1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Alte Kaufhalle versendet Pralinen

JETZT LIVE

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Alte Kaufhalle versendet Pralinen

Von IRIS RICHTER 24.10.2010, 17:12

Osterfeld/MZ. - Doch Gerd Neumann kauft nicht ein, wenngleich die Örtlichkeit, in der er sich befindet, noch bis vor wenigen Jahren ein Einkaufsmarkt war. Der Naumburger ist im neuen Standort der Osterfelder Caritas-Behindertenwerkstätten beschäftigt, arbeitet hier im Paketversand für den Thüringer Schokoladenhersteller "Rotstern".

Im vergangenen Jahr kaufte die Caritasbehindertenwerk Burgenlandkreis GmbH das Objekt in der Naumburger Straße der Kleinstadt. Seitdem flossen rund eine dreiviertel Million Euro in den Umbau des Gebäudes, mit dem im Frühjahr dieses Jahres begonnen wurde. Der Fleischer- und Bäckerbereich des alten Supermarktes verwandelte sich in Sozial- und Sanitärräume sowie in einen kleinen Küchentrakt mit Speisesaal. Auf der ehemaligen Einkaufsfläche entstanden drei Gruppenräume, in denen Behinderte gegenwärtig vor allem Backgewürze für die Weihnachtsbäckerei sortieren und verpacken, so dass ein Hauch von Kardamom und Lebkuchengewürz den neuen Werksbereich durchzieht. Die Lagerräume sowie die Anlieferzone der alten Kaufhalle werden als Versandzentrum genutzt, denn nach zwei Jahren Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Rotstern verpacken die Osterfelder jetzt nicht nur zwei Pralinenkästen und etliche Saisonware für die Thüringer, sondern sie haben den kompletten Paketversand für den Schokohersteller übernommen. So werden von hier aus in Kooperation mit zwei Paketunternehmen täglich kleinere Supermärkte und Einzelhandelsgeschäfte europaweit direkt mit den Thüringer Produkten beliefert. Zwölf behinderte und zwei betreuende Mitarbeiter sind in diesem Bereich tätig.

"Für uns stellt der neue Standort in Osterfeld keine Erweiterung dar, sondern wir haben unseren Bereich am Naumburger Dechantenberg aufgegeben und ihn hierher verlagert", erklärt Ralf Breuer, Geschäftsführer des Behindertenwerkes. Zum einen entspreche der Umzug der Unternehmensmaxime, die Standorte zu zentralisieren. Zum anderen konnte man mit dem neuen Objekt in Osterfeld die Arbeitsbedingungen für die Behinderten und Mitarbeiter aus Naumburg deutlich verbessern, macht Breuer deutlich. Seit Anfang des Monats sei schrittweise begonnen worden, den neuen Osterfelder Standort, den man offiziell als Werk 2 bezeichnet, in Betrieb zu nehmen. In der vergangenen Woche haben Eltern und Angehörige der Behinderten die Möglichkeit gehabt, den neuen Bereich kennenzulernen und sich auf den 1 000 Quadratmetern umzuschauen. Insgesamt 42 Arbeitsplätze für Behinderte sowie fünf Arbeitsplätze für betreuendes Personal entstanden. Zudem wurden Räume für Therapien und Ruhemöglichkeiten geschaffen. Gegenwärtig sind 36 Menschen vorwiegend mit seelischen Behinderungen im neuen Werk 2 tätig. "Einige kleinere Restarbeiten sind noch zu erledigen. So wird das Objekt, das kameraüberwacht wird, noch komplett eingezäunt", berichtet Ralf Breuer. Und auch in den Räumen wird noch einiges gestaltet, damit sich die Behinderten mit den neuen Räumen schnell identifizieren. So sind die weißen Wände teilweise schon mit Fotos von gemeinsamen Aktivitäten verschönert worden, wurde der Speiseraum mit Tonarbeiten, die die Behinderten selbst gestaltet haben, dekoriert. Auch Therapie-Hund Fine, der einer Mitarbeiterin gehört und der Liebling aller ist, hat schon sein Plätzchen am neuen Standort bezogen. Mit der kleinen Jack-Russell-Hündin drehen die Behinderten gerne eine Runde, wenn eine Ruhepause nötig ist.