Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Gespenster sorgen für Spuk im alten Gewölbe
DROYSSIG/MZ. - Die Mitteldeutsche Zeitung möchte in diesem Jahr an die Tradition anknüpfen und in Anlehnung an den Adventskalender jeden Tag ein Türchen öffnen. Und das im wahrsten Wortsinn. Die Geschichten bis Heiligabend beginnen an der (Haus)Tür und beschreiben das Leben dahinter. Diesmal: In der Schlosskirche Droyßig, wo es ein Gewölbe gibt, das aus einer Längstonne mit vier Quertonnen besteht. Hier finden Lesungen statt.
In der Schlosskirche Droyßig spukt es. Im Winter weniger, dafür im Sommer öfters. Dann geht das Schlossgespenst um. Um anderen richtig das Fürchten zu lernen, kommt es nicht allein, sondern bringt noch weitere Gesellen mit.
Wie Veronika Huhnstock, die zusammen mit den Gespenstern hinab ins Gewölbe steigt. Hier ganz unten im Schloss führt die Leiterin der Gemeindebibliothek mit kleinen Geistern, die mit der Kindergartengruppe oder ihrer Schulklasse den Weg hierher finden, eine Buchlesung durch.
Meist stehen dabei gruselige Geschichten im Mittelpunkt. "Besonders zu Halloween nutze ich gern die alte Schlosskirche für Veranstaltungen", sagt Veronika Huhnstock. Dann werden Kostüme aus Bettlaken verteilt und aus den Kindern werden kleine Gespenster. Wenn die sich wieder verziehen, zieht im Gewölbe Ruhe ein.
Was gibt es sonst eigentlich in dem Gewölbe zu sehen? "In der Gruft leben ein paar Kröten", erzählt Günter Koschig. Er ist Vorsitzender vom Heimatverein Droyßig und hat als solcher die Schlüsselgewalt über die Schlosskirche, die von Fachleuten als ein Denkmal von überregionaler Bedeutung angesehen wird. Besonders beeindruckend ist die Größe des Innenraumes. "Besucher, die zum ersten Mal die Schlosskirche betreten, erstarren regelrecht", sagt Koschig. Immerhin hat der ungegliederte einheitliche Raum eine lichte Länge von fast 18 Metern, ist elf Meter breit und verfügt über rund 15 Meter Höhe bis zur Unterkante Dachstuhl. Doch nicht nur die Ausmaße sind überwältigend, sondern auch die Architektur. "Gestaltung und Bauausführung sind exzellent", schwärmt Koschig von der alten Schlosskirche, deren Grundstein laut Überlieferung am 21. Juni 1622 gelegt wurde.
Wer an einer Führung durch die Kirche teilnimmt erfährt auch, dass bereits im Jahr nach der Grundsteinlegung der Bau wegen Geldmangels infolge des Dreißigjährigen Krieges eingestellt werden musste. In der Folgezeit wurde das Gebäude unter anderem als Getreidespeicher genutzt, wie Quellen aus dem 19. Jahrhundert belegen. Der Abstieg über eine Treppe im östlichen Bereich der Kirche in das Gewölbe ist weniger interessant, befindet Koschig, weil es unten nicht wirklich etwas zu sehen gibt. Natürlich denkt man hier sofort an eine Krypta, an eine Art Familiengruft, doch Tote ruhen in dem großen Untergeschoss, bestehend aus einer Längstonne mit vier niedrigen Quertonnen, nicht. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass das Gewölbe als Grabgelege gedacht war. Dass das Ganze recht großspurig ausfällt und größer angelegt ist als manche Krypta eines Domes, hat einen technischen Grund, weiß Koschig. Die Schlosskirche Droyßig wurde nämlich direkt über dem Burggraben errichtet, und diesen Höhenunterschied galt es bei der Konstruktion des Bauwerks zu überwinden.
70 Besuchergruppen schauten sich in diesem Jahr in der Schlosskirche um, die Vergleiche zu anderen Bauwerken ihrer Zeit sucht. Viele machen sich gezielt auf den Weg, nachdem sie in diversen Veröffentlichungen etwas über das Baudenkmal erfuhren. Auch für 2011 liegen Günter Koschig schon erste Anmeldungen vor. Spontane Besichtigungen gibt es ebenfalls. So melden nicht selten Gäste des Schloss-Restaurants Interesse an. Für solche Fälle steht Wirt Kannegießer in den Startlöchern. Um Besucher mit dem Ort vertraut zu machen, hat er im vergangenen Jahr einen Lehrgang zum Regionalführer absolviert und besitzt wie Koschig einen Schlüssel zur Tür für die Schlosskirche.