Zirkus ist im Märchenland zu Gast
KROPSTÄDT/MZ. - 70 Jahre Kindergarten galt es zu feiern, und dafür hatte sich Matti als Löwe verkleidet, Fabian gab ein sanftes Kätzchen und Maria zeigte gekonnte Balanceakte auf dem Seil.
Bange Blicke hatte es vor Beginn des Festes gegeben, vom Himmel prasselte ein kräftiger Regenguss nieder. Doch noch vor dem Einmarsch der kleinen Zirkusleute hatte die Sonne alles wieder im Griff. "70 Jahre sind ein bemerkenswertes Alter für eine Kindereinrichtung", hob deren Leiterin Petra Baron bei der Begrüßung hervor. Inzwischen seien in der Einrichtung, die sich seit 2001 in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt befindet, mehrere Generationen von Kindern betreut worden.
Sie drückte ihren Stolz aus für alle, "die das Haus geprägt haben", sagte Frau Baron, die die Leitung im März diesen Jahres übernommen hatte. Fünf Erzieherinnen kümmern sich um derzeit 37 Kinder. "Wir sind damit sogar überbelegt", so die Leiterin. Dies regele sich mit Beginn des neuen Schuljahres wieder. Eine Bildergalerie und eine Chronik erzählten die Geschichte, die 1939 als Erntekindergarten begann. 30 Plätze gab es damals, damit die Frauen, die auf dem Felde arbeiteten, ihre Kinder gut beaufsichtigt wussten.
Als Wohnraum für Umsiedler wurde das Haus zwischen 1945 und 1948 genutzt. Schon am 1. Juni 1948 wurde der Kindergarten als ständige Einrichtung eröffnet. Zwei Gruppen gab es, das tägliche warme Mittagessen wurde aus Spenden der Eltern gekocht. Das Wasser musste noch aus der Pumpe geholt werden. Ab 1961 holten die Mitarbeiter das Essen in Kübeln mit dem Handwagen aus der Schulküche, ab 1967 übernahm die LPG den Essentransport.
Mit 32 Jahren am längsten ist Bärbel Eißner in der Einrichtung. "Im Nachhinein kann man nur sagen, dass die Zeit schnell vergangen ist", meinte sie. Mancher, den sie hier betreute, bringt inzwischen seine eigenen Kinder in das Haus. "Als ich anfing, standen die Kachelöfen noch, aber die Heizung war schon drin", erinnerte sie sich. Einen separaten Schlafraum gab es nicht. Nach dem Mittagessen wurden Tische und Stühle gerückt und die Matten aus dem Schrank geholt. Und das jeden Tag. "Es war eben so", sagte Bärbel Eißner.
Nachdem es immer wieder Erweiterungen gab, wurde im Jahr 1986 ein fünfter Gruppenraum eingerichtet. Und trotzdem reichte der Platz nicht. In jenem Jahr waren 96 Kinder in der Einrichtung, so dass die Älteren in einem abgetrennten Raum der Schulspeisung untergebracht wurden. Elf Jahre später, in den Jahren 1997 / 98, war mit 17 Kindern der Tiefpunkt der Belegung. 1994 wurde der märchenhafte Name verliehen.
Es zeichne die Kindertagesstätte aus, dass sie sehr gut in das Dorfleben integriert sei, lobte Brigitte Gänsicke, Geschäftsführerin des Kreisverbandes der Wittenberger Arbeiterwohlfahrt. Sie überbrachte zum Jubiläum ein großes Geschenk. Mit Grüßen vom Gemeinderat war Bürgermeister Peter Ackermann (CDU) gekommen. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Einrichtung noch lange Bestand haben möge.
Nach dem Zirkus hatte die Kindertanzgruppe aus Zahna einen Auftritt. Es wurde gekegelt, gebastelt und die Jugendwehr aus Kropstädt zeigte ihr Können. Auch eine lieb gewonnene Tradition, das Märchenspiel der Eltern, Kinder und Erzieher, wurde weitergeführt. Diesmal gab es "Der Wolf und die sieben Geißlein" zu sehen. Und da saßen die Bienen, Tiger und Elefanten aus dem Zirkus ganz gespannt auf ihren Plätzen.