Historisches Bauwerk Historisches Bauwerk: Engagement holt Brunnen aus dem Dornröschenschlaf
Zeitz/MZ. - Dieter Kipping liebt die Natur und die Ruhe, die sie ausstrahlt. Da der 50 Jahre alte Mann vom Dorf stammt und dort von Grün umringt aufgewachsen ist, möchte er auch in der Stadt die Natur nicht missen. Deshalb verbringt Kipping einen großen Teil seiner Freizeit im Garten der Villa, in der er wohnt, und hält ihn mit Engagement in Schuss. Das Gründerzeithaus, das nach den Worten seines Besitzers Bernd Landmann (51) 1914 gebaut wurde, befindet sich am Zeitzer Kleefeldplatz. Einst gab das Haus dem Kinderwagenfabrikanten Opel und seiner Familie ein Zuhause. Auch wenn die Fassade des Gebäudes heute eine Sanierung notwendig hat, strahlt das Haus Würde aus.
Eine Besonderheit hat die Villa im Garten zu bieten. Denn da, so meint Kipping, befindet sich einer der ältesten Springbrunnen von Zeitz. Zwar plätschert jetzt, in der kalten Jahreszeit, kein Wasser aus dem Wasserspeier, der der Form einer großen Vase nachempfunden ist. Einen liebevollen Blick hat der Mieter für den Brunnen dennoch immer übrig. Schließlich war er es, der ihn wieder zum Leben erweckt hat. Zu DDR-Zeiten sammelten sich Erde und Schutz im Brunnenbecken. Daran, dass er eines Tages wieder Wasser speien und munter plätschern würde, glaubte niemand. Doch als Kipping und seine Familie vom Zeitzer Johannisteich an den Kleefeldplatz gezogen war, holte er das historische Bauwerk aus dem Dornröschenschlaf. Inzwischen schwimmen sogar Goldfische im etwa eineinhalb Meter tiefen Becken. Und wenn Landmann das sieht, dann erinnert er sich an seine Kindheit. Das Haus, blickt er zurück, befindet sich seit den 50er Jahren im Familienbesitz. "Und früher, als ich noch Kind war, bin ich im Sommer in das Brunnenbecken baden gegangen." Ein Vergnügen, auf das der 51-Jährige heute lieber verzichtet.
Froh ist er allerdings darüber, dass er in Kipping einen Mieter gefunden hat, dem sein Wohnumfeld am Herzen liegt. Darum war Landmann auch einverstanden, als Kipping ihn fragte, ob er den Brunnen wieder herrichten dürfe. Die beiden Männer, so war zu erfahren, arbeiteten letztlich Hand in Hand. Der eine leistete seinen finanziellen Beitrag, der andere seinen handwerklichen. Der Brunnen gewann an Dichtheit, die Sandsteinsäule, an deren Spitze sich der Wasserspeier befindet, wurde im unteren Bereich mit Klinkern verstärkt, so dass die Gefahr des Umkippens gebannt war.
Wenn der Brunnen in Betrieb ist, dann befinden sich in seinem "Bauch" rund 16 Kubikmeter Wasser. Eine "Süffelpumpe aus dem Baumarkt", wie Kipping sagt, bringt das Nass in Bewegung. Der Strahl, der in die Höhe schießt, ist etwa 40 Zentimeter hoch. Das Wasser landet im Speier und plätschert über dessen Rand wieder in das Brunnenbecken hinein. "Es ist im Sommer idyllisch, das Wasserspiel zu beobachten und die Natur zu genießen", sagt Kipping und wirft der Sonne einen sehnsuchtsvollen Blick zu, bevor sie hinter einer dicken Wolke verschwindet.