Stadtmuseum Wittenberg Stadtmuseum Wittenberg: Neue Ausstellung zu Fossilien und Gesteinen

wittenberg - Abbauer und Aufbauer geben sich in diesen Tagen im Zeughaus die Klinke in die Hand. Vor wenigen Tagen ist dort die Sonderausstellung mit Werken der Malerin Else Hertzer (1884 bis 1978) zu Ende gegangen, in Kürze wird im Erdgeschoss bereits die nächste vorübergehende Schau eröffnet, unter dem Titel „Zeugen der Erdgeschichte“ sind Fossilien und Gesteine Thema.
Bilder als Zeitzeugen
Etwa 350 Besucher haben sich laut Museumschef Andreas Wurda die Hertzer-Ausstellung angesehen, die vor Weihnachten eröffnet worden war. Die Zahl ist identisch mit der der Besucher im Stadtmuseum insgesamt, es sei aber davon auszugehen, dass sich so gut wie alle auch die Sonderschau angesehen haben. Das macht so oder so nur eine Handvoll pro Tag, sei aber „außerhalb der Touristensaison gut“, so Wurda. Gezeigt worden waren unter dem Titel „Else Hertzer. Kriegsmappe 1945“ wie berichtet Bilder der gebürtigen Wittenbergerin, die Szenen der Stadt in den letzten Kriegstagen und der ersten Nachkriegszeit zum Gegenstand haben. Wurda, der die Ausstellung konzipierte, hatte dafür einen stadtgeschichtlichen Ansatz gewählt - die Kunstwerke als Bebilderung der Stadtgeschichte sozusagen. Etwa den Bunker am Lutherhaus, den Hertzer nicht nur mit historischen Motiven ausmalte in der Nazi-Zeit, sondern auch dessen missglückte Sprengung im Juni 1946 festhielt. Nur einer von mehreren Orten aus dem Stadtbild, die Wurda für die Schau auswählte, um den Stellenwert dieser Hertzer-Bilder als Zeitzeugen zu betonen: Das sonst seit dem Mittelalter recht gut sortierte Stadtarchiv weist nämlich ausgerechnet für 1933 bis 1945 eine Leerstelle auf, Folge einer absichtlichen Zerstörung nahezu sämtlicher Akten kurz vor Ankunft der Roten Armee.
Interessant für Familien
Erdgeschichtlich ungleich tiefer schürft die neue Sonderausstellung, die am 13. März, zum Abschluss des zweiten Tages der Wissenschaft in Wittenberg, eröffnet wird: In Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis Julius-Riemer-Sammlung werden dann im Zeughaus bis 31. Juli vom „Mondmeteoriten bis zum Saurier-Ei“ allerlei Steine ausgestellt. Das „Drehbuch“ zu dieser Ausstellung hat Wurda zufolge der Berliner Ethnologe Nils Seethaler verfasst, der den Wittenberger Riemer-Freunden seit langem verbunden ist und diesmal auch den Löwenanteil der Exponate beisteuern wird, die laut Wurda aus privater Hand stammen. Er rechne damit, dass „Saurier-Eier auch Familien anziehen“, so der Museumschef zu den erwarteten Besuchern.
Anders als bei der Vorgänger-Ausstellung wird der Wittenberger Eigenanteil diesmal gering ausfallen. Der Grund: Wie insgesamt „95 Prozent“ der eigenen Schätze lagerten wegen des nach wie vor fehlenden Depots auch die Riemerschen Fossilien (Höhlenbär!) noch sämtlich gut verpackt. Man hoffe aber aus den eigenen Beständen zumindest den „fossilen Seeigel“, eine bronzezeitliche Grabbeigabe aus der Rothemark - und von Wurda seinerzeit selbst ausgebuddelt - sowie den „Mittelfußknochen eines Rothirsches“, der sich einst in neun Metern Tiefe am Amtsgericht fand, zeigen zu können.
Nicht mit von der Partie wird definitiv der „Wunderstein“ sein, für Wurda nebenbei ein hübscher Beleg, dass sich auch Luther mal mit Fossilien befasste: Das 1539 unter Tage im Mansfeldischen gefundene Schiefergestein kam zum Reformator nach Wittenberg, weil man den darin konservierten Ganoidfisch für ein Bild des Papstes hielt. Später ging der Wunderstein an „den König von Frankreich“. Wo er heute ist, wisse man aber nicht. (mz)