1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Gedenkstätte für verbrannten Pfarrer: Gedenkstätte für verbrannten Pfarrer: Warum Brüsewitz-Säule in Zeitz für Ärger sorgt

Gedenkstätte für verbrannten Pfarrer Gedenkstätte für verbrannten Pfarrer: Warum Brüsewitz-Säule in Zeitz für Ärger sorgt

Von Angelika Andräs 16.09.2018, 10:00
Die Brüsewitz-Säule in Zeitz sorgt für Ärger.
Die Brüsewitz-Säule in Zeitz sorgt für Ärger. Hartmut Krimmer

Zeitz - So, wie Oskar Brüsewitz heute noch polarisiert und die Meinungen spaltet, so tut es auch die Gedenksäule, die vor der Michaeliskirche in Zeitz für ihn aufgestellt ist. Der Pfarrer aus Rippicha hatte sich am 18. August 1976 in der Innenstadt mit Benzin übergossen und angezündet. Deshalb die Säule.

Die seit einem Jahr auch eine Text-Tafel hat. Doch die, erst unbedingt gewollt und gefordert, erregt nun die Gemüter, weil sie „so aber überhaupt nicht geht“, wie Sabine Modelen an die MZ schrieb. Sie sei nämlich zu klein gewesen, um die Schrift ohne Brille lesen zu können. „Soll das ein Sehtest sein?“

Gedenk-Säule für verbrannten Pfarrer: Texttafel „optisch wahrlich kein Highlight“

Anfragen dazu gab es auch im Bildungsausschuss. Da ging es zumindest auch um die Lesbarkeit. „Ich habe mir nach der Anfrage von Karl Melzer die Säule auch noch einmal angesehen“, schreibt auch Stadtrat Jörn Röhler (ALL/AfD), „der Schriftzug war in den hellen Nachmittagsstunden kaum zu erkennen und passt meines Erachtens nach auch nicht zum darüber befindlichen dunklen Schriftzug.“ Optisch sei es wahrlich kein Highlight im Zentrum der Stadt.

Ohne Tafel war die Säule aber eine Gedenkstätte, mit der kaum jemand etwas anfangen könnte. Die Gedenkveranstaltung zum 40. Jahrestag der Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz 2016 nahmen die Stadt Zeitz und die Gemeinde Gutenborn deshalb zum Anlass, die Idee mit der Tafel voranzubringen.

Gedenk-Säule für Oskar Brüsewitz: Von wem kam die Idee für die Infotafel?

Bis dato hatte die Säule nur das dunkle Band mit dem Datum und dem Namen Brüsewitz’. Ohne weitere Erklärung. Wofür es steht, erfuhr der geneigte Betrachter dabei nicht. Also sollte eine ergänzende Tafel deutlich machen, worum es geht und wessen mit dem Steinblock gedacht wird.

„Die Anbringung einer Infotafel an der Gedenksäule für Oskar Brüsewitz ging 2016 von Dr. Elmer-Herzig aus“, konkretisiert Pressesprecherin Susanne Janicke. Elmer-Herzig ist evangelischer Pfarrer und war Gründungsmitglied der SPD in der DDR. Nach seiner Anregung habe es eine Abstimmung zwischen der Stadt Zeitz und der Evangelischen Kirchgemeinde Zeitz gegeben.

„Im Ergebnis wurde vereinbart, dass der Zeitzer Pfarrer Werner Köppen einen Text für die Infotafel entwerfen sollte“, so Janicke, „über diesen Textvorschlag wurde in einer Kapitelsitzung der Vereinigten Domstifter als Eigentümer der Michaeliskirche diskutiert, und es erfolgten noch Änderungen im Text.“ Damit nicht genug: Erst nach Abstimmung mit dem Regionalbischof Johann Schneider wurde schließlich im Jahr 2017 der Text zur Herstellung der Informationstafel freigegeben.

Stadt plant nicht, an der Tafel etwas zu ändern

Nachdem nun viele Autoren für den richtigen Inhalt gesorgt hatten, konnte die Herstellung des Schildes durch die Firma Enzmann erfolgen. Finanziert wurde die Tafel halbe-halbe von evangelischer Kirchgemeinde und Stadt Zeitz. „Es ist unbestritten, dass dieser Text nicht in die Tiefe geht und auch geschehenes Unrecht nicht widerspiegelt“, so Janicke, „das war aber auch nicht das Ansinnen dieser Informationstafel.

Diese Tafel soll Besucher der Stadt kurz und knapp darüber informieren, warum diese Gedenksäule an dieser Stelle steht und was es für eine Bewandtnis damit hat.“ So informiert die Tafel ohne Wertung, Hintergründe und Meinung darüber, dass sich Pfarrer Oskar Brüsewitz am 18. August 1976 in Zeitz aus Protest gegen Bevormundung durch das SED-Regime selbst verbrannt hat. „Es ist nicht geplant, am Text der Informationstafel etwas zu ändern“, heißt es abschließend dazu aus der Stadtverwaltung. Ebenso ist, zumindest jetzt, nicht geplant, die Tafel als solche zu verändern. (mz)