Streit um Bungalow Streit um Bungalow: Illegale Datsche?

Wittenberg/MZ - Der Konflikt währt nun schon knapp zwei Jahre - das zehrt an den Nerven. Wie er am Ende ausgehen wird, ist völlig offen. Derzeit liegt die Sache beim Verwaltungsgericht in Halle. Eines aber steht jetzt schon fest: Atanas Todorow versteht die Welt nicht mehr, der Wittenberger fühlt sich ungerecht behandelt. Er spricht von einem „Papier- und Nervenkrieg, der bis heute andauert und viel positive Kraft vergeudet“.
Es geht um den Bungalow der Familie unweit von Radis. Der soll abgerissen werden, das hat die Bauaufsicht des Landkreises verfügt - dort sei, so heißt es, ohne Genehmigung illegal ein Wochenendhaus errichtet worden. Der Pressesprecher des Kreises, Ronald Gauert, begründet den Bescheid auf MZ-Anfrage wie folgt: „Unter der Überschrift Reparaturen am Dach ist dort ein massives Bauwerk entstanden.“ Todorow dachte zunächst an ein Missverständnis, das sich schnell aufklären wird. Da hat er sich gründlich geirrt.
Unwetter richtet Schäden an
Nach seiner Darstellung ist der Grund des ganzen Übels ein Unwetter vom September des Jahres 2011. Damals hatten sich Teile des Asbestplattendaches gelöst, flogen durch die Gegend. Eine Reparatur sei unausweichlich gewesen, nicht zuletzt deshalb, um Gefahren für die Umgebung auszuschließen. Das einfache Ausbessern sei nicht möglich gewesen, auf Anraten der Baufirma entschlossen sich die Eigentümer, „die komplette Dachhaut“ durch leichte Blechplatten zu ersetzen. Bei den Arbeiten sind nach den Worten Todorows drei der sechs Außenwände derart in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie ebenfalls ersetzt werden mussten - durch Leichtbeton. Der Wittenberger versichert: „Der Bau behielt seine ursprüngliche Form, er wurde weder vergrößert noch verändert. Die drei unbeschädigten Außenwände, der Dachstuhl und die Grundplatte wurden beibehalten.“ Allerdings habe das Häuschen optisch gewonnen, was womöglich der Grund gewesen sei für eine Anzeige.
Die brachte die Sache ins Rollen, die Verfügung der Bauaufsicht des Kreises und den prompten Widerspruch Todorows. Bis der von der übergeordneten Behörde bearbeitet war, sind etliche Monate ins Land gegangen. Vor etwa sechs Wochen erhielt der Wittenberger nicht wie erhofft die Erlaubnis, die Datsche stehen zu lassen. Sein Widerspruch wurde abgelehnt. Aus gutem Grund, wie Gauert findet: Noch zu DDR-Zeiten, erklärt der Sprecher des Landkreises, ist ein Fertigteil-Bungalow genehmigt worden. Der befinde sich im Übrigen im Außenbereich, dort, wo weder Bau- noch Planungsrecht bestünden. Schon zu DDR-Zeiten sei ein Anbau errichtet worden - ohne Genehmigung allerdings. Nur im Bestand, so Gauert, hätte etwas getan werden dürfen: „Der Mann hätte reparieren, nicht aber abreißen und ein massives Bauwerk errichten dürfen. Wir müssen das Recht wahren.“ Im Übrigen sei ihm eine vertragliche Vereinbarung angeboten worden - die sich auf die Nutzung ausschließlich durch den Eigentümer bezieht, vorausgesetzt, ein Dritter nimmt keinen Anstoß daran. Todorow habe das abgelehnt. Gauert: „Er ist den Möglichkeiten, die wir aufgezeigt haben, nicht gefolgt.“
Was der bestätigt. Das sei keine Lösung - und ohnehin lediglich auf 15 Jahre fixiert gewesen. Todorow versichert, dass das Wochenendhäuschen bei Radis zu über 50 Prozent aus „alter, genehmigter Bausubstanz besteht“. Der Vorwurf, „wir hätten die genehmigte Bausubstanz vernichtet“, stimme so nicht. Das mit dem Anbau unterdessen sei schwierig, Unterlagen, die eine Genehmigung belegen, könne er in der Tat nicht nachweisen, räumt der Wittenberger ein: „Möglicherweise hat unser Vorgänger den Anbau damals wirklich ohne Genehmigung gebaut.“ Denn das Grundstück, das sich seit Jahrhunderten in Familienbesitz befinde, sei zu DDR-Zeiten als Sandgrube genutzt worden - „ohne meine Schwiegermutter damals um irgendeine Erlaubnis zu bitten“. Nach dem Erschöpfen der Grube Anfang der 80er Jahre wurde das Gelände an einen Mann verpachtet, der es renaturierte und darauf mit offizieller Erlaubnis das besagte Wochenendhäuschen errichtete. „Er hat das sehr schön gemacht.“ Leider sei der Pächter schwer erkrankt, konnte sich nicht mehr kümmern und habe das Grundstück daher an die Eigentümer zurückgegeben.
Nervenzerrendes Warten
Für ihn, so Todorow, sei das Wochenendhäuschen bei Radis inzwischen ein äußerst wichtiger Erholungs- und Rückzugsort: „Ich bin so oft wie möglich dort.“ Ihm bleibt jetzt freilich nichts weiter übrig, als sich in Geduld zu üben. Das nervenzerrende Warten geht weiter - bis das Verwaltungsgericht sein Urteil gesprochen hat und Atanas Todorow endlich weiß, ob das Häuschen stehen bleiben darf oder ob es tatsächlich abgerissen werden muss.