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10. Landesliteraturtage eröffnet 10. Landesliteraturtage eröffnet: Frische Gedanken für einen schwierigen Alltag

Von Bärbel Schmuck 26.09.2001, 18:14

Weißenfels/MZ. - Mit Musik von Franz Schubert eröffnete das Orchester des Theaters Zeitz gestern Abend die 10. Landesliteraturtage feierlich in Anwesenheit von Lesenden und Schreibenden im Weißenfelser Kulturhaus. Allein 50 Veranstaltungen finden im Rahmen des viertägigen Ereignisses in Weißenfels statt. "Dafür sind wir dem Kultusministerium Sachsen-Anhalts und den Organisatoren vor Ort sehr dankbar", versicherte Oberbürgermeister Manfred Rauner (CDU) in seinen Grußworten.

Das Thema "Romantik heute? Heute Romantik!" sei der Region wie auf den Leib geschneidert. Denn kein anderer als der Bergbauwissenschaftler und Frühromantiker Friedrich von Hardenberg (1772-1801), der sich als Dichter den Namen Novalis gab und dessen 200. Todestag in diesem Jahr begangen wird, habe hier so deutliche Spuren der Romantik und der Naturwissenschaften hinterlassen. Deshalb empfahl das Weißenfelser Stadtoberhaupt den Autoren aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Niedersachsen, Berlin und Bremen sowie Bayern, während ihres Aufenthaltes im Landkreis Weißenfels und in der Stadt Zeitz die erweiterte Literatur-Gedenkstätte im sanierten Novalis-Haus zu besuchen.

Der Weißenfelser Landrat Rüdiger Erben wünschte den Landesliteraturtagen frische Gedanken für einen schwierigen Alltag. "Viel zu selten nehmen wir uns die Zeit, unser Leben zu reflektieren", sagte der SPD-Kommunalpolitiker. Die Frage "Romantik heute?" scheine in der gegenwärtigen Situation auf der Welt belanglos. Doch sie müsse gerade heute erlaubt sein, verwies Erben auf den zweiten Teil des Mottos der Literaturtage mit dem kräftigen Ausrufezeichen, "Romantik heute!" Dieter Kmietczyk (parteilos), Oberbürgermeister der Stadt Zeitz, wünschte den Landesliteraturtagen interessante Lesungen und ein interessiertes Publikum.

Als der Kultusminister Sachsen-Anhalts, Gerd Harms (Bündnis 90/ Grüne), das Bewerbungsverfahren kurz erläuterte und schilderte, warum die Weißenfelser und Zeitzer den Zuschlag als Gastgeber erhalten haben, waren die beiden aus Wilhelmshaven/Niedersachsen und Bremen angereisten Autoren, Johann Voß und Detlef Michelers, ganz schön platt. "Bei uns gibt es keine Ausschreibungen, an denen sich Landkreise oder Kommunen beteiligen können", berichtete Michelers, der heute um 10 Uhr im Weißenfelser Goethe-Gymnasium seine Erzählung "Lichtwechsel" vorstellen wird. Und Voß (er liest morgen um 21 Uhr im "Alten Brauhaus" der Kreisstadt aus seinem neu erschienenen Band "Kirschkatzengold" und stellt Lieder vor) ergänzte: "Wir Autoren müssen unseren Politikern hinterher laufen, damit wir lesen dürfen."

Das Konzept der Gastgeber, so Harms, habe überzeugt. Traditionen seien aufgegriffen und Bezüge zur Gegenwartsliteratur hergestellt worden. "Außerdem stehen die Politiker der Region Weißenfels-Zeitz, in der Novalis universal wirkte, hinter dieser Idee der Autoren- und Literaturförderung." Das bewiesen junge Leute wie André Schinkel aus Halle mit Miniatur-Lesungen und Nancy Fischer aus Teuchern, die aus den weltberühmten "Hymnen an die Nacht" von Novalis rezitierte.