Reformationsjubiläum Maxima und Willem Alexander in Wittenberg: Monarchen wollen 2017 nach Wittenberg kommen
Wittenberg - Fehlt eigentlich nur noch die Queen. Im Sog von 2017 entwickelt sich die Lutherstadt mit ihren Lutherstätten zum Anziehungspunkt für Majestäten aus dem traditionell eher protestantischen Nordwesteuropa.
Nach Königin Margrethe II. von Dänemark und dem schwedischen Königspaar wollen nun auch König Willem-Alexander, Nachfolger der populären niederländischen Königin Beatrix, und seine Máxima einen royalen Abstecher nach Wittenberg machen, wie die Staatskanzlei der MZ in der vergangenen Woche bestätigte. Ja, das reformatorische Erbe lockt offenbar auch Hoheiten, die schließlich schon seit Geburt oder, wie die katholische Argentinierin Máxima, durch die Heirat evangelisch sind.
(Keine) Lizenz zum Pflanzen
Ein Umstand, der Gastgeber vor Ort durchaus schon mal in ungeahnte Verlegenheit bringen kann. Beim Lutherischen Weltbund bereitete in diesem Punkt das schwedische Königspaar Kopfzerbrechen: Silvia und Carl XVI. Gustav hätten gern ein Bäumchen in den Luthergarten gepflanzt. Das freilich ist nicht im Sinne des Erfinders: Es sind Kirchen aus aller Welt, nicht aber Staatsoberhäupter, die hier zum Zuge kommen dürfen.
Dieses Match bewegte die (westliche) Nation durchaus auch außerhalb der Regenbogenpresse: Bei den Olympischen Spielen 1972 - die vor allem durch das blutige Attentat auf die israelische Mannschaft im Gedächtnis bleiben sollten - lernte die Hostess Silvia Sommerlath (28) den schwedischen Thronfolger Carl Gustav kennen - vier Jahre später heiratete das Paar, aus dem Thronfolger war da schon ein König geworden.
Historisch begründet sind die Beziehungen zwischen dem Landkreis Wittenberg und den Niederlanden. Das Stichwort heißt Oranienbaum, benannt nach der niederländischen Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau (1637 bis 1708), die 1659 Fürst Johann Georg II. von Anhalt-Dessau heiratete. 2012 besuchte die damalige Königin Beatrix die Stadt anlässlich der Ausstellung „Dutch Design“ - nicht zum ersten Mal.
By the way, die Queen hätte hier durchaus gute Chancen, denn sie ist tatsächlich qua Amt auch das Oberhaupt der Kirche ihres Landes, der Anglikanischen Kirche („Church of England“), Staatskirche, seit sie sich im 16. Jahrhundert, nämlich 1531 unter König Heinrich VIII., von den Katholiken abspaltete. In Schweden dagegen sind Kirche und Staat, wenn auch erst seit wenigen Jahren, getrennt, Kirchenoberhaupt ist seit 2000 der Erzbischof, nicht mehr der König.
Freilich hat man beim Lutherischen Weltbund (LWB), dem Initiator und Betreiber des Luthergartens, auch für Carl XVI. Gustav und Silvia (die den Deutschen bereits 1972 ein Sommermärchen bescherten), eine Lösung gefunden, wie sie sich doch am reformatorischen Aufforstungsprojekt in Wittenberg beteiligen könnten: als Vertreter ihrer Kirchengemeinde. Ob es dazu kommt, „darüber lässt sich abschließend noch nichts sagen“, erklärte am Montag auf MZ-Anfrage der Direktor des Wittenberger LWB-Büros, Hans W. Kasch. Eine Entscheidung werde Mitte August fallen, nach der Urlaubszeit.
Stickerei im Gepäck
Während die Schweden im Rahmen ihres viertägigen Staatsbesuchs in Deutschland (Hamburg, Berlin, Leipzig) auf Einladung des Bundespräsidenten am 8. Oktober auch in Wittenberg Station machen, ist Dänemarks Königin Margrethe, mit Verlaub, schon so etwas wie eine gute alte Bekannte in der Lutherstadt.
Die theologisch versierte Monarchin war hier in den letzten Jahren mehrfach zu Gast, Aufmerksamkeit erregte sie zuletzt mit der Ankündigung, ein Antependium für die Schlosskirche sticken zu wollen. Wenn Margrethe II. am 2. Oktober mit Bundespräsident Joachim Gauck der feierlichen Wiedereröffnung der sanierten Schlosskirche beiwohnt, wird die königliche Handarbeit bereits den Altar schmücken können.
Zwei Farben: Rot
Das Stickwerk aus Kopenhagen werde nämlich schon in Kürze in Wittenberg erwartet, hieß es seitens der Schlosskirche, als in der vergangenen Woche die vier neuen Altarbehänge der Magdeburger Künstlerin Sabine Bretschneider vorgestellt wurden.
In die Bredouille bringt das königliche Geschenk Gemeinde und Predigerseminar dabei nicht: Das Antependium - Margrethe hatte sich aus dem Kirchenjahr die Farbe Rot ausgesucht - werde an ganz bestimmten Tagen zum Einsatz kommen, nämlich am Reformationstag und zu Pfingsten, sagte die Vize-Direktorin des Seminars, Gabriele Metzner. Außerhalb dieser Zeiten werde es, wie es weiter hieß, in einer Ausstellung in der Sakristei zu sehen sein.
Königin Margrethe II. übrigens wird ein Lutherbäumchen pflanzen dürfen. Und der Termin steht Kasch zufolge auch schon fest: am 2. Oktober um 13.45 Uhr, zwischen dem Mittagessen und dem Eintrag ins Goldene Buch. Die dänischen Bischöfe hätten ihm versichert, dass Margrethe ihr Kirchenoberhaupt sei, erklärte der örtliche LWB-Direktor gegenüber der MZ augenzwinkernd, und „darauf verlasse ich mich“.
Man will jetzt ja keine schlafenden Hunde wecken, aber was ist dann mit den Niederländern? Nun, sagt Kasch, „es liegt keine Anfrage vor.“ Käme es dazu, würde man freilich auch die prüfen. Im Übrigen seien die Niederlande im Luthergarten schon vertreten: Am 15. Oktober 2010 pflanzte Pastorin Susanne Freytag für die Protestantische Kirche in den Niederlanden eine Blumen-Esche, so steht es in der Chronik.
Der Papst kommt auch - nach Lund
Das Königspaar Willem-Alexander und Máxima wird ohnehin erst 2017 in Wittenberg erwartet; wahrscheinlich sei ein Besuch im Februar, sagte ein Sprecher der Landesregierung auf Anfrage der MZ. Bis dahin dürfte die Ökumene allgemein ein Stückchen weitergekommen sein. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres am 31. Oktober 2016 in der schwedischen Reformationsstadt Lund wird schließlich auch Máximas Landsmann Jorge Mario Bergoglio erwartet. Der Papst. (mz)