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Wittenberg Wittenberg: «Der soziale Kitt» einer Stadt

Von rainer schultz 19.01.2012, 16:45

wittenberg/MZ. - Ergriffen nahm Claudia Fiedler am Dienstagabend im Wittenberger Rathaus das Dankeschön, in Vers- und Blumenform überreicht von Beate Stolze vom Verein "Herbstzeit" und Angelika Grünhardt, entgegen. Als Organisatorin des "Abends der Begegnung" für soziale Gruppen, hatte Fiedler das von Engelbert Pennekamp gegründete soziale Netzwerk übernommen und mit vielen neuen Initiativen bereichert.

Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) verwies auf die Bedeutung jener ehrenamtlich Tätigen, ohne die vieles nicht laufen würde: "Sie sind der soziale Kitt in einer Stadt, der alles zusammenhält." Einmal im Jahr gebührt ihnen, den sozialen und Selbsthilfegruppen, berechtigterweise der besondere Dank. Im Rathaus erschienen waren Vertreter von 70 Selbsthilfegruppen, 25 Seniorenvereinen und 30 sozialen Vereinen. Nun hat bei einer solchen Festveranstaltung auch die Kultur einen festen Platz. Musikschüler aus Coswig und das Wittenberger Tanzstudio Porwol übernahmen gekonnt diesen Part. Zunächst ließen Isabell Hatos und Marius Koch beachtliches Können aufblitzen, als sie vierhändig am Klavier mit dem "Norwegischen Tanz" von Edvard Grieg und dem "Slawischen Tanz" von Antonin Dvorak ihre Konzertreife unter Beweis stellten. Auch ein Blockflötentrio und zwei Mädchen am Keyboard zeigten, dass unter der Leiterin Steffi Friedrich an der Coswiger Musikschule gute Arbeit geleistet wird.

Die Tänzerinnen überzeugten mit ihren Darbietungen und einer perfekten Choreographie, von Roswitha Porwol erstellt. Die "Kleine Nachtmusik" von Mozart - warum nicht einmal getanzt? Selbst die dreijährigen Nachwuchstänzerinnen bekamen ihren Auftritt und ernteten dafür die Sympathien des Publikums. Auf die Kultur folgte der kulinarische Teil, angerichtet vom Seniorenzentrum am Lerchenberg. Und schließlich waren da Gespräche und die Vertiefung der sozialen Kontakte - auch ein Anliegen des Abends. Da gab es die Wittenberger Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppe mit dem 65-jährigen einstigen Forschungsingenieur Heinz-Günther Nastraha. "Wir sind wie eine große Familie, machen uns gegenseitig Mut und pflegen auch die Geselligkeit." Ähnlich wie Nastraha sieht es auch der 68-jährige Ralf Kersten aus Gräfenhainichen. "Seit 1974 leide ich an der Krankheit. Ein Kapitulieren gibt es nicht." Mit seinen Leidensgefährten trifft er sich einmal monatlich, auch zu Bildungsveranstaltungen. Karin Jahn vertritt die zweite Wittenberger MS-Gruppe und ist stolz darauf, die Gattin des Ministerpräsidenten, Gabriele Haseloff, als Schirmherrin der MS-Gruppen gewinnen zu können.

Die Politik zu sensibilisieren, war erklärtes Ziel. Alle Fraktionen des Stadtrats waren eingeladen und erschienen. Es nicht bei Sonntagsreden der Politiker zu belassen, sondern diese in die Pflicht zu nehmen - dafür setzen sich die vielen Ehrenamtlichen ein. Und am Dienstag wurde ihnen im Rathaus Gehör geschenkt. Auf dem sozialen Sektor braucht Wittenberg allerdings keinen Vergleich mit anderen Städten Sachsen-Anhalts zu scheuen. Fest eingeplant sind schon jetzt der Seniorenaktionstag am 5. September auf der Schlosswiese und das "Selbsthilfeforum" am 20. Oktober im Luther-Hotel.