Auftragsbücher füllen sich
Zorbau/MZ. - Das Handelsgeschäft mit Holzbearbeitungsmaschinen hat der 54-Jährige allerdings schon fast abgeschrieben. "Wer kauft noch neu, wenn genug moderne Maschinen aus Insolvenzen zur Verfügung stehen?", sagt er. Doch hat er mit der Generalreparatur von Holzbearbeitungsmaschinen eine Marktnische entwickelt, die ihn schon über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht hat. Eine Laminatfußbodenanlage an einem Ort demontieren und sie mit Ergänzungen woanders wieder aufbauen, das bringt Ziemer-Know-how sogar bis nach Saudi-Arabien.
Der Umsatz von einer Million Euro wird jetzt vor allem durch Produktion erreicht. Da werden Spezial- und Sondermaschinen aus Standardmaschinen umgebaut und mit einer eigens entwickelten Steuerung neu ausgerüstet. Und es wachsen aus Karl-Heinz Ziemers Kopf und der Hände Arbeit seiner "Alleskönner" in der Werkhalle komplett neue Maschinen für die Holzbearbeitung. Diese sind Unikate, weil sie auf spezielle Kundenwünsche hin erarbeitet wurden.
So steht eine angepasste Anlage zum Schleifen und Lackieren von Türen zum Beispiel ganz nahe, in Güsten, und ebenso eine Sondermaschine für die Längstbearbeitung bei der Türenfertigung. Ein großer Auftrag für Moskau, eine Linie mit neun Maschinen zur Fertigung von Küchenarbeitsplatten, wird gerade umgesetzt. Im zweiten Halbjahr soll eine Laminat- und Wandpaneelanlage dazu kommen. Die Pläne werden am Computer mit dem Kunden so abgestimmt, als wäre er ein Nachbar im Zorbauer Gewerbegebiet.
Das Reißbrett in Karl-Heinz Ziemers Büro ist zur Pinnwand umfunktioniert und vor allem Erinnerung an seinen Berufsweg, den der Diplomingenieur für Maschinenbau einst als Elektriker begann. Im Weißenfelser Kombimöbel-Werk, wo er technischer Direktor war, sammelte er die Berufserfahrung, die ihn schließlich gepaart mit neuen Erkenntnissen als Außendienstmitarbeiter eines Maschinenbauhandels standfest auch in der Marktwirtschaft machte.
Als an seiner Werksvertretung für ein Unternehmen in Nordrhein-Westfalen 1996 gespart wurde, ging Karl-Heinz Ziemer in die Offensive und gründete zum 1. Januar 1997 mit seiner Frau Ursula, die zuvor gerade das dritte Mal arbeitslos geworden war, die eigene Firma. Denn er meint: "Mach das, was du kannst, und nicht nur das, wovon du dir viel Geld versprichst." Bald war das Unternehmen aus der Lkw-Garage und den Büroräumen in der Weißenfelser Müllnerstraße herausgewachsen und wurde auch der einstige Kuhstall in Possenhain zu eng. Zwei Millionen DM Investitionen flossen in den Neubau in Zorbau und müssen sich jetzt in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit amortisieren. Da kommen die Auslandsaufträge gerade recht. Sie sichern jetzt sogar nicht mehr nur 15, sondern 18 Mitarbeitern Lohn und Brot.