Splau Splau: Schulweg als akute Gefahrenquelle
SPLAU/MZ. - Es brodelt in den betroffenen Familien des Ortes, seit mit Beginn des neuen Schuljahres die Wegstrecke für die Kinder und Jugendlichen modifiziert wurde. Sie müssen jetzt die Bahn statt wie bisher den Bus nutzen. Der zusätzliche Fußmarsch bis zum Haltepunkt "Bad Schmiedeberg Nord" sei kreuzgefährlich, kritisieren die Eltern und fordern umgehend Korrekturen, bevor etwas passiert.
Jörg Andreas und Mirko Schultz haben je zwei Kinder im schulpflichtigen Alter. Bei einem Vor-Ort-Termin wollen sie auf die "untragbaren Verhältnisse" hinweisen. Die Polizei ist durch den Chef des Revierverkehrsdienstes, Reinhard Fischer, vertreten. Bad Schmiedeberg (Splau gehört zur Stadt) schickt Burkhard Friedrich aus dem Bauamt, der "Neue Wittenberger Busverkehr" seinen Bahnbetriebsleiter Wolfgang Vorpahl. Nur der Landkreis als verantwortlicher Träger der Schülerbeförderung fehlt. "Es war terminlich nicht möglich", entschuldigt sich der zuständige Sachgebietsleiter Uwe Garbe. Das Problem nehme der Landkreis sehr ernst. Am kommenden Dienstag soll es ein Treffen mit dem Landesbetrieb Bau und der Vetter GmbH geben. Im wichtigsten Punkt stimmt Garbe mit den Splauern überein. "Wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben."
Noch ist es freilich so: Von der Ortsmitte müssen die Schüler die Dorfstraße bis zur Landesstraße 128 laufen, dort den Bahnübergang im spitzen Winkel queren und dann auf der L 128 bis Höhe des Haltepunktes stiefeln. Auf dieser etwa 450 Meter langen Strecke gibt es keine Fußwege und - wichtig im Winter - nur am Bahnübergang zwei Straßenlaternen. Die Kinder laufen auf den Fahrbahnen, denen die Normbreite fehlt. Auf der engen Landesstraße versperrt eine Kurve die Sicht auf heranrollende Fahrzeuge. Abenteuerlich ist auch der Trampelpfad zum Bahnsteig durch allerlei Wildwuchs.
"Sollte sich jemand diese Bedingungen tatsächlich im Vorfeld einmal angesehen haben, dann kann ich ihm nur die Fachkompetenz absprechen", schimpft Jörg Andreas. Auch Polizeihauptkommissar Reinhard Fischer sieht akuten Handlungsbedarf. "Die Zustände sind nicht haltbar." Wolfgang Vorpahl verweist auf Gespräche der Vetter GmbH mit der Deutschen Regionaleisenbahn als Inhaberin der Bahnlinie und der Stadt Bad Schmiedeberg. Es sei angedacht gewesen, eventuell einen befestigten Weg von Splau entlang der Gleisanlage zu bauen. Dann wären die Straßen außen vor.
Allerdings sieht sich die Kurstadt nicht in der Lage, die anfallenden Kosten zu decken. Bürgermeister Stefan Dammhayn (CDU) spricht von einer hohen fünfstelligen Eurosumme, die nötig wäre. "Wir können diese Last nicht stemmen. Aber eine Lösung muss schnell her." Uwe Garbe weiß von der Option mit dem Weg am Bahndamm, nicht aber vom Rückzug der Stadt. Der Landkreis, sagt er, sei streng genommen nur für die Beförderung der Schüler verantwortlich, nicht aber für den Weg bis zu den Haltestellen. "Selbstverständlich liegt uns auch die Sicherheit der Kinder am Herzen, und deshalb kümmern wir uns um den Fall." Garbe verhehlt nicht, dass die Umstellung vom Bus auf die Bahn vor allem dem politischen Willen des Landes geschuldet ist. "Sachsen-Anhalt hat Interesse, die Zugverbindung nach Bad Schmiedeberg zu erhalten und fördert die Linie." Der Betreiber sei auf jeden Fahrgast angewiesen. "Und die Kinder fahren gern mit", berichtet Vorpahl, der derzeit selbst als Lokführer einspringt.
In Splau taucht unterdessen eine weitere Gefahrenquelle auf. Ein Teil der Schüler wählt den Spuren nach bereits die Abkürzung über ein privates Grundstück an der Dorfstraße und klettert über die Gleise zum Bahnsteig. Der Kreis könne die brenzlige Lage wohl nur entschärfen, wenn er einen Rufbus einsetzt, bis eine generelle Lösung gefunden worden ist, verlangen die Betroffenen.