Wohnungsgenossenschaft Wohnungsgenossenschaft: Kreis erwirbt Anteile für Flüchtlinge

Wittenberg - Der Kreis Wittenberg will von der Wohnungsbaugenossenschaft Wittenberg (WBG) Wohnungen für Asylbewerber anmieten. Dafür muss er für einen einmaligen Beitrag von 160 Euro Genossenschaftsmitglied werden und zudem für die Wohnungen Anteile je nach Größe erwerben. Für eine Zweiraumwohnung sind zum Beispiel neun Geschäftsanteile á 160 Euro fällig. Der Kreistag hat diesem Vorgehen am Montag mehrheitlich zugestimmt. Die Möglichkeiten des kommunalen und privaten Wohnungsmarktes zur Unterbringung von Asylbewerbern sei ausgeschöpft, heißt es in der Begründung.
Vorerst ist an zehn Wohnungen gedacht. Mit der WBG wurde dafür eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Diese schließt auch die soziale Betreuung der Menschen durch die Genossenschaft mit ein, indem diese das Patenschaftsprojekt der Arbeiterwohlfahrt Wittenberg mit unterstützt. Es ist die erste derartige Vereinbarung mit einer Wohnungsgenossenschaft im Kreis. Weitere Genossenschaften seien angesprochen worden, doch habe nur die WBG ein Angebot unterbreitet.
Mit Stand von Montag halten sich 1681 asylsuchende Menschen im Kreis Wittenberg auf. 149 sind in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht und 1532 in Wohnungen, davon 550 in Vockerode. Der CDU-Abgeordnete Sepp Müller kritisierte in der Kreistagssitzung heftig die Entscheidung des Landrates, noch in der Woche vor der Wahl zusätzlich Asylsuchende, die bislang in Bernburg Aufnahme gefunden hatten, in die Gemeinschaftsunterkunft nach Gräfenhainichen zu bringen. Das sei Öl ins Feuer derjenigen gewesen, die sich mit der Stimmung gegen die Flüchtlinge im Wahlkampf profiliert hätten, so Müller. Er sei als Mitglied in einem Wahlvorstand von Wählern dafür beschimpft worden. Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) verteidigte die Entscheidung. Es sei mit dem Innenministerium abgestimmt gewesen, das „Schleifer-Gebäude“ umgehend zu beziehen, sobald es als Flüchtlingsunterkunft hergerichtet ist, auch um weitere Anschläge auf das Haus zu verhindern.
Flüchtlinge aus Vockerode dort unterzubringen, wie es Müller eher vertretbar gehalten hätte, hielt Dannenberg für keine Lösung. Die Menschen aus Wohnungen in eine Gemeinschaftsunterkunft ziehen zu lassen, „wäre rückwärtsorientiert“, sagte der Landrat. (mz/teo)