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Zentrales Kanalnetz oder Schilfbeet?

Von Karina Blüthgen 11.09.2006, 15:34

Wartenburg/MZ. - "Wir möchten Geld sparen, das des Bürgers und das des Steuerzahlers", sagt der Vereinsvorsitzende Günter Korge.

Einwohnerzahl sinkt

Der Verein favorisiert statt der Schaffung eines Kanalnetzes, an das alle angeschlossen werden, vollbiologische Kleinkläranlagen mit Verrieselung oder Schilfbeet, und dies für einzelne Haushalte oder gegebenenfalls für mehrere Grundstücke, wo es sich anbietet. "Wartenburg hat 264 Grundstücke. Ein erheblicher Anteil ist jetzt gar nicht oder nur von einer Einzelperson bewohnt", erklärt Korge und verweist darauf, dass die Einwohnerzahl noch immer sinkt. Die entstehenden Mehrkosten, vermutet er, würden in diesem Fall auf die übrigen Wartenburger umgelegt.

80 Prozent der Grundstückseigentümer stünden hinter der vom Verein vorgeschlagenen Lösung, "die übrigen sind nicht grundsätzlich dagegen", sagt Ulrich Zepperitz, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Der Gemeinderat habe sich dahin positioniert, in seinen Entscheidungen beide Varianten zu berücksichtigen, fügte Korge hinzu. "Unser Eindruck ist, der AZV versucht seine Variante durchzuboxen, koste es, was es wolle", ergänzt der Vorsitzende. Er wirft dem Verband vor, Berechnungen der vorgesehenen Investitionen zurückzuhalten.

Wolfgang Bormann, Geschäftsführer des AZV, weist dergleichen zurück. "Jeder muss sich an die Spielregeln halten, die der Gesetzgeber vorgibt", sagt er. Der Verband habe sehr wohl eine Gegenrechnung vorgestellt, der Anschluss Wartenburgs sei in jedem Fall wirtschaftlich. "80 Prozent der Wartenburger kommen mit einer zentralen Entsorgung billiger als dezentral", ist er überzeugt. Der erste Bauabschnitt für Wartenburg sei bereits beantragt, die Planung dafür abgeschlossen. "Den abschließenden Beschluss wird die Verbandsversammlung fassen", so Bormann.

Schlüssiges Konzept

Ähnlich äußert sich Torsten Seelig, Vorsitzender der Verbandsversammlung. "Der AZV erstellt im Ort derzeit ein grundstücksgenaues Abwasserkonzept sowie eine Kostenanalyse", hält er Kritikern entgegen. Der Verband sei an die strengen Förder-Vorschriften des Landes gebunden und halte sich auch daran. "Ohne Förderung wird nicht gebaut, das steht fest", betont er. Wenn ein schlüssiges Konzept vorliege, werde das durch den Verbandsausschuss und danach durch die Verbandsversammlung beraten. Erst dann werde es in der Gemeinde detailliert vorgestellt.

Ein Knackpunkt für oder gegen dezentrale Entsorgung ist die Entscheidung der unteren Wasserbehörde. "Die Behörde hat die Genehmigung dezentraler Anlagen in Wartenburg versagt", sagt Wolfgang Bormann. "Eine zentrale Anlage hat einen höheren Reinigungswert", weiß auch der Wartenburger Vereinsvorstand, wirft jedoch auch der unteren Wasserbehörde vor, mit "zu hoch angesetzten Zahlen" zu operieren. Die Zeit drängt für den Wartenburger Verein. "Bis zum 31. Dezember 2006 sind die Abwasserkonzepte für die Gemeinden festzulegen. Dann muss die untere Wasserbehörde ihren Segen geben", sagt Günter Korge. "Wann die Konzepte umgesetzt werden, ist wieder eine andere Frage."