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Alles dreht sich um die Kühe

Von Maria Barsi 15.01.2007, 17:41

Langendorf/MZ. - Jörg Harnisch scheint froh zu sein, dass es Probleme mit dem Futterwagen gibt. Da ist der Landmaschinenschlosser unabkömmlich. Auch Kurt Harnischs Sache ist es eigentlich nicht, über sich selbst und das, was er tut, zu sprechen.

Ja, klar, einen bäuerlichen Mischbetrieb führt er mit seinem Sohn. Zwischen 90 und hundert Milchkühe stehen in den Ställen, knapp 120 Hektar Ackerland und knapp 20 Hektar Wiese bewirtschaften sie gemeinsam, bauen Futter für die eigenen Kühe und Kulturen wie Zuckerrüben, Weizen, Raps an. Und seit seine Frau Christa gesundheitlich nicht mehr so mitziehen kann, haben sie für den Stall einen Angestellten. Beide hatten sie in Aschersleben Landwirt gelernt, die Christa und er, bevor er sie auf den Hof seiner Eltern nach Langendorf "verschleppte". Hier zogen sie drei Kinder groß, mit Unterstützung der Altbauern, betont Christa Harnisch. Denn Bauern sein, sei Familiensache. Und ihr Mann wundert sich, wieso der bäuerliche Haushalt so unterschätzt werde. Da sei man zu DDR-Zeiten weiter gewesen, obwohl er zu dieser Zeit seine eigene Meinung hat. Viele würden ja auf die LPG schwören, aber es sei viel Ungerechtigkeit dabei gewesen. Und so überlegte die Familie zur Wende, wie man in so unsicheren Zeiten das ganze Anwesen über die Runden bringen könne und machte sich selbständig.

"Das Positive ist", sagt er, " dass man sich die Arbeit selbst einteilen kann." Man fühle sich freier, auch wenn man es gar nicht ist. Die Abhängigkeit von Banken, Lieferanten, Abnehmern sei groß, der Stundenverdienst niedrig. Trotzdem bereue er die Entscheidung nicht, auch wenn er heute einiges ganz anderes machen würde, könnte er noch einmal neu beginnen.

Harnischs Wohnhaus ist das älteste Gebäude des Hofes. Das jüngste ist der 1992 erbaute Boxenlaufstall mit Fischgrätenmelkstand. 63 schwarz-weiß Milchkühe fühlen sich hier wohl. Wie im alten Stall, den sein Vater 1952 für etwa 20 Rinder erbaute. Auch das ein Laufstall, ein hochmoderner dazumal. Daneben gibt es einen noch älteren Stall, den Harnischs als Abkalbestall nutzen.

Der 59-Jährige sieht sich als politisch denkenden Menschen, arbeitete früher im Gemeinderat mit und unterstützt den Dorfclub Göbitz. Die Konzentration allenthalben sieht er mit Skepsis. Man spreche nur über den Abbau von Bürokratie, aber sie passiere nicht. Und die Probleme in den Dörfern kämen erst noch. Zwar floss über die Dorferneuerung viel Geld in die Dörfer, aber kaum einer machte sich Gedanken um eine Umnutzung der Bauernhöfe und schon gar nicht über eine landwirtschaftliche Nutzung. Darüber macht sich Kurt Harnisch Sorgen. Und eine ganz eigene kleine Sehnsucht trägt er auch mit sich herum. Die nach "ein bisschen kleinem Viehzeug", das da schnattert und gackert. Durch die Nähe zur Milchproduktion ist da kaum etwas erlaubt. Sowieso werde man ja als Bauer nie mit der Arbeit fertig. Aber das Entenhaus aus seinen jüngeren Jahren steht noch draußen und ein wenig was wünschen wird man sich ja wohl noch dürfen.