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Sei kein Saubär mach mit sauber Sei kein Saubär mach mit sauber: Das sind keine Schönwettersammler

Von Irina Steinmann 07.04.2017, 17:35
Mit einer Aufräumaktion in der eigenen Anlage verbanden die Kleingärtner am Stadtgraben den offiziellen Frühjahrsputz.
Mit einer Aufräumaktion in der eigenen Anlage verbanden die Kleingärtner am Stadtgraben den offiziellen Frühjahrsputz. Klitzsch

Wittenberg - Kalt. Windig. Regnerisch. Das Wetter könnte schlechter kaum sein. Holger und Elvira Schauer aber lassen sich’s nicht verdrießen. Aus der Stadtrandsiedlung ist das Ehepaar am Freitagnachmittag in die Altstadt gekommen, um sich am zweiten Frühjahrsputz der Stadt Wittenberg zu beteiligen.

Die Wallanlagen am Tierpark sind einer von zwei Dutzend Standorten, die an diesem Tag ehrenamtlich aufgeräumt werden. Und Schauers sagen, sie hätten nicht lange gebraucht, um ihre großen blauen Müllsäcke das erste Mal zu befüllen. Viele Schnapsflaschen hätten sich hier angefunden und, zu ihrer Verwunderung, auch eine, in der mal Champagner war...

Gleich nebenan flitzen kleine rote Tupfer über die regengrüne Wiese - das sind die Jungen und Mädchen aus der integrativen Kita „Am Tierpark“, einer Einrichtung des Augustinuswerks. Den ganzen Tag schon, berichtet Schwester Konstanze, während der Wind an ihrem schwarzen Schleier zaust, hätten sich die Kinder auf den Einsatz gefreut.

Die Kleinen sind zum ersten Mal dabei und nehmen das, was Kita-Leiterin Kathleen Richter-Uhlich sehr korrekt mit „Bildungsarbeit“ umschreibt, ganz selbstverständlich: „Wir wollen den Park aufräumen“, erklärt Anissa, vier Jahre jung. Und alle freuen sich schon auf die Würstchen, aber das dauert noch..

Etwa 350 Anmeldungen hatte die Verwaltung, deren Mitarbeiter einschließlich Oberbürgermeister sich ebenfalls beteiligen, für den Frühjahrsputz unter dem Motto „Sei kein Saubär, mach mit sauber“ entgegengenommen. Wie im Vorjahr sind es vielfach Vereine, die ihre Mitglieder zu diesem Zweck zusammengetrommelt haben.

Gleich mehrfach geballte Vereinskraft nimmt sich die Grünanlagen an der Wall-/Ecke Elbstraße vor. Einträchtig werkeln hier der Förderverein der Phönix Theaterwelt sowie die Freundeskreise Julius Riemer und Wilhelm Weber, ein halbes Dutzend Menschen. Wie Petra Deckert haben auch die anderen schon im Vorjahr mitgemacht.

Ach was, kein Ekel, sagt sie und zupft emsig Plastik aus dem Grün, „ich bin Gießereitechniker“, als würde das schon alles erklären. Mehr Papierkörbe in der Stadt, findet sie, wären übrigens keine schlechte Idee.

Die Kleingärtner am Stadtgraben räumen zum Wittenberger Frühjahrsputz praktischerweise gleich mit bei sich selber auf, ein Container ist auch schon voll, als die MZ vorbeischau. 40 Säcke hat sich Vereinschef Klaus Nunweiler am Mittag im Rathaus abgeholt, die dürften reichen, sagt er mit Blick auf die Erfahrungswerte des Vorjahrs.

Ebenfalls (auch) in eigener Sache wird im Schrebergarten Nummer 59 aufgeräumt. Hier richten die jungen Freiwilligen des Vereins „Reformationsjubiläum 2017“ eine schon länger brachliegende Parzelle für das Kinderangebot des benachbarten „Torraums Spiritualität“ der Weltausstellung her.

Man habe sich dem Frühjahrsputz angeschlossen, sagt Sarah Böger aus der Abteilung Volunteersbetreuung, die Arbeiten würden hier aber ungleich länger dauern als nur diesen einen Nachmittag. Das glaubt man sofort, so wie’s hier aussieht.

Unterdessen sind in der Wallstraße auch die benötigten Arbeitsutensilien eingetroffen, die die Stadt ihren Helfern aus der Bürgerschaft zur Verfügung stellt. „Die Handschuhe sind jetzt amtlich“, ruft Michael Solf, der Vorsitzende der Riemer-Freunde, und reckt die Arme in die Höhe, der Mann auf dem schwarzen Stadtrad sei gerade dagewesen und habe die Sachen vorbeigebracht. Auch für Gustav (8), der sich schon auf die versprochene Limo freut.

Als kleines Dankeschön hat die Stadtverwaltung die freiwilligen Müllsammler nach der Aktion zu Grillwürstchen und Getränken am Neuen Rathaus eingeladen. Vorsichtshalber wurde die Exerzierhalle als Ausweichquartier dazugebucht, hatte Stadt-Sprecherin Karina Austermann bereits am Vormittag angekündigt.

Auch dieser Bereich war übrigens Sammelgebiet, für drei junge Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die ihre Stadt, alles in allem, aber ziemlich sauber finden - was stimmt.

Eine Auswertung der Sammelergebnisse wird erst in einigen Tagen erwartet. Es dürfte aber weniger sein als im Vorjahr, als man bei wunderbarem Sonnenschein sammeln konnte. 160 Kubikmeter kamen damals zusammen, dazu acht weitere an Sondermüll. (mz)

In der Wallstraße war unter anderem der Freundeskreis Julius Riemer im Einsatz.
In der Wallstraße war unter anderem der Freundeskreis Julius Riemer im Einsatz.
Klitzsch
Auch die Kinder aus der Integrativen Einrichtung „Am Tierpark“ (mit Leiterin Kathleen Richter-Uhlich) halfen beim Aufräumen in der Stadt.
Auch die Kinder aus der Integrativen Einrichtung „Am Tierpark“ (mit Leiterin Kathleen Richter-Uhlich) halfen beim Aufräumen in der Stadt.
Thomas Klitzsch