Sprachkurs in der Coswiger Friederikenstraße Sprachkurs in der Coswiger Friederikenstraße: Euro-Schulen unterrichten 25 syrische Flüchtlinge

Coswig - Fast ein wenig unauffällig sind die beiden großen Schaufenster in der Coswiger Friederikenstraße. Ein Schild hängt darin. Darauf steht auf deutsch „Schule“, darunter „Madrasa“ in arabischen Schriftzeichen. Ein Pfeil zeigt auf den Eingang.
Drinnen steht Dagmar Fritzsche vor ihrer Klasse. 25 syrische Flüchtlinge sitzen seit 9 Uhr morgens zusammen und kämpfen mit ihr gegen die Wirren der deutschen Grammatik, pauken Vokabeln. „Auf die Feinheiten in der Rechtschreibung kommt es in diesem Kurs nicht an - die Schüler sollen fitgemacht werden, im Alltag allein über die Runden zu kommen“, erklärt die 52-Jährige. Sechs Stunden am Tag unterrichtet sie hier, an fünf Tagen in der Woche. „Unsere Schüler in dieser Klasse leben in Wohnungen in Coswig und Umgebung“, verrät sie.
Die Sprachklasse in der Frederikenstraße ist eine von vielen, die die Euro-Schulen-Organisation in letzter Zeit aufgebaut hat. Eine zweite Klasse betreibt der Bildungsdienstleister im ehemaligen Lehrlingswohnheim in Coswig. Der Einstiegskurs, der insgesamt 320 Stunden Unterricht umfasst, steht allen Flüchtlingen offen, auch schon im laufenden Asylverfahren, und wird von der Agentur für Arbeit gefördert.
An diesen Kurs, der mit dem Zertifikat „A1“ abschließt, reiht sich nahtlos ein 600-stündiger Kurs an, der auch auf den Start in einen Beruf vorbereiten soll.
In dem Kurs soll nicht nur der Grundstein für die deutsche Sprache gelegt werden, auch Werte und Normen stehen auf dem Zettel von Dagmar Fritzsche. „Es geht schon los mit der deutschen Pünktlichkeit. Aber da machen sich viele Außenstehende falsche Vorstellungen. Wenn hier um 9 Uhr die Stunde beginnt, dann stehen die ersten schon zehn vor acht auf der Matte“, erzählt sie. Dass sie bei einigen da nicht von Null anfangen muss, liegt auch an den ehrenamtlichen Helfern, die in den Vorwochen im Klosterhof mit einigen Flüchtlingen Deutsch gelernt haben.
„Die Unterstützung in der Bevölkerung ist da. Man erlebt da ganz tolle Sachen. Obwohl es in Coswig eine stillgelegte Schule gibt, haben wir keine Tafel für den Unterricht bekommen können“, erklärt Dagmar Fritzsche. Daraufhin habe Reiner Lucas von der Inho-Tischlerei in Coswig eine Platte gestellt. Alexander Oppelts Werbefirma hat die Tafelfolie gestellt. „Das ging innerhalb weniger Stunden. Das war toll“, erzählt die Coswigerin. Den Unterrichtsraum hat sie bei Sven Wafrosky, einem Coswiger Bauunternehmer, gefunden.
Jassem Jassem ist Fritzsches emsigster Schüler. Der 30-Jährige aus dem syrischen Aleppo ist seit dem 7. Oktober in Coswig. „Das Schwierigste? Das sind die Artikel. ,Der Mann’ ist ja noch einfach - aber was ist weiblich an ,die Tür’“, fragt er sich. Zweifel an seinem Integrationswillen lässt er nicht aufkommen. Jassem schleppt sich jeden Tag an einer Krücke in die Schule. Ein Unfall in Ungarn hat ihm ein Bein zertrümmert. Demnächst müssen die Nägel entfernt werden. (mz)