle Richtfest gefeiert. Da gab es Hammel und Klöße für alle Arbeiter und Helfer, ein Festessen, woran ich mich noch heute gern erinnere“, so Kahnt. Am 27. Juni 1955 zog er mit seiner Frau ein. Ein Traktor mit Anhänger brachte die Möbel für die Drei-Zimmer-Wohnung. Das Ehepaar wohnt bis heute hier. „Besonders habe ich unseren schönen Berliner Ofen geliebt, bei der Sanierung im Jahr 2002 wurde er leider abgerissen“, bedauert Jutta Kahnt. Dafür gibt es seit dieser Zeit die neuen Balkone. Irgendwann wurde auch das Dach erneuert, die Schornsteine gekappt, die Heizung umgestellt und die Keller gedämmt. Das Ehepaar wohnt seit dem Erstbezug hier und ist bereits seit 62 Jahren verheiratet. Es hat zwei Kinder, fünf Enkel und zwei Urenkel. „Wir fühlen uns bis heute wohl und wollen hier bleiben“, sagen Kahnts.
