1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Seit 50 Jahren Hilfe für Pferd und Hund

Seit 50 Jahren Hilfe für Pferd und Hund

Von Marcel Duclaud 17.09.2006, 15:09

Wittenberg/MZ. - Willig überlässt sie ihren Hinterlauf einem kleinen Mädchen, das probiert, einen Verband anzulegen. Watte braucht es da zur Polsterung, sagt Uta Schütze, Frauchen und Tierärztin und zeigt, wie man es richtig macht. Überhaupt muss die junge Frau etliche Fragen beantworten. Zum Beispiel wie das mit Wespenstichen ist bei Hunden, die ja gerne schnappen nach den summenden Insekten. Sie erklärt, wie man mit einfachen Mitteln erste Hilfe leisten kann, wie das Fiebermessen bei Tieren funktioniert und mit welchen häufigen Verletzungen Tierärzte konfrontiert sind - Stockverletzungen zum Beispiel oder Verschlucken von Fremdkörpern (etwa wenn Herrchens Liebling das Entfernen der Rouladennadel nicht abwarten mochte).

Es ist viel los beim Tag der offenen Tür in der Wittenberger Klinik für Kleintiere und Pferde. Zahlreiche Gäste wollen sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und sich Fragen beantworten zu lassen. Die Tierärzte der Klinik, die von Manuela und Holger Schwede seit 15 Jahren geführt wird, demonstrieren Untersuchungsmethoden - zum Beispiel bei Augenverletzungen, zeigen wie eine Zahnbehandlung aussieht oder eine Herzultraschall-Untersuchung. Wer will, der kann sich sogar ausprobieren beim Ziehen einer Operationsnaht. Selbstredend nicht am lebenden Objekt, Bananenschalen müssen herhalten für die Experimente mit Faden, gebogener Nadel und kleiner Zange. Preise gibt es für die schönste Naht.

Den Tag der offenen Tür samt einer hochkarätig besetzten Fortbildungsveranstaltung unter der Überschrift "Diagnosen auf den zweiten Blick" am Nachmittag im Lutherhotel veranstalten Holger und Manuela Schwede, weil es gleich zwei Jubiläen zu feiern gilt. Zum einen das 15-jährige Bestehen der tierärztlichen Klinik für Kleintiere und Pferde, zum anderen "50 Jahre Veterinärmedizin an der Tierklinik Wittenberg". Denn 1956 wurde die Tierklinik in Wittenberg eröffnet. 1955 ist der erste Spatenstich gesetzt worden. Daran erinnert sich der damalige Bauleiter Heinz Müller noch ganz genau. Er ist am Wochenende ebenso in die Klinik gekommen wie Hannes Gruner, der sie von Anbeginn bis zu seiner Pensionierung 1989 leitete: "Ich bin von der Uni Leipzig direkt nach Wittenberg gekommen."

Gruner zeigt sich glücklich, dass es die Klinik - wenn auch in ganz anderer Form - noch immer gibt. Ebenso freut er, der nach Mecklenburg zog, sich über die Entwicklung der Lutherstadt: "Hier hat sich so viel verändert, das ist toll."

Eine Selbstverständlichkeit sind Tierkliniken in Städten von der Größe Wittenbergs heutzutage mitnichten. Holger Schwede, dessen Patienten aus einem weiten Umkreis, der von Berlin bis Leipzig reicht, stammen betont: "Wir sind die einzige Pferdeklinik und eine der wenigen Kleintierkliniken im Land Sachsen-Anhalt." Barbara Kopisch vom Katzenschutzbund weiß das zu schätzen: "Ich bin froh, dass es in Wittenberg so eine Klinik gibt. Sie ist immer Ansprechpartner für uns - auch an Wochenenden und Feiertagen."