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Gastspiel in Alttröglitz Gastspiel in Alttröglitz: Dr. Eierschecke auf Verbrecherjagd

Von yvette meinhardt 25.03.2014, 16:00
Tom Pauls gastierte am Wochenende im Hyzet-Klubhaus und ging als Ilse Bähnert auf Verbrecherjagd.
Tom Pauls gastierte am Wochenende im Hyzet-Klubhaus und ging als Ilse Bähnert auf Verbrecherjagd. Helga Freund Lizenz

Alttröglitz/MZ - Sie trägt karierte Filzpantoffeln, eine schlagkräftige Handtasche, Hut und Perlenkette wie Frau Elster - wenn Ilse Bähnert (alias Tom Pauls) die Bühne betritt, zieht sie sofort die Zuschauer in ihren Bann. Eine Lachnummer jagt die nächste und „hier bekommt jeder sein Fett weg“. Da sitzt in der ersten Reihe ein Leipziger, der sich mal was Hübscheres anziehen könnte. Nur ein paar Stühle weiter erblickt die Seniorin einen Sportplatz mit Hecke (Glatze), und der nächste hat zwar keinen Ehering am Finger, aber Ringe unter den Augen.

Toter in der Bäckerei

Nach einem Gläschen Eierlikör widmet wird Sachsens witzige Witwe der eigentlichen Story. Ilse Bähnert ermittelt in einem echten Mordfall. Ihr Lieblingsbäckermeister wird tot in der Backstube aufgefunden. Das Buch mit den alten sächsischen Rezepten wie Dresdener Stollen, Leipziger Lerche und Eierschecke ist verschwunden. Das Drama nimmt seinen Lauf, passend dazu heißt die Band „Schimansky“ und greift immer wieder musikalisch ein. So erklingen die Filmmusiken von Tatort, Soko, Polizeiruf und James Bond. Unterdessen verwandelt sich Toms Pauls abwechselnd in den Polizeikommissar Manfred Strietzel, den Besitzer des Cafés Toscana, Konditor Gränzel, der russischen Mafiosi Malakoff und den Hauptkommissar Johannes Bücklich-Bömmler aus Köln. Für letztgenannten sind alle Sachsen nur „Ossilanten.“ Doch er bekommt von Ilse Bähnert mächtig sein Fett weg: Der Wessi ist doch zu blöde zum Lesen. Denn aus der Dresdener (abgekürzt mit Dr.) Eierschecke macht er doch glatt weg einen Doktor Eierschecke.

Tom Pauls ist Vorstandsvorsitzender der 2007 gegründeten Ilse-Bähnert-Stiftung, die sich die Erhaltung und Pflege der Sächsischen Kultur und Sprache zum Ziel gesetzt hat. So sanierte die Stiftung zum Beispiel in Pirna das kulturhistorisch wertvolle Wohnhaus des Baumeisters Peter Ulrich. Heute fungiert das Haus als Sitz der Stiftung und wird seit 2011 als Theater, Museum und Café genutzt. (Quelle: Wikipedia)

Das Publikum tobt. Es sind die alltäglichen Dinge, die Tom Pauls inhaltlich und emotional auf den Punkt genau trifft. Er gibt all seinen Figuren ein unverwechselbares Gesicht, überzeugt in Mimik, Gestik und natürlich seiner Stimme. Dem vermeintlich bösen russischen Mafia-Boss vertraut der Zuschauer im Saal doch irgendwie mehr als dem hochnäsigen Kommissar. Dabei schlägt er auch den Bogen zur aktuellen Politik: „Die Krim war erst der Anfang, als nächstes kommt Zeitz.“

Sächsische Meisterschaften im Eierschecke-Backen

Der gelernte Ossi kennt sich aus, geht mit auf Reise nach Elbflorenz, Bad Schandau und Karl-Marx-Stadt. Gewürzt mit fast vergessenen sächsischen Begriffen wie Käffchen und Titschen, Hornzschie und Eiverpüppsch trifft der Kabarettist den Nerv des Publikums im ausverkauften Haus. Dank Ilse Bähnert werden schließlich auch die Rezepte gerettet. Und die schrullige Alte gewinnt erneut die sächsischen Meisterschaften im Eierschecke-Backen. Ihr Geheimnis: ein Schlückchen Eierlikör im Kuchen macht den Unterschied.

Das Publikum dankt es mit stürmischem Beifall. Und Ilse Bähnert verabschiedet sich mit dem bekannte Bill-Ramsey-Titel „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Und mit einem Liedchen auf den Lippen gingen viele Gäste nach Hause - natürlich in ihre „Heiabettchen“.