Interview mit Zeitzer OB Interview mit Zeitzer OB Christian Thieme: Sprung in reißenden Bach

Zeitz - Seit 1. Mai hat Zeitz einen neuen Oberbürgermeister. Wie ist Christian Thieme (CDU) angekommen? Wie mit ihm an seinem ersten Arbeitstag verabredet, stellte MZ-Redakteurin Angelika Andräs ihm einige Fragen, darunter solche von MZ-Lesern.
Wie ist Ihre Tätigkeit als Oberbürgermeister in Zeitz angelaufen?
Thieme: Zunächst einmal wurde ich sehr freundlich aufgenommen und habe bisher tolle Begegnungen gehabt, egal ob beim Fleischer, beim Bäcker oder in der Verwaltung. Es war aber nicht nur der berühmte Sprung in das kalte Wasser, sondern auch in einen reißenden Bach, denn die Verwaltung steht ja nicht still, sondern läuft in vollem Tempo weiter. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass ich mit meiner Arbeit sehr gut zurechtkomme und vor allem auf sehr viele Mitarbeiter getroffen bin, die ihre Arbeit mit viel Engagement und Einsatz für die Stadt machen, so dass ich sehr optimistisch bin.
Was haben Sie bisher getan?
Thieme: Ganz wichtig in den ersten Tagen war und ist weiterhin die Einarbeitung in laufende Prozesse und Sachverhalte. Daneben: Sitzungen, Besprechungen, Ausschüsse, Termine, Lesen, Unterschriften leisten und zukünftige Entscheidungen vorbereiten, viele Menschen treffen und die Verwaltung kennenlernen. Außerdem gibt es aktuell zahlreiche Gespräche mit den einzelnen Fachbereichen und Sachgebieten.
Sie nannten vor der Wahl Dinge, die Sie an Ihrem ersten Arbeitstag anschieben wollen: Innenstadtbelebung anschieben, Citymanager installieren, Homepage überarbeiten, Bürgerfragestunde einführen. Wie sieht es damit aus?
Thieme: An diesen Zielen halte ich ganz klar fest, auch wenn diese nicht gleich am ersten Tag umgesetzt werden können. Die Innenstadtbelebung ist ein langfristiger Prozess, und ich habe hierzu bereits etliche Gespräche über Möglichkeiten und Ideen geführt, unter anderem mit dem Referat Wirtschaftliche Entwicklung, Fachbereich Soziales Zeitz, aber auch mit einzelnen Händlern, Banken und Grundstückseigentümern. Zum Thema Homepage gibt es bereits ein Konzept, dessen Umsetzung aber nicht zuletzt noch mit der Freigabe von Haushaltsmitteln in Verbindung steht. Bürgernähe ist für mich sehr wichtig. Für Gespräche in meinem Büro stehe ich zur Verfügung, wie auch spontan in der Stadt. Bürgerfragestunden finden in Stadtratssitzungen und verschiedenen Ausschüssen statt.
Was haben Sie zur Chefsache gemacht?
Thieme: Es gibt natürlich viele Ausschüsse, in denen ich automatisch den Vorsitz und die Leitung übernommen habe oder bei denen ich mich für die Übernahme entschieden habe. Daneben gibt es mehrere Gesprächskreise, die sich mit der Entwicklung in unterschiedlichsten Bereichen der Stadt beschäftigen, an denen ich bereits jetzt teilnehme, um Entwicklungen positiv beeinflussen zu können. Ich habe darüber hinaus auch bereits begonnen, mir tiefergehende Informationen über bestimmte Themen zu beschaffen, um diese ebenfalls positiv beeinflussen zu können, soweit dies in meiner Macht steht. Es ist noch zu früh, hier Konkretes zu nennen, zumal ständig etwas ändern kann.
Wann hat Zeitz einen Haushaltsplan für 2016?
Thieme: An dem Haushalt wird bereits gearbeitet, und es haben auch schon vorbereitende Gespräche mit der Kommunalaufsicht stattgefunden. Schwierigkeiten bereiten jedoch insbesondere Meldungen über unerwartete Gewerbesteuermehreinnahmen in Millionenhöhe, die der Stadt Zeitz zwar in der Liquidität helfen, jedoch für die Haushaltsplanung kein wirklicher Segen sind, da der erwartete Betrag zu Teilen bereits Bestandteil des Planentwurfes war. Von Mehreinnahmen kann also keine Rede sein. Vom tatsächlichen Umfang der Einnahmen, die sich wöchentlich ändern können, hängt aber wiederum ab, welche Ausgaben geplant werden können. Hier finden aktuell noch Klärungen statt. Vermutlich und aufgrund der großen Beratungsfolge in den Ausschüssen und der Genehmigungspflicht durch die Kommunalaufsicht wird über den Haushalt voraussichtlich erst nach der Sommerpause im Stadtrat entschieden.
Was waren Ihre ersten Entscheidungen als Oberbürgermeister?
Thieme: Eine erste Entscheidung war unter anderem die - zumindest vorläufige - Abschaffung eines Dienstfahrzeugs für den Oberbürgermeister. Ich werde künftig mit dem eigenen Auto fahren – und zwar selbst. Eine andere Entscheidung trifft die Fortführung all der Dinge, die gut laufen und von den Bürgern gut angenommen werden. Dazu zählt zum Beispiel das Zuckerfest.
Wie weit ist Ihr Umzug und der Ihrer Familie?
Thieme: Wir sind als erstes froh, direkt in der Innenstadt eine Wohnung gefunden zu haben, die derzeit aber noch etwas renoviert wird. Aufgrund der Schwangerschaft meiner Frau hat sich alles leider etwas verzögert und umständlich gestaltet. Ganz aktuell suchen wir noch einen Nachmieter für unsere Wohnung in Hamburg. Ansonsten hoffe ich, dass meine Familie spätestens Ende Juli nachkommen kann. Ich freue mich sehr darauf, wenn meine Familie endlich in Zeitz sein wird und ich nicht mehr so viel Zeit auf der Autobahn verbringen muss. Auch meine Frau freut sich natürlich auf die Stadt und unser neues Leben hier.
(mz)