1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Wittenberg: Wittenberg: Kultur selbst organisieren statt nur «abhängen»

Wittenberg Wittenberg: Kultur selbst organisieren statt nur «abhängen»

Von KARINA BLÜTHGEN 17.10.2010, 16:49

WITTENBERG/MZ. - "Es ist sicher nicht der schönste Klub von Wittenberg, aber man kann sich hier aufhalten." Der Blick von Mike Hüttenrauch geht über Wände mit Plakaten, einem Leuchtschlauch über isolierten Heizungsrohren, Sofa, Tisch und anderen Möbeln. "Von hier aus planen wir die kulturellen Höhepunkte." Das ist nicht nur so daher gesagt. Im Keller des Gebäudes in der Piesteritzer Fritz-Heckert-Straße, das zur DDR-Zeit einmal Jugendklub war und in dem jetzt über der Bibliothek Karnevalsverein und "Hupfdohlen" proben, hat der Piesteritzer Verein "Youth" sein Domizil.

Die Gründung vor einem Monat war nicht aus dem Nichts heraus. "Youth" ist entstanden aus einem so genannten Mikroprojekt "Stärken vor Ort", gefördert durch den Europäischen Sozialfonds (ESF). "Wir sind jetzt im zweiten Jahr und hoffen, dass es weiter geht", sagt Hüttenrauch. Der 40-jährige Wittenberger hat sich den Hut aufgesetzt. "Leiter wäre nicht der richtige Ausdruck", meint er. "Die Jugendlichen sollen selbst leiten und Veranstaltungen organisieren."

Wer hierher kommt, ist zumeist des klassischen "Abhängens" im Jugendklub müde. Zwischen 17 und 27 Jahre sind die jungen Leute alt, in Ausbildung oder im Beruf stehend. Einige ihrer Veranstaltungen haben die Wittenberger schon kennen gelernt, zum Beispiel die Hörspielabende am Schwanenteich. "Dieses Jahr war es gut besucht, wir wollen es auch im nächsten Jahr weiter führen", verspricht Mike Hüttenrauch. Auch ein Jugendkonzert soll es geben.

Derzeit in Arbeit ist ein Band-Katalog für Wittenberg. "Wir wollen eine Übersicht schaffen, denn es gibt viele Musiker in Wittenberg. Die Richtung, ob Blasmusik oder Heavy Metal, ist dabei völlig egal", so Hüttenrauch. Er selbst hätte sich nicht vorstellen können, dass es so umfangreich wird. Schon jetzt haben die Jugendlichen über 40 Bands erfasst. Manche sind ein paar Jahre erfolgreich, andere kommen kaum über den Probenraum hinaus. "Wenn wir das ernsthaft machen, sitzen wir ein Jahr dran", vermutet der "Youth"-Chef. Der Katalog soll der Stadt und auch der Wittenberger Musikschule zur Verfügung gestellt werden.

Die Vereinsmitglieder, die sich in dem Raum natürlich nicht nur mit Projekten beschäftigen, haben sichtlich Spaß daran. Die Piesteritzer Tobias Nunweiler, 24 Jahre alt, und Falk Rehfeld (19 Jahre) sind zwei derer, die sich "Youth" angeschlossen haben. Ob Foto-Ausstellung, Band-Katalog oder das Organisieren von Konzerten, beide finden es gut, selbst Dinge auf die Beine zu stellen. Für weitere Veranstaltungen will sich der Verein eigene T-Shirts mit seinem Logo machen lassen und die Öffentlichkeitsarbeit verstärken. Ein Mitgliedsbeitrag wird, da noch ESF-Förderung für den gemieteten Raum fließt, derzeit nicht erhoben. "Im Vordergrund steht erst einmal, dass sich die Jugendlichen einbringen", sagt Mike Hüttenrauch.

Der Verein "Youth" in Piesteritz, Fritz-Heckert-Straße, hat donnerstags von 17 bis 19 Uhr seine Sprechzeiten. Neue Mitstreiter für Projekte sind gern gesehen.