Ohne Zeitplan geht's nicht
Straach/MZ. - In einem dicken, mit grünem Samt umhüllten Buch hatte er die Wunschzettel geordnet, die ihm die Kinder geschickt hatten, und natürlich einen Zeitplan, damit er mit seinem roten Weihnachtsmann-Mobil auch pünktlich zu seinen 20 bis 25 Bescherungen kommt. "Im vorigen Jahr ging einiges durcheinander, da hatte ich glatt einen vergessen", gestand der Gabenbringer zerknirscht zwischendurch.
Dieses Jahr warteten zum Beispiel Leane und Roland Schulze samt Familie darauf, beschert zu werden - Tradition seit elf Jahren. Nicht nur die Enkel Max und Sebastian waren dran mit einem Gedicht, ihre Mutter Kathrin Heindel sang sogar. Alle Familienmitglieder bekamen Geschenke, Max unter anderem ein Paar Skier, rechtzeitig für den Winterurlaub. Auch bei Familie Matthes war der Sack reich gefüllt. Fabian, fünf Jahre, und sein Bruder Stephan hatten Bilder von ihren Geschenken gemalt und trugen Lieder vor. "Ich hoffe, es ist alles drin, was ihr euch gewünscht habt", meinte der Mann im roten Mantel zu den vielen Paketen. Die Jungen durften noch zuschauen, wie Weihnachtsmann wieder losfuhr, dann stürmten sie mit dem Ruf "Auspacken!" zurück ins Haus.
Natürlich wusste der Weihnachtsmann genau, was die lieben Kleinen das ganze Jahr über machen. Und nicht alle waren auf die Wahrheit gefasst. Ein Mädchen flüchtete weinend in die entlegenste Ecke ob der Mahnung, sie sei etwas zickig gewesen und weigerte sich, ihr Gedicht aufzusagen. "Ich will keine Geschenke", blieb sie eine Zeit lang standhaft. Bei alldem blieb der Weihnachtsmann, unter der roten Kutte verbirgt sich der Straacher Jens Gerber, ruhig, denn er hat in den vielen Jahren schon einiges erlebt. "In diesem Jahr hat irgendwer meine Wunschzettelbox am Weihnachtsmannbüro zerstört, da war ich richtig sauer", erzählte er.
Seit 26 Jahren macht er diesen Job, im Sommer hatten ihm die Straacher eine Urkunde geschenkt - für treue Dienste. "Ich muss weiter", meinte der Weihnachtsmann, rückte die Hand voll Schnuller am Gürtel zurecht ("Die geben mir die Leute mit, wenn sie's den Kindern abgewöhnen.") und warf sein Mobil an. "Fröhliche Weihnachten", rief er einigen Leuten am Straßenrand zu und brauste zum Nächsten.