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Starkes Signal für inklusiven Tourismus Welterbe-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg ist erste barrierefrei geprüfte Tourismusregion im Land

Welterberegion Anhalt-Dessau-Wittenberg ist als erste barrierefrei geprüfte Tourismusregion in Sachsen-Anhalt zertifiziert worden. Minister lobt Vorreiterrolle. Was „Reisen für Alle“ bedeutet.

Von Paul Damm Aktualisiert: 18.09.2024, 11:16
 Minister Sven Schulze übergibt die Urkunde „Reisen für Alle" der   Welterbe-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg.
Minister Sven Schulze übergibt die Urkunde „Reisen für Alle" der Welterbe-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - Was für die meisten als selbstverständlich erachtet wird, stellt für andere große Herausforderungen dar: Treppenstufen beispielsweise. Für Rollstuhlfahrer bedeuten sie häufig eine unüberwindbare Hürde, die viele Orte unzugänglich oder eben schwer erreichbar macht. Dieses Problem hat auch der Tourismusverband „Welterbe-Region“ erkannt und sich auf die Fahne geschrieben: Seit 2018 setzt er sich dafür ein, Menschen mit körperlichen Einschränkungen einen barrierefreien – und somit unbeschwerten – Aufenthalt zu ermöglichen. Und diese Bemühungen waren erfolgreich.

Am Montag wurde im Rahmen des ersten Tourismustages in der Leucorea in Wittenberg die „Welterbe-Region“ als erste barrierefrei geprüfte Tourismusregion in Sachsen-Anhalt zertifiziert. Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) persönlich überreichte am Nachmittag die Urkunde feierlich an Elke Witt, Geschäftsführerin der Welterbe-Region, und ihre Stellvertreterin Anika Kinnemann.

Manuela Fischer, Koordinatorin des Projekts „Reisen für Alle“ beim Landestourismusverband, erklärt, dass Menschen mit Einschränkungen früher bei der Urlaubsplanung oft auf Schwierigkeiten stießen. Viele Unterkünfte waren nicht barrierefrei, Sehenswürdigkeiten und Museen oft nur schwer zugänglich, und es fehlten verlässliche Informationen. Inzwischen ist das vielerorts anders. Dank der Zertifizierung „Reisen für Alle“ finden die Betroffenen online detaillierte Informationen, beispielsweise über barrierefreie Hotels, Restaurants sowie Sehenswürdigkeiten in der Region – von einem Stadtbummel in Wittenberg bis hin zum Besuch des Bauhauses. „Der Gast muss im Vorfeld wissen: Was erwartet ihn.“

Lutherstadt ist zertifiziert

Die Zertifizierung „Reisen für Alle“ ist eine bundesweit gültige Kennzeichnung, die sicherstellt, dass die jeweiligen Unterkünfte optimal auf die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen abgestimmt sind, informiert Fischer. Zuletzt habe der Tourismusverband vier barrierefrei geprüfte Tourismusstandorte zertifiziert. Auch die Lutherstadt mit ihrer überwiegend ebenerdigen Altstadt und einem dreidimensionalen Stadtmodell für blinde Menschen zählt dazu. „In Wörlitz gibt es nun einen Treppenlift, der einen Zugang zum Schloss ermöglicht“, nennt Manuela Fischer als ein Beispiel. Auch die Doppelstadt Dessau-Roßlau sowie Bernburg gehen in Sachen Barrierefreiheit beispielgebend voran und haben ihr Zertifikat bereits erhalten.

Lobworte vom Minister

Insgesamt, benennt Fischer, haben in diesem Jahr stolze 63 Kooperationspartner in der Welterbe-Region ihre Angebote nach den Kriterien der „Reisen für Alle“-Zertifizierung prüfen lassen. Darunter befinden sich unter anderem 15 barrierefreie Beherbergungsbetriebe, drei speziell konzipierte Stadtrundgänge und zahlreiche Freizeit-, Kunst- und Kulturangebote.

In seiner anschließenden Rede betonte Minister Sven Schulze die Bedeutung dieser Auszeichnung: „Mit der Welterbe-Region Anhalt-Dessau-Wittenberg haben wir die erste barrierefrei geprüfte Tourismusregion in Sachsen-Anhalt. Damit senden wir ein starkes Signal für inklusiven Tourismus.“ Zwar sei Sachsen-Anhalt kein „klassisches“ Urlaubsziel für zweiwöchige Familienferien, aber für Tagesausflügler und Kurzurlauber durchaus attraktiv, sagt er und betont: „Es herrscht dennoch ein starker Wettbewerb, und wenn man ein Alleinstellungsmerkmal wie Barrierefreiheit hat, ist das von großem Vorteil.“

Die Zertifizierung ist nun die nächsten drei Jahre gültig und bietet Gästen mit Einschränkungen Planungssicherheit und verlässliche Informationen zu barrierefreien Angeboten hier in der Region.