Forschung Forschung: Rehmsdorfer in Moskau hingerichtet

Rehmsdorf/MZ - Martin Meißner war 19 Jahre jung, als er in Moskau hingerichtet wurde. Er war Rehmsdorfer, doch kennen tut seinen Namen kaum einer. Der DDR-Bürger wurde 1951 vom Sowjetischen Militärtribunal auf dem Boden der Deutschen Demokratischen Republik verurteilt, widerrechtlich in die Sowjetunion gebracht und dort erschossen. An sein Schicksal zu erinnern, hat sich Manfred Kriegel vorgenommen.
Kriegel wohnt selbst in Rehmsdorf, war in den 1970er Jahren ebenfalls aus politischen Gründen in Haft, was Anlass für ihn wurde, sich über seine eigene Biografie hinaus mit dem Thema zu beschäftigen. Dabei entdeckte er den Band „Verurteilt zum Tode durch Erschießen - Opfer des Stalinismus aus Sachsen-Anhalt, 1950 bis 1953“, verfasst von Jörg Rudolph, Frank Drauschke und Alexander Sachse. Sie stützten sich auf das 2005 erschienene Buch „Erschossen in Moskau ...“, das alle deutschen Opfer jener Zeit betrachtete. Im Internet ist der Band mit Schwerpunkt Sachsen-Anhalt einsehbar. Er wurde mit Unterstützung des Landesbeauftragten der Stasiunterlagenbehörde publiziert.
Verhaftet bei Kontrolle im Zug
Das Buch erklärt einerseits den institutionellen Hintergrund. So arbeitete das 1950 gegründete Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR eng mit dem MGB - auf russisch ebenfalls Ministerium für Staatssicherheit - zusammen. Andererseits werden Einzelschicksale dargestellt. Im Fall des Dekorateurs und Sattlers Meißner begann alles am 31. März 1951 mit einer Kontrolle im Zug, der zwischen Berlin und Erfurt verkehrte. Man fand Klebezettel und Broschüren der „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ bei ihm. Diese Kampfgruppe habe Daten über Spitzel des Regimes und militärische Anlagen gesammelt und die Öffentlichkeit aufklären wollen. In der Dokumentation heißt es, das MfS habe ermittelt, Meißner habe dieser Organisation einen Bericht über die VEB Leder- und Kofferwarenfabrik geliefert.
Todesurteil in Moskau vollstreckt
In Weimar wurde Meißner erst vom MfS vernommen. Einen Monat später wurde er dem MGB überstellt und vor dem Sowjetischen Militärtribunal in Weimar wegen angeblicher Spionage und der Bildung einer antisowjetischen Organisation zum Tode durch Erschießen verurteilt. Das Urteil wurde in Moskau vollstreckt. Die Auslieferung geschah wider die DDR-Gesetze, wie die Dokumentation verdeutlicht.
Mittlerweile weiß man, dass zwischen April 1950 und Dezember 1953 in Moskau 923 Deutsche hingerichtet wurden. Sie kamen dorthin, weil das urteilende Gericht keines der DDR war, sondern ein sogenanntes Sowjetisches Militär Tribunal. Viele wurden von Russland rehabilitiert. Meißner 1996, 45 Jahre nach seiner Erschießung.
Manfred Kriegel hofft nun, dass sich Einheimische an Meißner erinnern und über ihn berichten. Zudem will er das rehabilitierte Opfer des Stalinismus durch Berichte wie diesen bekanntmachen.
Die Broschüre und Informationen finden sich im Internet aufseiten der Universitätsbibliothek Halle. Mit den Stichwörtern „Martin Meißner“ und „Todesurteil“ ist es über Suchmaschinen dort zu finden. Hier ein gekürzter Link zur Broschüre: http://url9.de/HYv.