Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Schweres Gerät gegen Beton
ELSTER/MZ. - Erstaunt werden die Einwohner des Elbe-Ortes geschaut haben. Auf dem Parkplatz im Gewerbepark standen zwei große Lkw mit der Aufschrift "Technisches Hilfswerk" (THW). Wo sie auftauchen, hat es meist eine Katastrophe gegeben. Das mussten die Elsteraner bei Hochwasserlagen mehrfach erfahren. Nicht so in diesem Fall: Die Fahrzeuge und Mitarbeiter des THW-Ortsverbandes Wittenberg waren zu Übungszwecken angerückt.
In einem Kleingarten auf der gegenüberliegenden Straßenseite sollte ein ehemaliger Swimmingpool aus Stahlbeton verschwinden. Tobias Schidowski, der gegenwärtig die Grundausbildung beim THW durchläuft, konnte dabei die Handhabung von Wacker-Hammer und Trennschleifer lernen.
"Normalerweise findet diese Ausbildung in einem Steinbruch statt", war von Kevin Niclas, Truppführer der Fachgruppe Beleuchtung, zu erfahren. Das bedeutet meist längere Wege. Deshalb gab es nur ein kurzes Überlegen, als Tobias Schidowski mit der Idee kam, den Abriss des Pools dafür zu nutzen. Mitgebracht wurde an Technik alles, was man benötigte, bis hin zum Notstromaggregat.
Zwar ist der Wittenberger Ortsverband, der seit 2003 besteht, auf das Ausleuchten von Einsatzstellen spezialisiert. Aber alle Helfer müssen auch wissen, wie verschüttete Personen geborgen werden. Dazu wird eigentlich nur ein so großes Loch in das jeweilige Hindernis geschlagen, dass die Helfer zum Verschütteten vordringen und ihn mittels einer Trage bergen können. Doch auf diese Feinheiten kam es in Elster nicht an.
Es stand das Handhaben der Technik im Vordergrund. Dabei waren Kraft und Konzentration gefragt. Der Stahlbeton des Beckens erwies sich als hartnäckig, wollte sich nicht so einfach zerkleinern lassen. Der große Wacker-Hammer allein ist schon recht schwer. Nun galt es aber, ihn trotz der starken Vibrationen auch noch richtig und vor allem sicher zu führen.
Die Hoffnung, größere Blöcke aus der Wand zu stemmen, erwies sich als trügerisch. Selbst die erfahrenen THW-Leute freuten sich über kleinste Stücke. Und immer wieder wurde zwischendurch der Trennschleifer eingesetzt, um die Stahlarmierung zu entfernen. Die Helfer versuchten, sich mit einer für Beton vorgesehenen Trennscheibe mittels Schlitzen der Beckenwand bessere Angriffspunkte für die Technik zu schaffen.
Bald hatte Tobias Schidowski den sperrigen Hammer gut im Griff. Ihm stets zur Seite stand Ausbildungsleiter Jan Hollmann. Er zeigte ihm, wie der Hammer zu halten ist und wie mit dem Körper der erforderliche Druck ausgeübt werden kann. Wer die Arbeiten beobachtete, dürfte schnell begriffen haben, warum die THW-Helfer trotz der Wärme in kompletter Montur und Helm mit geschlossenem Visier die Technik bedienten: zu ihrer persönlichen Sicherheit.
Ernste Einsätze gab es für die Wittenberger Ortsgruppe glücklicherweise bislang recht wenige. Das war für Kevin Niclas und einen weiteren Helfer Anlass, zudem in der Freiwilligen Feuerwehr Teuchel mitzuarbeiten. "Wenn es brennt oder bei Verkehrsunfällen, kommt das THW in der Regel nicht zum Einsatz und bei Katastrophen, das ist so mit dem Wehrleiter abgestimmt, muss er auf uns verzichten, sind wir natürlich beim THW", verneint der junge Mann einen Interessenkonflikt. Er wünscht sich übrigens noch mehr junge Leute beim THW. Seit dem Wegfall der Wehrpflicht (das THW profitierte von Ersatzdienstleistenden) gibt es einige personelle Probleme, nicht nur in der Wittenberger Ortsgruppe, die ihr Domizil in der Fabrikstraße 3 (hinterm Finanzamt) hat.