Kunstgenuss mit Kaffee und Kuchen
Apollensdorf/MZ. - "Kirche - Kaffee - Konzert" heißt die Veranstaltungsreihe des Vereins Mitteldeutsche Kirchenstraße und der "Capella Wittenbergensis". Gemeinsam laden sie zu einer sommerlichen Reise ein, bei der musikalischer Genuss mit kulinarischem Können kombiniert wird und zugleich architektonische Kleinode zu entdecken sind. "Es gibt so viele schöne Kirchen in der Region, an denen man oft achtlos vorüber fährt", findet Mitinitiator Rolf Kober von der Capella Wittenbergensis, "die Konzerte sind ein Anlass, einmal anzuhalten".
Eine Idee, die ganz offensichtlich Anklang findet. Rund 100 Menschen werden von Pfarrer Armin Pra begrüßt und nehmen zunächst an der reich gedeckten Kaffeetafel Platz. Beim anschließenden Konzert in der kleinen Feldsteinkirche zeigt sich, dass voller Bauch durchaus gern studiert. Denn Musik und Information werden in munterem Wechsel dargebracht, die Gäste erfahren so allerhand über die Geschichte des Gotteshauses. "Es ist nicht die größte und auch nicht die älteste Kirche in der Region", sagt Dieter Besser. Der Pfarrer im Ruhestand outet sich indes als Lokalpatriot. "Für mich als Apollensdorfer ist sie aber auf jeden Fall die schönste." Der rund 800 Jahre alte schlichte Feldsteinbau hat eine barocke Innenausstattung und ist im Besitz einer 1669 gestifteten Taufschale, deren Entstehung aus vorreformatorischer Zeit datiert (die MZ berichtete). Das gute Stück aus Messing mit einer Mariendarstellung auf der Bodenmitte darf von den Besuchern gebührend bewundert, betrachtet und betastet werden. In der Summe der sinnlichen Genüsse besetzt gleichwohl die Musik eine zentrale Position. Viola Preisendanz (Sopran), Maria John (Blockflöte, Fagott), Rolf Kober (Spinett) und die beiden Violinistinnen Adela Andrei und Myra von Campen-Balint entführen die Zuhörer musikalisch in das 17. und 18. Jahrhundert. Zum Programm gehören wenig bekannte Kompositionen, die in der Region entstanden sind wie "Glück zu mein Wittenberg" von Johann Ulich ebenso wie ein temperamentvoll vorgetragenes Händelsches "Gloria", eine Triosonate von Telemann und als krönender Abschluss ein Vivaldi, bei dem die beiden Violinistinnen ihre Virtuosität eindrucksvoll unter Beweis stellen.
"Eine hervorragende Idee und ein stimmiges Konzept", findet Hans Peter Gensichen. Der ehemalige Leiter des kirchlichen Forschungsheimes in Wittenberg freut sich, dass das Publikum nicht nur aus klassischen Kammermusikkennern besteht, sondern bunte Vielfalt herrscht. Einen Verbesserungsvorschlag hat er aber doch: "Ich würde lieber hinterher Kaffee trinken, dann könnte man sich noch über das Gehörte austauschen."
Die nächsten Kirchenkonzerte der Reihe in dieser Region finden am 9.9. in Eutzsch, am 24.9. in Straach und am 8.10. in Rackith statt. Kaffee und Kuchen gibt es jeweils ab 15 Uhr, das Konzert folgt im Anschluss um 16 Uhr.