Tradition in Wittenberg Tradition in Wittenberg: Luthers Silberhochzeit

Wittenberg - Der Eintritt zum Fest „Luthers Hochzeit“ in Wittenberg wird in diesem Jahr teurer. Wer mitfeiern möchte, und es geht um nicht weniger als die Silberhochzeit, muss 15 Euro bezahlen, wobei es weiterhin Ermäßigungen geben wird. Und begünstigt werden sollen Einheimische, indem sie im Vorverkauf lediglich zwölf Euro zahlen.
Am Mittwochnachmittag haben Veranstalter und Vereinsvertreter die Preisentwicklung - 2018 waren es zehn Euro - mit gestiegenen Kosten unter anderem im Sicherheitsbereich begründet.
Mit offenen Augen
Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) sprach von Auflagen durch das Sicherheitskonzept. Gleichzeitig müsse „dem Sicherheitsbedürfnis der Besucher Rechnung getragen werden“. Johannes Winkelmann, Geschäftsführer vom Hauptorganisator, der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH, erinnerte beiläufig an eine Bombendrohung, die ihn einmal erreicht habe, als er gerade den Festumzug moderierte.
Zwar habe sich die Drohung als „Fake“ erwiesen, schön war’s trotzdem nicht. In punkto Sicherheit erklärte er, dass auch der Personalaufwand größer geworden ist und damit verbunden höhere Kosten entstehen.
Indes: Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, das soll hier nicht unerwähnt bleiben, dem bleiben Teuerungen in etlichen Bereichen nicht verborgen.
Ausdrücklich betonte Zugehör, dass die Erhöhung der Eintrittspreise nicht vom grünen Tisch entschieden, sondern mit den historischen Vereinen - Zugehör nennt sie „die Seele des Festes“ - diskutiert wurde. Mit Jürgen Donde (Stadtwache) und Klaus Pohl (Heimatverein) saßen gestern zwei Vertreter mit im historischen Bürgermeisterzimmer im Alten Rathaus.
Im Vorverkauf kosten die Eintrittsbändchen zum 25. Stadtfest „Luthers Hochzeit“ zwölf Euro, Kinder bis 14 Jahre zahlen nichts, es gibt verschiedene Ermäßigungen. Unter anderem erhalten Inhaber eines Familien- und Sozialpasses der Lutherstadt Wittenberg Bändchen für fünf Euro pro Person. Erhältlich sind diese Bändchen ausschließlich im Bürgerbüro des Neuen Rathauses.
Ein Termin für den Vorverkaufsstart konnte am Mittwoch auf der Pressekonferenz noch nicht genannt werden. An den Tageskassen werden vom 14. Juni an 15 Euro für ein „Hochzeitsbändchen“ fällig, das zum Eintritt an allen drei Festtagen berechtigt. Vergünstigungen gibt es für Jugendliche von 15 bis 18 Jahren. Ein Novum sind Tagesbändchen, die zehn Euro pro Person kosten werden.
Man stehe ebenso zum neuen Preis - wie zu „dieser Stadt, die mit ,Luthers Hochzeit‘ auch eine Marke hat“, erklärte Donde unter anderem. Pohl gönnte sich hinsichtlich des Preises ein Wortspiel und sagte unter Hinweis darauf, dass er bis zur Neuwahl des Lutherpaares noch der amtierende Luther sei: „Ich stehe hier und möchte es auch nicht anders.“ Kritikern gab Zugehör mit auf den Weg, dass sie für 15 Euro an drei Tagen 260 Stunden Unterhaltung und 80 Stunden Programm bekämen.
Nun sind die neuen Eintrittspreise nicht die einzige Änderung zum Stadtfest in diesem Jahr. Auch das Veranstaltungsgelände wird anders aufgeteilt: Es zieht sich nicht mehr bis zur Leucorea. Stattdessen wird es im Zentrum, am Markt, der Coswiger und der Schlossstraße sowie der neu gemachten Wallstraße und auf den Höfen - einschließlich Schlosswiese - konzentriert.
„Kompakt“ nannte das Winkelmann und versicherte: „Es wird nur kleiner, nicht weniger.“ Als weitere, nicht unerhebliche Änderung kündigte Winkelmann den Wegfall der Tonplaketten an, die bisher aufwendig und zu Zehntausenden in der Keramikwerkstatt Doster von Anja und Jörg Engler in Zahna gefertigt wurden. Nun soll es Eintrittsbändchen geben - und für Plakettenfans die Möglichkeit, eine solche als Souvenir zu erwerben.
Dass sie jetzt auf Bändchen fürs Handgelenk setzen, habe auch damit zu tun, dass die Plaketten bisweilen, sagen wir einmal, zirkulierten, respektive von mehreren Personen genutzt wurden.
Eine lange Geschichte
Die Geschichte des Wittenberger Stadtfestes reicht zurück bis 1993 und die 700-Jahrfeier Wittenbergs. Die sei so schön gewesen, dass man überlegt habe, was künftig stattdessen gemacht werden könnte. Winkelmann berichtet von einer Runde, aus der einer an eine kleine Lutherhochzeit erinnerte, die auf dem Lutherhof gefeiert worden war.
Die Idee kam an, dramaturgische Hilfe kam vom Mitteldeutschen Landestheater und das Personal fürs Fest wurde teilweise aus der Verwaltung heraus verpflichtet. Das erste Lutherpaar wurde von Katja Ptassek und Jürgen Simon gegeben. Der Eintritt 1994 betrug Winkelmann zufolge drei Mark, die Zahl der Besucher war überschaubar. Überhaupt: Dass sich das Fest einmal so entwickelt, habe seinerzeit niemand gedacht.
Dieses Jahr werden vom 14. bis 16. Juni 90000 Gäste erwartet. Beteiligt sind 30 historische Wittenberger Vereine, über 20 Musikgruppen und Gaukler. Für den Festumzug rechnen die Veranstalter mit 2000 Mitwirkenden und 300 beim Umzug der Kinder. Übrigens: Wer sich aktiv an der Gestaltung des Festes beteiligt, bekommt ein VIP-Bändchen. Die gibt es nach Angaben der Marketing GmbH nur über Vereine. (mz)