Scharfe Lektionen mit Chili
WITTENBERG/MZ. - Ohne strikte Hygieneregeln geht in der Gastronomie gar nichts, das merken die knapp 20 jungen Leute aus der achten Klasse bei ihrem Besuch in den heiligen Hallen der Töpfe und Tiegel schnell. Dabei sind sie als Mitglieder der Schülerfirma "Kulinarische Theaterkids" nicht völlig unbeleckt. Aus einer Koch- und einer Theater-AG hervorgegangen, haben die Jungunternehmer bereits bei zahlreichen schulinternen wie öffentlichen Veranstaltungen bewiesen, dass es ankommt, Theaterkost zusammen mit kulinarischen Köstlichkeiten zu servieren. "Aber hier können wir lernen, was wir bei unserer Arbeit verbessern können", ist Sebastian Leps sich sicher. Der Geschäftsführer des Schülerunternehmens und seine Mitstreiter setzen seit einiger Zeit strikt auf Professionalisierung des eigenen Angebotes. Mit Erfolg ("Was wir machen, kommt bei den Gästen gut an") und Hilfe von Fachleuten aus der Welt der Wirtschaft.
In Phillipp Neumann haben die Schüler einen versierten Unterstützer in Sachen öffentliches Auftreten gefunden. Zusammen mit dem Inhaber der Wittenberger Agentur "design worker" haben die jungen Leute eigene Visitenkarten entworfen und einen Internetauftritt gestaltet, der ihren Bekanntheitsgrad und damit möglichst auch die Zahl der Aufträge erhöhen soll. Neumann findet es wichtig, den Nachwuchs auf die Realitäten des Wirtschaftslebens ganz praktisch vorzubereiten. Ebenso wie Danny Huhn, der die Truppe im Lutherhotel empfängt, weiß er um die Kluft zwischen theoretischer Wissensvermittlung im Unterricht und praktischer Erfahrung beim unternehmerischen Handeln. Und die beiden jungen Männer helfen gern, sie zu überbrücken. "Die Weitergabe von Know-how an den Nachwuchs ist für uns das wichtigste", unterstreicht Susanne Zacharias. Als Mitarbeiterin der Landeskoordinierungsstelle Schülerfirmen bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sorgt sie dafür, dass die zarten unternehmerischen Schülerpflanzen von erfahrenen Kooperationspartnern vor Ort unterstützt werden. Dass dieser Lernprozess zwar durchaus arbeitsintensiv, aber auch vergnüglich sein kann, zeigt sich beim Besuch im Lutherhotel. Während Diana Uhmann im Restaurant verschieden gedeckte Tische präsentiert, Serviettenfalttechniken vorführt und einen - alkoholfreien - Cocktail kredenzt, unterzieht Küchenchef Christian Hirsch die Theaterkids dem Bratkartoffeltest. Die frisch angerichteten Erdäpfel werden in drei unterschiedlich gewürzten Varianten serviert, die Schüler dürfen als Testesser herausschmecken, um welche Aromen es sich handelt. Die ganz Mutigen kosten - mit Tränen in den Augen, doch tapfer - von den kleinen roten Chilischoten, zartbesaitete Gemüter begnügen sich mit Schokokugeln, die einen Hauch von Chili in sich bergen, schnuppern an Rosmarin und Thymianzweigen, begutachten Pastinaken und Petersiliewurzeln, vergleichen Zander, Lachs, Brasse und Barbe.
Die duften Aromen täuschen indes nicht darüber hinweg, dass der Küchenjob zwar viele Möglichkeiten eröffnet: "Man kann bodenständig bleiben oder die Welt erobern", findet Christian Hirsch. Zugleich aber ist der Job ein anstrengender, mit Arbeitszeiten am Wochenende und am Abend. "Nachwuchs zu finden, ist gar nicht so leicht", unterstreicht Danny Huhn, Leiter des Bereichs Veranstaltungsverkauf. Das Engagement für die "Gründerkids" ist insofern nicht ganz uneigennützig und im besten Fall für beide Partner von Vorteil. "Wir sind jetzt schon besser als unsere Vorgänger", gibt sich Roman Najko selbstbewusst. Woran das liegt, ist für den Achtklässler klar: nicht zuletzt an der guten Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern.