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Entsorgung Obacht bei Schrott- und Kleidersammlung im Landkreis Wittenberg

Wurfzettel landen derzeit in Briefkästen. Dubiose Anbieter werben damit, gebrauchte Geräte abzuholen. Warum man auf dieses Angebot nicht eingehen sollte.

23.04.2021, 08:24
Solche Zettel mit zahlreichen Rechtschreibfehlern hatten die fragwürdigen Anbieter in Wittenberger Briefkästen verteilt.
Solche Zettel mit zahlreichen Rechtschreibfehlern hatten die fragwürdigen Anbieter in Wittenberger Briefkästen verteilt. Foto: Thomas Klitzsch

Wittenberg - Mit einem Wurfzettel im Briefkasten kündigt ein vermutlich fremdländischer Anbieter in der Region - zuletzt in Wittenberg - Sammlungen an. „Wir suchen Elektrogeräte und entsorgen kostenlos“, steht über einer langen Liste. Von alten Monitoren über defekte Waschmaschinen bis hin zu Kleidung und Badewannen - alles werde von den Sammlern mitgenommen.

Wer einen genaueren Blick auf den Zettel wirft, dem wird schnell klar: Da ist etwas faul. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine illegale Abholung. Das erkennt man vielfach bereits daran, dass die Kontaktdaten fehlen und die Zettel in schlechtem Deutsch verfasst worden sind. Wer trotzdem Geräte für die Sammler zur Abholung auf die Straße stellt, begeht damit sogar eine Ordnungswidrigkeit.

Sie wollen anonym bleiben

Unbedingt die Finger von solchen unseriösen Angeboten lassen, rät Heiko Tschetschorke, Fachdienstleiter für Umwelt und Abfallwirtschaft bei der Wittenberger Kreisverwaltung. „Solche Sammlungen müssen angemeldet werden. Das ist oft nicht der Fall.“ Somit gelten die Abholungen als illegal. Das sei den Anbietern durchaus bewusst, daher würden sie auf den Zetteln keine persönlichen Daten hinterlassen, erklärt Tschetschorke. Dadurch könne man die fragwürdigen Anbieter der Sammelaktion nicht ausfindig machen.

So schnell, wie sie gekommen sind, sind sie auch wieder weg und nehmen alles mit, was vor der Tür steht. Dieses Angebot der dubiosen Anbieter klingt im ersten Moment zwar verlockend, doch wer seine Altgeräte bei solchen Leuten abgibt, verhält sich ordnungswidrig. Tschetschorke sagt: „Das ist eine illegale Abfallentsorgung, die in einzelnen Fällen sogar mit bis zu 50.000 Euro Strafe geahndet werden kann.“

Die Anbieter, die überwiegend aus östlichen Ländern Europas stammen, greifen auf eine ganz bestimmte Masche zurück, um an Gegenstände zu gelangen. Heiko Tschetschorke kennt die Tricks: „Sie wollen es dem Hausbesitzer einfach machen, bieten eine kostenlose Abholung an und die Besitzer sind froh, wenn sie die Geräte loswerden.“ So ersparen sie sich viel Zeit: Zeit, die sie hätten aufwenden müssen, um die Produkte zu verladen und zu einem örtlichen Wertstoffhof zu bringen. „Das Angebot zielt einzig auf die Bequemlichkeit der Besitzer ab“, berichtet Tschetschorke.

Für die kriminellen Sammler ist das eine schnelle Einnahmequelle, da sie die Elektrogeräte in Einzelteile zerlegen und alles verkaufen, was sich zu Geld machen lässt. Häufig sieht man an Wald- und Feldwegen ausgeschlachtete Kühlschränke und Waschmaschinen. „Das ist ein Bild, das sich uns mehrfach im Landkreis bot“, erklärt der Fachdienstleiter für Umwelt und Abfallwirtschaft. Die Anbieter plündern die Geräte, behalten nur das Wertvolle - unter anderem verbaute Edelmetalle. „Wir finden in der Regel nur noch die leeren Gehäuse vor.“

Einen derartigen Fund habe es bisher im Wittenberger Stadtwald nicht gegeben, sagt Petra Henkelmann. Die Leiterin des Nabu-Zentrums „Im Stadtwald“ hatte erst vor kurzem eine große Aufräumaktion begleitet, ein Kühlschrank sei ihr dabei nicht untergekommen, auch in den Jahren zuvor nicht. Sie ärgere sich viel mehr darüber, dass schon wieder Sperrmüll und alte Reifen im Stadtwald abgeladen worden sind, obwohl es gerade erst eine Müllsammelaktion gab. Henkelmann: „Ich kann das echt nicht nachvollziehen, warum die Leute sowas machen.“

Beim Landkreis informieren

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, ob die Sammlung angemeldet ist, soll sich zuvor bei der Wittenberger Kreisverwaltung informieren. „Wir haben einen genauen Überblick“, erklärt Heiko Tschetschorke. Seriöse Angebote enthalten laut Fachbereichsleiter immer die Kontaktdaten einer Firma, gegebenenfalls eine Rückrufnummer. Zudem sollte die Beschreibung auf den Zetteln keine Rechtschreibfehler aufweisen. (mz/Paul Damm)