Die Olsenbande aus Würchwitz Die Olsenbande aus Würchwitz: Egons Tag beginnt mit Ausmisten

Würchwitz/Alttröglitz - Ein verschmitztes Lächeln, ein perfekt sitzender Nadelstreifenanzug, dazu eine Zigarre und eine Melone auf dem Kopf - das sind die Markenzeichen von Friedrich-Karl Steinbach. In Würchwitz kennt man ihn als Bürgermeister, über die Region hinaus ist er besser als Egon Olsen bekannt. Heute Abend feiert der fünfte Film über die Würchwitzer Bande Premiere im ausverkauften Haus.
Unter dem Titel Olsenbande wurde eine Reihe dänischer Kriminalkomödien bekannt. Die von 1968 bis 1998 entstandenen 14 Filme erzählen von den immer neuen Versuchen dreier Krimineller, einen „großen Coup“ zu landen, und einem sich wiederholenden letztlichen Scheitern, dadurch endlich reich zu werden. Die Ganoven werden von Ove Sprogøe (Bandenchef Egon Olsen), Poul Bundgaard (Kjeld Jensen) und Morten Grunwald (Benny Frandsen) dargestellt.
Zum Kleefest 2006 feierte der erste Würchwitzer Olsenbandenfilm Premiere. Damals drehte sich alles um den Milbenkäse. Es folgten die Olsenbande und der Thesenraub, das Bernsteinzimmer und die Suche nach dem vergessenen Stifterschatz.
Diese Filmrolle ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Der Würchwitzer Egon - ist wie sein Original aus den dänischen Gaunerkomödien - von kleinem Wuchs (1,52 Meter), eher ruhig und zurückhaltend. In seinem Alltag steht er um sechs Uhr auf, mistet Pferde und Schafe aus, kümmert sich um Hühner und Katzen. Denn der 79-Jährige lebt noch heute auf einem großen Bauernhof in Würchwitz, kümmert sich um seine kleine Landwirtschaft und steht regelmäßig vor der Kamera des kleinsten Filmstudios der Welt.
„Humus ist dran schuld, dass ich zum Film kam“, sagt der 79-Jährige und lacht dabei so verschmitzt wie im Film. Denn irgendwie stand schon fast jeder aus dem 600-Seelen-Dorf bei Helmut (Humus) Pöschel vor der Kamera. „Es war um die Jahrtausendwende, da haben wir gesagt, man müsste mal einen neuen Film über die Olsenbande drehen“, erinnert sich Humus. Denn Kameramann Thomas (Peng) Linzner ist seit Kindheitstagen großer Fan des Gaunertrios. Von der vagen Idee bis zum ersten Drehtag brauchte es drei Jahre, bis zum ersten Film dann noch drei weitere. Mittlerweile gibt es fünf Teile und eine vierteilige Dokusoap im MDR.
„Die Dreharbeiten halten mich mächtig auf Trab und ich bin ganz schön herumgekommen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal mit einem Geldkoffer in Zürich in die Bank marschiere“, sagt der Laiendarsteller. Denn im neuen Film reist die ganze Bande in die Schweiz. „Mit Humus lernt man immer neue Leute kennen, das Leben wird einem da nie langweilig“, sagt der 79-Jährige. So erwartet er zur Premiere am heutigen Abend ganz persönlich ein paar Freunde aus der Schweiz, denen Egon ein guter Gastgeber sein will.
Im ersten Film der Olsenbande musste Egon kaum etwas sagen, der Streifen war gerade mal zwölf Minuten lang. Die Ansprüche wuchsen, so musste Egon im Teil drei sogar mal ein paar Worte englisch sprechen. Und der neue Film ist mit 70 Minuten schon länger als eine Stunde. „In meinem Alter fehlen einem schon so manche Synapsen, ich vergesse mal eine Zeile und so mussten wir manche Tonaufnahme 16 Mal drehen“, plaudert Egon. Doch das ganze Team sei da sehr geduldig mit ihm gewesen. Im Geheimen sei verraten, manchmal stand der Text auch auf der Rückseite der Zeitung.
Was sein schönstes Erlebnis war? „Auf der einen Seite die Begegnungen mit interessanten Leuten wie mit Kosmonaut Sigmund Jähn oder Polizeiruf-Kommissar Jaecki Schwarz. Aber am emotionalsten war ein Erlebnis auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Eine Schulklasse stürmte auf uns zu und wollte Autogramme“, erzählt Egon.
Mit ein bisschen Wehmut schaut er auf die Premiere heute Abend. Denn die Dreharbeiten und der abwechslungsreiche Alltag sind jetzt erst einmal vorbei: „Ich hätte gar nicht gedacht, was man im Alter für einen Blödsinn macht.“ Geht es nach Egon, so ist nach dem fünften Teil noch lange nicht Schluss: „Ich habe einen Plan. Man könnte mal eine teure Stradivari-Geige aus dem Gewandhaus stehlen." (mz)
