Quarzsand Nudersdorf Quarzsand Nudersdorf: Stabil auf Sand gebaut

Nudersdorf - „Wenn mir vor 25 Jahren jemand gesagt hätte, wo man überall Sand einsetzen kann, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, sagt Jürgen Witter und lacht. Seit einem Vierteljahrhundert ist jener Stoff sein Metier, der in der Gießerei- und in der Baustoffindustrie, bei der Wirbelschichtfeuerung in Heizkraftwerken, als Brems- und Lokstreusand, aber auch als Filterstoff für Swimmingpools genutzt wird – um nur einige Anwendungsbereiche zu nennen. Als Geschäftsführer und heutiger Eigner der Quarzsand GmbH Nudersdorf hat Witter ein Vierteljahrhundert voller Höhen und Tiefen, Brüche und Kontinuitäten erlebt, sie selbst maßgeblich mitgestaltet. Das auf Sand gebaute Fundament der Firma ist indes mit 90 Jahren noch weit älter – und mittlerweile durchaus stabil: Davon konnten sich Besucher beim Tag der offenen Tür am Sonnabend überzeugen.
Eine Ausstellung informierte über die wechselvolle Geschichte des als „Wittenberger Glassandwerke Gesellschaft“ 1924 ins Handelsregister eingetragenen Betriebs, der zu Spitzenzeiten mehr als 160 Mitarbeiter beschäftigte und heute mit sechs Arbeitskräften auskommt. Einige von ihnen boten Führungen durch die Sandwaschanlage sowie die Trockner- und Siebanlage, und auch Informationen zum Thema Sicherheit wurden groß geschrieben. An einem eigens von der Berufsgenossenschaft ausgeliehenen „Bandeinzugssimulator“ konnten die Gäste nachvollziehen, was passiert, wenn ein Mensch zu nah ans Förderband gerät. Das drehe sich mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Metern - pro Sekunde, informierte Juniorchef Thomas Witter. Wer da mit der Hand rein gerate, habe keine Chance. „Das reißt einem wirklich den Arm ab.“ Seit zwölf Jahren arbeitet Witter Junior im Betrieb und er erinnert sich noch sehr genau, dass die Warnung vor dem Förderband zu den wichtigsten Infos am ersten Arbeitstag gehörte. „Das war meine erste Arbeitsunterweisung“, so Thomas Witter.
Die ernsthafte Demonstration an einem ansonsten durchaus vergnüglichen Tag der offenen Tür hat ihren Grund. Der Rohsand, der in Nudersdorf verarbeitet wird, erreicht das Werk über ein Förderband, das von einem westlich gelegenen Tagebau vier Kilometer durch den Wald führt, und dort träfe man dann und wann auch mehr oder weniger ungebetene Besucher inklusive spielender Kinder, so Jürgen Witter.
Für Spiel und Spaß ungefährlicher Art war am Sonnabend für die jüngsten Besucher gesorgt. Mit Trichter, Löffel und Geduld bugsierte Carolin Hamann feinen farbigen Sand in Schichten in ein kleines Glasfläschchen. Was wie ein perfekt passendes Beiwerk für ein Quarzsandwerk wirkte, entpuppte sich indes als kleine Mogelpackung. „Das ist nämlich gar kein Sand“, verriet Clown Katharina, die zur Unterhaltung der Kinder engagiert worden war. Rein optisch allerdings präsentierte sich die Mischung aus Salz und farbiger Kreide als echter Hingucker und als durchaus angemessenes Andenken an einen so informativen wie unterhaltsamen Tag. Für das leibliche Wohl war zudem mit Wildschwein und Bratwürstchen gesorgt, die für einen Obolus von einem Euro an den Mann und die Frau gebracht wurden. Die Einnahmen aus dem Verkauf spendete die Quarzsand GmbH jeweils zur Hälfte dem Nudersdorfer Kindergarten und der Wittenberger Tafel. (mz)