Feste Regeln für Tänzer im lockeren Karneval
BORNITZ/MZ. - Marietta Haid-Gensheimer lebt in der Pfalz, Sabine Greger in Franken, Michael Barbian im Schwarzwald. Jetzt haben alle drei sechs Tage Urlaub genommen, haben sich im sachsen-anhaltischen Stedten niedergelassen und sind dort aber auch nur zum Schlafen. An jedem dieser Tage nämlich sind sie unterwegs, besuchen als Gasttrainer Karnevalvereine in Sachsen-Anhalt. Am Dienstag waren sie in Bornitz und in Schlaitz.
Alle drei sind sie Dozenten und Wertungsrichter beim Bund Deutscher Karneval (BDK), Haid-Gensheimer ist Leiterin des BDK-Schulungsteams. "Wir beobachten schon seit längerem, dass die Karnevalvereine in den Ost-Bundesländern irgendwie abgehängt werden, wenn man auf das Niveau bei unseren Meisterschaften sieht. Deshalb haben wir ein Ost-Konzept entworfen und kreuzen in diesen sechs Tagen bei jeweils zwei Vereinen im Training auf", erklärte sie. Bei jenen jedenfalls, die darum gebeten hatten.
Der Bornitzer Karnevalclub hatte. "Wir fahren ja jedes Jahr zur Landesmeisterschaft und auch jahrelang zu den Gruppenschulungen. Dieses Mal sind sie zu uns gekommen und darüber sind wir sehr froh", sagte Kirstin Blokowski, eine der beiden Bornitzer Tanz- Trainerinnen. "Karnevalistischer Tanz macht sich nicht von selbst. Das ist richtig Leistungssport und dafür gibt es Regeln und fest umrissene Anforderungen." Den stellen sich die Juniorengarde und die beiden Tanzmariechen, denn sie wollen bei der Landesmeisterschaft starten. Sieben Jahre alt ist die Profenerin Julia Hanke, das Tanzmariechen der Bornitzer Jugendgruppe, 13 Jahre zählt das Junioren-Tanzmariechen Franziska Roßberg, auch sie wohnt in Profen. Und wie sie sich alle bemühten, auch ihren leicht geänderten Marsch sauber durchzutanzen, gefiel Haid-Gensheimer und Barbian ausgesprochen gut.
"Ich bin super zufrieden", betonte die Leiterin des Schulungsteams. Die Vorbereitung durch die Bornitzerinnen Kirstin Blokowski und Renate Pisniak sei großartig. Im Grunde habe man nur ein, zwei Figuren in der Choreographie des Marsches umgestellt und auf einen deutlich hörbaren Bruch beim Schnitt der Musik hingewiesen, der mit Sicherheit einen Punktabzug beim Turnier bringen würde.
Ansonsten sei jetzt schon mehr herausgekommen, als bei der bisherigen Schulungspraxis, wenn sie pro Tag mit acht Gruppen je eine Stunde üben konnte. In diesen Tagen hingegen könne man zu dritt 54 Gruppen aus zwölf Vereinen erfassen, es entfallen die Fahrtkosten für die Vereine und es käme einfach mehr heraus dabei. Der Schwarzwälder Karnevalist Michael Barbian sieht das ganz ähnlich. Die räumlichen Möglichkeiten im Saal der Gaststätte "Elsteraue" empfand er als angenehm, die Mädchen begeisterten ihn mit ihrer Disziplin und Tanzfreude und die Trainerinnen mit ihrer Bereitschaft, Empfohlene Änderungen anzunehmen und umzusetzen. "Dann machen wir das nämlich nicht umsonst", sagte er zufrieden, "es bringt richtig was."
Bringen soll es dem Bornitzer Karnevalclub wieder vordere Plätze bei der Landesmeisterschaft der karnevalistischen Tänze. Das erste Mal sprang 2002 ein Bornitzer Landesmeistertitel im karnevalistischen Paartanz heraus, den hatten sich Franziska Lüer und der damals zwölfjährige Tom Blokowski erkämpft. In diesem Jahr holte er sich mit seiner neuen Tanzpartnerin Fanny Stielke in Dessau-Roßlau den Vizelandesmeistertitel und Franziska Roßberg kam in der Klasse Junioren auf einen achtbaren fünften Platz. Das Tanzpaar freilich muss in dieser Session ein wenig kürzer treten, denn Fanny Stielke hängt in den Master-Prüfungen. Da wird es zurzeit nur wenig mit dem verschärften Training für die Landesmeisterschaft. Aber da sind ja noch die Jüngeren.