1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Neue Mercedes-Niederlassung in Wittenberg: Neue Mercedes-Niederlassung in Wittenberg: Abriss am Mühlenbau mit Sternchen

Neue Mercedes-Niederlassung in Wittenberg Neue Mercedes-Niederlassung in Wittenberg: Abriss am Mühlenbau mit Sternchen

Von Julius Jasper Topp 05.07.2019, 18:11
Mehrfach brannte es in den Ruinen des ehemaligen Mühlenbau-Unternehmens. Jetzt soll abgerissen werden.
Mehrfach brannte es in den Ruinen des ehemaligen Mühlenbau-Unternehmens. Jetzt soll abgerissen werden. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Die Industriebrache des ehemaligen Mühlenbaus in der Dresdner Straße wird in den kommenden Monaten abgerissen. Hier soll ein neues Mercedes-Autohaus der Peter Gruppe entstehen. Am Freitag stellten Senior- und Juniorchef Helmut und Andreas Peter ihre Pläne der Öffentlichkeit vor. Die Autohaus-Gruppe Peter hat ihren Sitz in Nordhausen und breitet sich zunehmend in Thüringens Nachbarländer aus.

24 Standorte gibt es inzwischen, auch in Süd-Niedersachsen, sowie in Bernburg, Zerbst und Dessau. Nun kommt eine weitere Niederlassung in Wittenberg hinzu. „Unsere Kunden leben hier in Wittenberg, die wollen nicht unbedingt nach Leipzig oder Dessau fahren“, sagt Juniorchef Andreas Peter. Sieben Millionen Euro investiere die Gruppe insgesamt in das neue Autohaus samt Werkstatt und Reifenlager.

Expansion nach Wittenberg

Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben allerdings nicht nur in die Lutherstadt, um dem Kunden näher zu sein. Bislang habe ein Service-Vertrag mit dem Wittenberger Autohaus Moll bestanden, das sich um die Wartung der Autos der Kunden kümmerte. Der bestehe seit Anfang des Jahres nicht mehr, deswegen baue man nun kurzerhand selbst, ergänzt Seniorchef Helmut Peter.

Mit dem Bauen habe man an den vielen Standorten bereits viele Erfahrungen gesammelt. „Einen Abriss habe ich aber noch nie gemacht. Das ist das erste Mal“, sagt er. Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Frank Scheurell und dem Bundestagsabgeordneten Sepp Müller (beide CDU) habe man nach möglichen Standorten gesucht und sei schließlich beim Mühlenbaugelände gelandet.

Der Kauf allerdings sei wegen der schwierigen Eigentumsverhältnisse alles andere als einfach gewesen. Das Grundstück des in Nachwendezeiten von der Treuhand gespaltenen Mühlenbau-Unternehmens gehörte einem Eigentümer aus Hessen.

Der war vor einigen Jahren verstorben. Weil sich kein williger Erbe fand, fiel das Gelände an das Land Hessen. Die Peters mussten zu den Verhandlungen also nach Wiesbaden, wo man nicht unbedingt offene Türen eingerannt habe.

Auf dem Grundstück lasteten, so heißt es von der Stadt, mehrere hunderttausend Euro Schulden - unter anderem wegen des Großbrandes im Jahr 2010. Damals waren die Gründerzeitbauten so stark beschädigt worden, dass sie teils abgerissen werden mussten.

Auf den Kosten blieb die Stadt bis jetzt sitzen, nun zahlt sie die Peter Gruppe. Das begrüßte auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos). Er zeigte sich froh über den Kauf der Thüringer - nicht nur wegen des zusätzlichen Geldes für die Stadtkasse. „Ich bin froh, dass es eine Ruine weniger gibt“, sagte er. Da seien bestimmt auch die Nachbarn - meist Unternehmen - glücklich.

Ein Firmennachbar erzählte der MZ, er habe extra Bundeswehrtarnnetze über Teile der Ruine gehängt, damit anreisende Geschäftspartner und Kunden den Schandfleck nicht sehen müssten. Und: es brannte regelmäßig in den Ruinen. Erst in der vergangenen Woche hatte ein Obdachloser einen kleineren Brand entfacht. Die Vorfälle häuften sich in den letzten Jahren, die Feuerwehr war Stammgast.

Matthias Loertzer von der Peter-Gruppe wird in Wittenberg künftig unter anderem das Neuwagengeschäft verantworten. 60 Mitarbeiter sollen künftig auf dem 22000 Quadratmeter großen Areal arbeiten. Die ersten Skizzen, die sein Chef Andreas Peter präsentiert, zeigen einen modernen Glastempel mit großen Verkaufsräumen.

Die Optik sei von Daimler so vorgegeben, die eigentlichen Pläne würden noch folgen. Bis Ende September sollen die alten Gebäude weichen, noch Ende des Jahres, spätestens im Frühjahr, sollen die Bauarbeiten beginnen, sodass Ende 2020 eröffnet werden kann.

Größer und schneller

Die Expansion des thüringer Unternehmens in angrenzende Bundesländer sei schlicht notwendig, sagt Helmut Peter, dessen Unternehmen nach eigenen Angaben derzeit etwa 800 Mitarbeiter hat. „Das ist kein Verdrängungswettbewerb, wir bauen unsere Marktposition aus“, so der Seniorchef.

Man müsse den Herausforderungen und auch den Ansprüchen von Mercedes genügen. Während es in den Nachwendezeiten noch über 200 Mercedes-Autohäuser gegeben habe, seien es jetzt noch gut 90, Tendenz fallend. Man müsse wachsen, um bestehen zu bleiben. „Es fressen nicht die Großen die Kleinen, sondern die schnellen die langsamen“, sagt sein Sohn.

Vom Smart bis hin zum Lkw solle die Service-Leistung am Wittenberger Standort künftig angeboten werden. Zudem sichert Daimler der Peter-Gruppe zu, der einzige Händler für Mercedes-Neuwagen in der Region zu sein. Dafür müssen die Maßstäbe der Marke eingehalten werden.

Die öffentliche Vorstellung am Freitag beschließen die Thüringer - wie könnte es anders sein - mit einer Bratwurst vom Grill. Und einem Scheck über 1000 Euro für das grüne Klassenzimmer der Stadt, wo Schüler im ehemaligen Pavillon der Weltausstellung naturnahe Erfahrungen sammeln können.

(mz)

Helmut und Andreas Peter erklären ihr Projekt.
Helmut und Andreas Peter erklären ihr Projekt.
Thomas Klitzsch