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Streit um die Stromkosten für Pumpwerke in Euper

Von MARCEL DUCLAUD 11.08.2009, 17:26

EUPER/MZ. - "Wir werden bestraft, weil wir einmal der Gemeinde halfen, Kosten zu sparen", klagt Bernd Urban, zeigt auf das Steuerungsgerät in seiner Garage und fordert Gleichbehandlung.

Es geht um einen vergleichsweise geringen Betrag, um eine Pauschale in Höhe von 12,78 Euro pro Jahr, ein Ausgleich für die Stromkosten der Abwasserhauspumpen auf den Grundstücken der Bewohner von Euper, die ans heimische Stromnetz angeschlossen sind. Die hat bislang die Gemeinde Abtsdorf, zu der Euper gehört, finanziert. Jetzt ist Abtsdorf Wittenberg, jetzt gilt die Wittenberger Satzung, jetzt weigert sich der Entwässerungsbetrieb der Lutherstadt, für die Stromkosten aufzukommen.

Eine Regelung im Gebietsänderungsvertrag existiert nicht, was Bernd Urban, Carsten Knape und Achim Eulert heftig kritisieren. Knape sagt: "Beide Partner haben geschlafen bei den Verhandlungen." Sie fühlen sich vergessen, weil das Problem in Abtsdorf nicht existiert, dort sind so genannte Freispiegelleitungen mit natürlichem Gefälle installiert. Energiekosten fallen nicht an. In Euper funktionierte das nicht wegen des unebenen Geländes. Es wurde also Ende der 90er Jahre ein Druckentwässerungssystem eingerichtet mit den bereits erwähnten Pumpen. Und weil gespart werden sollte beim Bau, akzeptierten sie die Steuerungskästen samt Stromanschluss auf dem eigenen Grundstück. Urban: "Das war natürlich billiger, als eine separate Leitung zu legen. Daraus wird uns heute ein Strick gedreht. Wir versorgen mit privatem Strom eine öffentliche Anlage." Sie fürchten überdies, dass der Entwässerungsbetrieb die Wartung und Reparatur der Pumpanlage nicht - wie bisher geschehen - übernimmt. Das könnte, fürchten sie, weil die Anlage bereits rund zehn Jahre läuft, teuer werden. Für Unverständnis sorgt dabei, dass der Entwässerungsbetrieb bis zum vorigen Jahr Notdienst und Abrechnung durchführte - im Auftrag der Gemeinde Abtsdorf.

Und noch ein Argument führen die drei Einwohner von Euper ins Feld: Sie verweisen auf Labetz, dort sei ein ähnliches Druckentwässerungssystem installiert, dort stünden die Steuerungskästen allerdings vor den Grundstücken und würden versorgt durch zentrale Stromleitungen, Energiekosten fielen für die Bürger dort nicht an.

Wittenbergs Entwässerungsbetrieb geht indes von privaten Hebeanlagen in Euper aus, für die seien die Grundstückseigentümer zuständig. Klärwerkschef Hans-Joachim Herrmann räumt auf Nachfrage der MZ allerdings ein, dass die Satzung keine Regelung für Stromkosten vorsieht, weil eben überwiegend Freispiegelleitungen zum Einsatz kommen. Er sagt auch: "Die Technologie der Druckentwässerung ist in unserer Satzung nicht vorgesehen." Auf den Einwand, dass sich in der Wittenberger Satzung die Aussage "Zur öffentlichen Anlage gehören Abwasserpumpwerke" findet, erklärt er: "Das ist eine Frage der Definition." Den Fall von Labetz bestätigt Herrmann unterdessen: "Die Lösung dort gefällt mir auch nicht, ich kann sie aber nicht einfach ändern."

Der Chef des Entwässerungsbetriebes verweist andererseits auf die deutlich gesunkenen Abwasserkosten für Bürger von Abtsdorf und Euper. "Weil jetzt die Wittenberger Satzung gilt, spart ein Drei-Familienhaushalt pro Jahr rund 75 Euro." Er führt überdies einen Kompromiss an, der bei einem Treffen mit Ortsbürgermeister und Ortschaftsräten erzielt worden sei. Danach verpflichtet sich der Entwässerungsbetrieb, für Wartung und Reparatur zu sorgen - nicht aber für die Stromkosten. Eine Mehrheit der Bürger von Euper habe dies akzeptiert, so Herrmann.

Die drei Männer, die darauf beharren, dass ihre Stromkosten ersetzt werden, wollen sich damit offenbar nicht abfinden. Sie kündigen an, die 12,78 Euro von der Rechnung abzuziehen. Am Ende könnte der Fall also vor Gericht wandern.