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Wittenberger Predigt-Slam Wittenberger Predigt-Slam: Theologen slamen auf Marktplatz

13.05.2016, 09:17
Prediger-Slam in Wittenberg. 2017 soll die Veranstaltung auf dem Wittenberger Marktplatz statt finden. Der  Kölner Pfarrer Holger Pyka war einer der Gewinner der Vorjahre.
Prediger-Slam in Wittenberg. 2017 soll die Veranstaltung auf dem Wittenberger Marktplatz statt finden. Der  Kölner Pfarrer Holger Pyka war einer der Gewinner der Vorjahre. Kuhn/Archiv

Wittenberg - In seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ schrieb Martin Luther (1483 bis 1546), man müsse dem Volk aufs Maul schauen und „danach dolmetschen; so verstehen sie es denn und merken, dass man deutsch mit ihn’ redet“. Inwieweit Luthers Nachfolger dem Volk aufs Maul schauen, sei dahingestellt. In jedem Fall werden sie sich unter selbiges mischen, soweit es sich um die Teilnehmer am nächsten Wittenberger Predigt-Slam handelt. Der findet zwar erst 2017 statt, aber gespannt sein darf man schon mal darauf, denn dann werden die Slammer auf einer Bühne auf dem zentralen Wittenberger Marktplatz mit Gottes Wort um die Gunst ihrer Zuhörer wetteifern.

Bisher haben sie das immer im Clack-Theater Wittenberg gemacht. Zuletzt fand dort am 3. Mai die fünfte Auflage dieses vom Zentrum für evangelische Predigtkultur der Evangelischen Kirche in Deutschland entwickelten Formats statt.

Nach einem Workshop mit dem aus Marburg stammenden Poetry-Slammer Bo Wimmer begaben sich 15 Pfarrerinnen, Pfarrer, Prädikanten und Vikarinnen auf die Theaterbühne. Die Themen waren naturgemäß so unterschiedlich wie die Teilnehmer selbst. Nach Angaben von Manon Vollprecht vom Predigtzentrum ließ etwa Jessica Brückner aus Bacharach das Publikum „Simon Petrus als gestresste Mutter auf dem Spielplatz kennenlernen“. Aus Wittenberg nahm Stephanie Höhner teil, die in ihrem Beitrag einen leeren Briefkasten mit einem toten Glauben verglich. Am Ende gab es diesmal sogar zwei Sieger, die - wie es beim Poetry-Slam üblich ist - vom Publikum gekürt wurden. Vollprecht zufolge waren fünf Jury-Tische schon vor Beginn durch Wimmer ausgewählt worden. Man entschied sich für Barbara Eberhardt aus Regensburg und Jan-Henry Wanink aus Wuppertal. Letzterer habe das christliche Abendland erkundet, um dann festzustellen: „Mein lieber Okzident - Du solltest Dich mal wieder gründlich orientieren!“

Das in Wittenberg ansässige Zentrum für evangelische Predigtkultur gibt es seit 2009. Zu seinen Aufgaben gehört es unter anderem, die Lust an der Predigt zu fördern. Auch sollen Sprache und Kultur der Gegenwart erkundet und zur Predigtrede in Beziehung gesetzt werden. Das ist dann wieder gar nicht weit weg von Martin Luther. (mz/cni)