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Kunst in Hundertwasserschule Kunst in Hundertwasserschule: Gemälde von Ex-Schülerin wird übergeben

Von Corinna Nitz 26.01.2018, 17:54
Glücklich: Schulleiterin Anja Aichinger (l.) mit Miriam Jehle und einem Bild, das heute öffentlich im Gymnasium gezeigt wird.
Glücklich: Schulleiterin Anja Aichinger (l.) mit Miriam Jehle und einem Bild, das heute öffentlich im Gymnasium gezeigt wird. Klitzsch

Wittenberg - Keine Frage - in Anja Aichingers Büro im Luther-Melanchthon-Gymnasium (LMG) Wittenberg wurde Friedensreich Hundertwassers Idee von einem Leben im Einklang mit der Natur ganz konsequent umgesetzt: Aus einem Fenster wächst nämlich ein Baum, der im Haus wurzelt.

Jetzt ist der Raum der Schulleiterin um eine Attraktion reicher - ein Gemälde von Miriam Jehle, auf dem diese neben den Reformatoren Luther und Melanchthon den Künstler und Architekten Hundertwasser, nach dessen Plänen die Plattenbauschule einst umgestaltet wurde, verewigt hat. Diesen Freitagnachmittag hat sie zusammen mit ihrer Mutter ihr Werk dort abgeliefert.

Alles klar - seit Kindertagen

Bereits im Vorfeld hatte Aichinger zur MZ gesagt, dass sie Gänsehaut bekam, als sie vor einiger Zeit einen ersten Blick auf die Arbeit werfen konnte. Dass sie das durfte, hat einen simplen Grund: Aichinger hat das Werk bei Jehle bestellt.

Es ist das erste Auftragswerk für die junge Frau, die in Ulm geboren wurde, das LMG besuchte, 2017 ihr Abitur ablegte, sich in Leipzig auf einen Kunststudium vorbereitet und die Wartezeit bis dahin ebenda mit dem Studium der Kunstgeschichte überbrücken wird.

Sowohl das Luther-Melanchthon-Gymnasium (LMG) als auch das Lucas-Cranach-Gymnasium in Wittenberg öffnen am heutigen Sonnabend, dem 27. Januar, ihre Pforten. Bei Cranachs im Westen der Stadt startet der Tag der offenen Tür wie berichtet um 9 Uhr. Bis 13 Uhr können sich Interessierte, künftige Schüler und Familien, dort informieren, danach treffen sich die Ehemaligen. Im Haus Hundertwasser des LMG werden Gäste von 10 bis 14 Uhr begrüßt.

Wer weiß, woher Jehle kommt, hätte wohl eher an ein Medizinstudium gedacht. Aber nicht immer tritt das vermeintlich Naheliegende ein - oder es ist tatsächlich etwas ganz anderes. „Dass ich Kunst studieren möchte, war mir schon im Kindergarten klar“, sagt Miriam Jehle.

Und, ja, ihre Eltern sind beide Ärzte, aber sie sind auch „kunstinteressiert und haben mich immer gefördert“. Die Tochter war an vielen Kunstprojekten beteiligt, sie hat die Cranach-Malschule besucht und dort zuletzt die Mappenkurse von Siegfried Appelt. Der arbeitet überwiegend abstrakt und frei, mit einem Hang zur großen Geste. Wer dann, wie Jehle, die „kleine, feine Zeichnung“ schätzt, bekomme nicht nur eine „andere Herangehensweise“, sondern „muss auch aus sich herausgehen“.

Während, wie Jehle sagt, ihre Kunstlehrerin am LMG, Heike Masser, „Mut und Selbstbewusstsein“ vermittelte, habe sie später bei der Arbeit an dem Auftragswerk weiter gelernt. Was? Jehle: „Man lernt in der Malweise dazu. Und viel über sich selbst - wenn man allein ist mit dem Bild im Atelier“. Dieses Werk nun ist - anders als von seiner Auftraggeberin zunächst intendiert, die dem Vernehmen nach drei kleine Bilder wollte - von raumgreifendem Format.

Beim Triptychon ist Jehle geblieben, 1,60 Meter misst es in der Breite, die äußeren Tafeln sind jeweils 60 Zentimeter hoch, die Mitteltafel 80 Zentimeter. Dadurch entsteht ein bisschen der Eindruck eines Altars.

Die Leinwand sei eine Maßanfertigung, gemalt hat Jehle mit Ölfarben und auch ein Zitat vom Praeceptor Germaniae (Melanchthon sei Aichingers Favorit) ist zu lesen, es geht so: „Die Jugend recht bilden ist etwas mehr als Troja erobern.“ Die drei Protagonisten hat Jehle mit Symbolen versehen, die sich (es handelt sich um eine Feder nebst Tintenklecks im Hintergrund, einen Apfel und eine Taschenuhr) selbst erklären sollten.

Ein Statement

Bei der Übergabe am Freitag macht Aichinger aus ihrer Freude keinen Hehl, betont erneut, dass sie es so nie erwartet hätte. Wozu Jehle lächelnd sagt: „Es ist gewachsen.“ Sie, die 19-Jährige, die 2017 das Hundertwasser-Stipendium vom Förderverein Hundertwasser erhalten hat, lächelt auch, als sie Aichinger bittet, „mit dem Bild keine Schüler zu quälen“.

Will heißen, niemand solle Aufsätze über diese Arbeit schreiben müssen. Aichinger lacht, sie sagt unter Hinweis auf den Publikumsverkehr in ihrem Büro (Eltern, Schüler...), für sie sei das Gemälde einerseits ein Statement und andererseits eine Einladung, ins Gespräch zu kommen.

In Auftrag gegeben hat sie das Bild bei Miriam Jehle privat. Doch gehängt werden soll es in der Schule - und dort wird es heute auch eingeweiht. (mz)