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Bahnhöfe in der «Elsteraue» Bahnhöfe in der «Elsteraue»: Von Katastrophe bis Idylle

Von Torsten Gerbank 22.01.2002, 17:05

Reuden/MZ. - Das Empfangsgebäude des Profener Bahnhofes ist das jüngste in den Dörfern der Verwaltungsgemeinschaft "Elsteraue." Wer es erblickt, dem läuft dennoch ein kalter Schauer über den Rücken. Nicht nur die Profenerin Beate Beier denkt an Trümmerfelder, wie sie Bombenangriffe hinterlassen, wenn sie den vor rund 25 Jahren errichteten Flachbau sieht. Frau Beier fährt regelmäßig Bahn, kennt die Strecken nach Zeitz und Leipzig. "Einen vergleichbar schlimmen Haltepunkt gibt es nicht", sagt die Frau und blickt sich auf dem Bahnsteig um. Der macht einen trostlosen Eindruck. Erkennbar ist jedoch, dass zumindest versucht wird, ihn in Ordnung zu halten. In katastrophalem Zustand befindet aber das ehemalige Empfangsgebäude. Die meisten seiner Fenster sind mit dicken Blechen gesichert. Im einstigen Eingangsbereich scheinen die Vandalen gehaust zu haben. Sogar eine aus Sicherheitsgründen hochgezogene Ziegelwand ist zertrümmert, einfach weggerissen worden. Überall türmen sich Müll, Dreck, achtlos entsorgte Werbeprospekte. Wenn sie könnte, würde Frau Beier um den Durchgang vom Empfangsgebäude zu den Bahnsteigen einen Bogen machen. "Im Dunkeln", gibt sie unumwunden zu, "lasse ich mich lieber von einem anderen Ort mit dem Auto abholen, den Profener Bahnhof meide ich dann."

Silke Tietz und Erika Schmidt können der Frau aus Profen nur beipflichten. Auch sie sagen, dass der Profener Bahnhof der ausladendste der Region ist. Das Duo muss es wissen, es kennt die Stationen in der Region Zeitz aus dem Effeff. Silke Tietz und Erika Schmidt gehören zum Reinigungsteam der Bahn. Somit sind sie für Ordnung, Sauberkeit und ein gutes Stück Sicherheit auf den Bahnhöfen hierzulande verantwortlich. Die Frauen lesen Müll auf, leeren Papierkörbe, mähen Gras oder schippen Schnee. In der Reudener Wartehalle schwingen sie regelmäßig den Wischlappen. "Dort", schätzen sie ein, "macht das auch Sinn." Denn das Reudener Bahnhofsgebäude ist Konstrastprogramm zum Profener. Zwar haben auch in Reuden die Schalter kurz nach der Wende geschlossen, und Fahrkarten gibt es im Zug. Dennoch bietet es Reisenden immerhin einen hell getünchten und beleuchteten Warteraum mit Bänken. Sogar die Uhr am Gebäude zeigt die richtige Zeit an. Im Gegensatz zur Station im Nachbarort ist die Reudener sogar bewohnt. "Vier Personen leben in drei Wohnungen", sagt Margit Matthes. Die ehemalige Eisenbahnerin hat seit zwölf Jahren im Bahnhof ihr Zuhause. Zwar müssen zum Heizen noch Kohlen geschleppt werden, doch das würden sie und ihr Lebensgefährte in Kauf nehmen, sagt die Mieterin. Sie hat nichts gegen das Leben im Bahnhof. "Die Wohnung ist in Ordnung, und der Vermieter kümmere sich. Erst vor gar nicht allzu langer Zeit sei das Treppenhaus optisch in Ordnung gebracht worden. Schlimm sei nur die Zeit gewesen, als der Bahnhof auch einen Jugendklub beherbergte, erinnert sich die 67 Jahre alte Frau. "Doch die Zeiten", die sie als laut in Erinnerung habe, seien vorbei. "Ein Glück aber auch."

Noch beschaulicher, beinahe idyllisch geht es in Bornitz zu. Das kleine Bahnhofshäuschen mit seinen vergitterten Fenstern scheint seit Jahren keiner mehr betreten zu haben. Der Bahnsteig an sich macht einen gepflegten Eindruck. Am Ziegelhäusen neben den Gleisen sind die Jahre vorbei gehuscht: "Bornitz, Krs. Zeitz", steht in riesigen Lettern geschrieben.