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«Ich wollte ein Bauer werden»

Von Klaus-Dieter Kunick 25.07.2007, 15:21

Wildenborn/MZ. - "Ich wollte schon immer ein Bauer werden", erinnert sich Sander Hendriks. Aufgewachsen in einer kleinen holländischen Stadt nahe der deutschen Grenze, gab der Junge seinen Traum nie auf. Dass er Landwirt als Beruf erlernte, stand für ihn fest. Doch zu Hause gab es für den jungen Mann keinen Job in dem Metier. Er machte sich auf den Weg, doch noch eine Beschäftigung zu finden.

Und die fand er - als Betriebsleiter in einer landwirtschaftlichen Einrichtung in den neuen Bundesländern. Doch als er zufällig mit dem Agrarbetrieb aus Heuckewalde Kontakt aufnahm, war man sich schnell einig: Der Stall in Wildenborn stand leer, hier könne er starten. Vier Jahre ist das her. Seit der Zeit ging es für Hendriks bergauf. Zunächst standen Investitionen an, baute er einen Stall neu und einen weiteren um. Weitere Hallenumbauten sind geplant. 200 Milchkühe geben seither Milch und auch 100 Färsen werden von fünf Beschäftigten in drei Schichten versorgt. 4, 12 und 20 Uhr müssen die Kühe gemolken werden. Er habe gut motivierte Mitarbeiter, die ihm helfen, so der Holländer.

Stets an seiner Seite: Lebensgefährtin Eva Schumann und ihr Sohn Nils (10), die eigentlich aus Dessau stammen. In Wildenborn wollen sie demnächst ein Eigenheim bauen. "Der Bauantrag läuft", sagt der 33-Jährige. "Nils fühlt sich vor allem zu den Traktoren und Maschinen hingezogen, aber auch zu den Kühen", ergänzt Frau Schumann, die als Erzieherin in einer integrativen Kindertagesstätte arbeitet.

Mit 35 Kühen begann Hendriks den beruflichen Start in Wildenborn. 280 Milchkühe und noch einmal soviel Färsen sollen es einmal werden. "In Holland hätte ich einen solchen Betrieb nie aufbauen können, denn dort ist die Milchquote vier Mal so teuer", erklärt Hendriks. Auch die Flächen, die zur Verfügung stehen, seien kleiner.

Hendriks lobt vor allem die Kooperation mit seinen Heuckewalder Partnern. "Das sind gute Leute, die Chemie stimmt", bringt er es knapp und bündig auf den Punkt. Dass der 33-Jährige auf dem richtigen Weg ist, belegen seine Auszeichnungen. So ehrte die Molkereigenossenschaft Bad Bibra Hendriks für seine gelieferte Milchqualität als zweitbesten Betrieb in Sachsen-Anhalt. "Die Futterzusammenstellung für die Kühe ist eine Wissenschaft für sich", merkt Frau Schumann an. Den Tieren nur Gras vorwerfen, das funktioniere nicht. Das Futter werde von der Agrar GmbH Heuckewalde geliefert, die mit Gesellschafter ist.

Etwa vier Mal fährt er im Jahr nach Holland zu seiner Familie. Seine Mutter habe ihn aber auch schon in Wildenborn besucht. "Sie ist richtig stolz auf ihren Jungen", sagt Frau Schumann. Dass Hendriks mit den holländischen Fußballern bei einem Spiel mitfiebert, dabei bleibe es aber nach wie vor, gibt er lächelnd Auskunft. Denn er sei nun einmal ein richtiger Holland-Fan.