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Erinnerung an Elli Voigt soll lebendig bleiben

Von ANGELIKA ANDRÄS 22.02.2010, 18:01

GROSSOSIDA/MZ. - Und mit Geschichte hat das Anliegen des ehemaligen Journalisten, der jetzt in Berlin lebt, zu tun. Geboren ist Kurt Kutzschbauch allerdings in Großosida.

Kutzschbauch hat in seinem Tagebuch von 1944 und 1945 auch festgehalten, wie er das Kriegsende in Großosida erlebte. Ein packender Bericht aus nächster Nähe. Die Eintragungen zum 15. April 1945 beziehen sich auf Elli Voigt. In der Nacht hatte der Bürgermeister Heinrich Kämpfe angeklopft und war mit einigen Amerikanern hereingekommen. Am Morgen des 15. April quartierten sich die Amerikaner überall ein: Bergisdorf, das sich verteidigte, wurde gestürmt. Am Abend zogen Truppen in Zeitz ein. An diesem Tag fand man Elli Voigt erschossen am Wehr. Die näheren Umstände sind nicht bekannt.

Kutzschbauch schreibt dazu: "Sie war von Kleinosida, wo schon die US-Truppen waren, zu uns herübergekommen, um uns zu sagen, dass wir die weiße Fahne hissen sollen. Die Amerikaner würden uns dann nichts tun. Das war aber schon am 13. April abends. Danke Elli, Du hast uns gewarnt und das mit Deinem Leben bezahlt." In Großosida wehten weiße Fahnen, die Bewohner hatten sie überall aufgehängt. Auf die höchste Spitze der Dächer hängte Kutzschbauch sie selber und dreimal hallte sein freudiger Ruf "Frei, frei, frei" über das Dorf, hielt er im Tagebuch fest.

Die Erinnerung an Elli Voigt ist Kutzschbauch immer geblieben. Deshalb wandte er sich auch an Rudolf Drößler und schrieb: ". . . hat eine Frau Elli Voigt, geborene Prüfe, uns in Großosida gewarnt. Sie hat es auf dem Rückweg nach Kleinosida mit dem Leben bezahlt. Ich möchte vorschlagen, dass eine Straße in Großosida, die jetzige Dorfstraße, nach ihr benannt wird. Dort hat sie als junge Frau bei ihren Schwiegereltern gewohnt, in Nummer 13 und in Nummer 11 bei meinem Vater hat sie jahrelang gearbeitet." Durch eine solche Straßenbenennung mache er sie nicht wieder lebendig, meint Kutzschbauch. aber er hoffe, dass auch künftige Generationen in und um Großosida an das schreckliche Ende des Krieges erinnert oder noch besser gemahnt werden.

Genau das ist auch der Aspekt, der dem Bürgermeister von Gutenborn Uwe Kraneis (parteilos) wichtig ist. Nach einem Gespräch mit Drößler hat er von ihm die Unterlagen erhalten. Sein Kommentar nach einer ersten Sichtung: "Ich werde dem Gemeinderat eine Straßenumbenennung vorschlagen." Vielleicht werde es nicht genau diese Straße, aber ich versuche, es kurzfristig hinzubekommen.