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Aufforstung Aufforstung: Windige Nachbarn für jungen Wald

Von Sandra Littmann 12.11.2002, 18:22

Prittitz/MZ. - Erich Forner kann sagen, dass er "seinen" Wald, wie seine linke Westentasche kennt. Denn die zirka 50 000 Bäume wurden unter der Regie des ehemaligen Prittitzer Bürgermeisters gepflanzt und seit nunmehr zehn Jahren von ihm gehegt und gepflegt. "Das hier sind jetzt 2,36 Hektar", malt Forner einen Halbkreis durch die kühle Herbstluft und kann dennoch ein Stirnrunzeln nicht vermeiden. "Es wäre wunderbar, wenn die Bäume so hoch wachsen würden, dass man die Windräder nicht mehr sehen kann."

Die zehn Jahre alten Eichen, Buchen, Lärchen und anderen Bäume, die im Moment ihr buntes Blätterwerk verlieren, sind zwar gut gewachsen, wie auch das Forstamt bestätigte. Aber mit einer Höhe von durchschnittlich 4,5 Metern den Windrädern deutlich unterlegen. "Wir sind hier eine waldarme Gegend und damals gab es viele Fördermittel für eine solche Aufforstung", erinnert sich der 68-Jährige, der ein leidenschaftlicher Jäger ist und das Projekt mit anschob.

Hier seien im Laufe der letzten hundert Jahre so viele Populationen weggebrochen - es gebe kaum Rehe, kaum Schwarzwild und Hasen seien inzwischen die absolute Ausnahme. Mit der Aufforstung wollte man einen Grüngürtel um die Gemeinde legen, damit sich das Wild darin verstecken könne und sich eben wieder in den Wäldern niederlasse. Doch daraus scheint im Moment nichts zu werden, denn für Forner ist klar, die Rehe erschrecken sich vor den Windrädern. Im Dunkeln blinken die größten der Anlagen und zerstören das natürliche Umfeld. "Vielleicht gewöhnen sich die Tiere auch noch dran, aber für unsere Arbeit ist das erst Mal sehr nachteilig." Der Prittitzer ist stolz auf seinen Wald, der als geschütztes Biotop ausgewiesen ist. Als Obmann der Jäger kennt er nicht nur die Naturfreunde im Ort, sondern auch jedes Tier.

"Das hier ist die Spur vom Dachs. Dort hinten war mal ein Fuchsbau", führt der Rentner durch den farbenfrohen Baumbestand und erzählt, dass manchmal auch Schulklassen eine solche Führung haben wollen. Dann erzählt er auch, dass vor zehn Jahren an dieser Stelle normaler Ackerboden gewesen ist und eben kein Wald. "So richtig profitieren können wir von dieser Aufforstung natürlich nicht, sondern das ist ein Projekt, das wir für unsere Nachwelt hinterlassen."

Doch der Jäger macht sich auch Gedanken, wer den Wald pflegen soll, wenn die ABM-Stellen im öffentlichen Sektor wegfallen und wer die nächsten Bäume und Sträucher anpflanzen wird. Mit seinem Sohn hat er zwar für einen ebenbürtigen Nachfolger gesorgt, doch auch der könne zwar etwas für die Natur, aber nichts gegen den wachsenden Windräderwald tun. Kommentar