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Von falschem Grafen und dunklem Brot

Von INA OTTO 16.09.2008, 18:31

HUNDELUFT/MZ. - Von der Burg ist wahrlich nicht mehr viel übrig, ein paar Grundmauern stehen noch. Der Rest wurde in den vergangenen Jahrhunderten zerstört, das Geröll als Baumaterial weiterverwendet.

Ronald Achatzi, zeitgemäß im mittelalterlichen Ritterkostüm gekleidet, hat die Vorburg, ebenjenen Rittersaal, wieder aufgebaut. Das Fachwerk wurde erneuert, das Dach repariert und die Holzsäulen, die das Gebäude im Inneren stützen, ausgetauscht. Früher wurde die Vorburg als Pferdestall genutzt, heute ist sie das Heim des Vereins Burg Hundeluft, der 2002 gegründet wurde. "Der Grundgedanke war, die Burgruine und ihr Umfeld weitestgehend zu erhalten und nicht dem Verfall preiszugeben", so der Burgherr, gleichzeitig Vereinsvorsitzender.

Am Sonntag hatte er vor allem repräsentative - und zusammen mit seinen ebenfalls historisch gewandeten Vereinskollegen durchaus dekorative - Funktion. Die Führung über das Burggelände übernahm Bürgermeister Rolf Petrasch (CDU) höchst selbst.

Der erzählte die Geschichte der Burg, die 1280 erstmals urkundlich erwähnt wurde und im frühen 15.Jahrhundert als Raubritterburg genutzt wurde. Ein Prominenter ging aus dem Sitz der Burg ebenfalls hervor: Der falsche Waldemar, der behauptete, aus dem askanischen Fürstenhaus zu stammen, soll eigentlich ein Müllersohn aus Hundeluft gewesen sein. "Wir machen jedes Jahr eine kleine Tour zum Denkmaltag. Oft kommen wir das Jahr über an Hundeluft vorbei und haben gesehen, dass sich hier an der Burg einiges tut. Das wollten wir uns mal näher anschauen", erzählen Otto Habbig und Ines Lehmann aus Kemberg, warum sie sich zum Denkmaltag das 260-Seelen-Dorf ausgesucht haben.

Einen noch weiteren Weg hatten Annette und Marie-Elisabeth Godefroid aus Berlin. "Dieser Denkmaltag liefert gleichzeitig auch immer Tipps für Ausflüge am Wochenende", so Annette Godefroid. Ein wenig enttäuscht waren sie schon, dass nur so wenig von der Hundelufter Burg übrig geblieben ist. Aber nächste Station sollte die Wasserburg Roßlau werden und die Berliner entschädigen.

In Hundeluft ging die Tour indes weiter zu anderen Denkmälern: Zunächst zum Backhaus, das 1850 errichtet und 1997 wieder aufgebaut wurde. Den Broten am Sonntag wurde aber ein wenig zu sehr eingeheizt, sie waren etwas dunkel geraten. Nur einen Katzensprung vom Backhaus entfernt hatten Freunde alter Gemäuer Gelegenheit, einen Blick in die kleine Barockkirche zu werfen. "Diese sollte eigentlich nach Zerbst, war den Fürsten aber zu klein", erzählte Petrasch, bevor er das Geheimnis um den Namen des Dorfes lüftete, das vom Hundelauf, also dem Gebiet, indem die Hunde laufen durften, abgeleitet sein soll.