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Unternehmen in Wörlitz Unternehmen in Wörlitz: Zweirad-Dietrich sieht sich ausgebremst

Von andreas behling 06.08.2015, 18:26
Thorsten Dietrich möchte gern sein Geschäft erweitern, der Denkmalschutz hat Einwände.
Thorsten Dietrich möchte gern sein Geschäft erweitern, der Denkmalschutz hat Einwände. behling Lizenz

wörlitz - Ein Drittel des Gartens hinter dem Haus soll geopfert werden. Das könnte man bedauern. Man könnte aber auch zufrieden ausrufen: Zum Glück! Denn was wie ein Verlust anmutet, das basiert auf den ausnehmend gut laufenden Geschäften einer Firma, die bereits in der vierten Generation in Wörlitz existiert. „Wir platzen in den bisherigen Räumen an der Georg-Forster-Straße aus allen Nähten“, sagt Thorsten Dietrich, seit 2005 Geschäftsführer von Zweirad-Dietrich.

Um der zunehmenden Enge zu entfliehen, wurde folglich der Entschluss gefasst, den Betrieb zu erweitern. „Zehn Meter nach hinten in Richtung Siedlung Bergstücken“, umreißt Thorsten Dietrich den Plan. Das würde - derzeit werden 250 Quadratmeter genutzt - einen Zugewinn von ungefähr 100 Quadratmetern bedeuten. Wichtig, um weitere Lagerkapazitäten zu schaffen und die Ausstellungsfläche zu vergrößern.

Nur vier Meter zugebilligt

Nach dem Besuch von Vertretern der Denkmalbehörde des Landkreises Wittenberg und des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Halle steht jedoch in den Sternen, ob Dietrich sein Vorhaben umsetzen kann. Statt der gewünschten zehn sollen es nur etwa vier Meter sein, die für die Ausdehnung zugebilligt werden. Damit kommen Zweifel auf, ob der Auszubildende übernommen werden kann. Von den zwei Beschäftigten, die nach der Erweiterung zusätzlich eingestellt werden sollten, ganz zu schweigen.

„Die Hersteller setzen natürlich bei der Präsentation ihrer Produkte die Maßstäbe höher“, erzählt Thorsten Dietrich. „Dem wollte ich - finanziell war alles abgeklopft - gern nachkommen. Das Gesamtkonzept passte einfach. Auch das Flair des Gartens würde ja nicht wirklich leiden.“ Doch beim Firmeninhaber hat sich der Eindruck festgesetzt, dass der Kreis einfach nur blockieren will. „Die von meiner Seite vorgetragenen Argumente fanden keinen Widerhall. Als ich auf eine mehrstöckige Pension, eine Arztpraxis und einen Friseur hinwies, die es in der Nachbarschaft gibt, hieß es, dass seien Altlasten, die nicht von Interesse wären.“ Der 43-jährige Chef schüttelt den Kopf. „Fast alles ist erst nach der Wende entstanden. Zweirad-Dietrich hingegen gibt es seit nunmehr 122 Jahren an diesem Standort. Da muss uns echt niemand etwas über Geschichte erzählen.“ Bekomme man nur vier Meter als Erweiterung zugebilligt, sei das „nichts Halbes und nichts Ganzes“. Reichlich perplex war Dietrich zudem, als ihm empfohlen wurde, sich doch an anderer Stelle anzusiedeln. „Das wäre finanziell unrentabel. Außerdem ist es schwer, einen besseren Standort zu finden. Hier ist hingegen alles abbezahlt. Hier existiert ein absolut gesundes Unternehmen“, macht er geltend. Hinzu komme, dass bei einem Weggang der Firma aus ihrem angestammten Domizil die Ortsfeuerwehr Wörlitz-Griesen vor erheblichen Schwierigkeiten stünde.

Architektin platzt der Kragen

Thorsten Dietrich ist der einzige verfügbare Maschinist, der im Alarmierungsfall am Tag ein Löschfahrzeug aus dem Depot steuern darf. Hätte er seinen Arbeitsplatz irgendwann tatsächlich auswärts, gäbe es keinen Fahrer mehr.

Jana Pfeifer, die die Firma Zweirad-Dietrich als Architektin betreut, platzte jedenfalls nach dem Besuch der Denkmalschützer der Kragen (siehe „Gartenparzellen gibt es nicht mehr“). Die Griesenerin, die für die SPD im Stadtrat Oranienbaum-Wörlitz sitzt, kritisierte, dass Gewerbetreibende ausgebremst und Expansionen verhindert werden. „Bloß weil - wie in Dietrichs Fall - zwei Grundstücke weiter ein Gebäude auf dieser Höhe endet“, erklärte sie ihren Ratskollegen. Das alles sei für sie „nicht mehr nachvollziehbar“.

Sie finde es „schon ziemlich frech“, wenn einem Unternehmen empfohlen werde, woanders hinzugehen. „Dann wird er seine fünfstellige Gewerbesteuerzahlung eben in Dessau-Roßlau oder Wittenberg entrichten.“