Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Nicht nur im Sport vereint
Gräfenhainichen/MZ. - Arbeiterwohlfahrt, das Gräfenhainichener Haus der Jugend und Vereine, Jugendmigrationsdienst und der Gräfenhainichener Freizeitsportverein 83 haben sich zusammengefunden. Unter ihrem Dach soll das Miteinander dominieren. Allerdings wissen die Akteure, dass das Haus deutlich mehr Leben braucht.
"Ich habe den ganzen Nachmittag telefoniert und Werbung gemacht", erzählt Inga Nikitina. Die Gräfenhainichenerin arbeitet ehrenamtlich in der Arbeitsgruppe mit, hält den Kontakt zur Gruppe der Spätaussiedler, die auch in der Heide das Gros der Menschen mit Migrationshintergrund ausmacht. Sie selbst stammt aus Krasnojarsk in Sibirien, ihr Mann aus Pawlodar in Kasachstan. "Ich rede gern und viel", schmunzelt Inga Nikitina und weiß, wie schwer es ist, die Menschen hinterm Ofen vorzulocken.
Die kleine heile Welt überwiegt. Der Fernseher, der Tee zum Nachmittag, die Couch, das Zusammensein mit Familie und Freunden. Sich aufzurappeln und mitzumachen beim "Abend der Begegnung" kostet Überwindung. Übrigens nicht nur bei den Migranten. Doch hat Rainer Pötschke, das Urgestein vom Freizeitsportverein, bereits Bewegung ausgemacht. "Es melden sich immer mehr Leute zum Tischtennisturnier an. Voriges Jahr waren es neun, jetzt liegen wir bei 20", so sein erstes positives Fazit. Die Begegnungen nehmen Form an und werden zumindest im Sport mit Beginn des neuen Jahres Früchte tragen.
Aus der losen Gruppe Tischtennisbegeisterter um Igor Mitrofanow und seine Freunde wird eine Tischtennis-Abteilung - angegliedert im Freizeitsportverein. "Mit eigener Abteilungsleitung", wie Pötschke betont.
Er freut sich darüber, das Band der Ablehnung durchschnitten zu haben. Aus Skepsis gegenüber fester Bindung in Vereinen ist Zustimmung geworden. Ein Erfolg. Allerdings nicht mehr als ein Etappensieg.
"Wir haben noch sehr viel mehr vor", erzählt Doreen Hummel vom Jugendmigrationsdienst. Informationsveranstaltungen schweben den Mitgliedern der Arbeitsgruppe vor. "Mit Themen, die die Leute bewegen", wie die junge Frau betont. Allerdings sei es schwer, Interesse zu erkennen und zu bündeln. Wieder spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle. "Ich halte den Kontakt, animiere zum Mitmachen", sagt Inga Nikitina und spürt den Erfolg. Ganz ruhig lief der Abend der Begegnung an. Doch dann kamen die Leute. Sportlerinnen, die im Wettstreit bestehen wollten. Aber auch die, die einfach nur ein paar Stunden Gemeinsamkeit zu verleben gedachten. "Erzählen und Basteln", wie Awo-Mitarbeiterin Gisela Meske weiß.
Adventsbastelei stand hoch im Kurs bei den Jüngsten. Schneemänner, Tannenschmuck, dazu farbig gestaltete Wunschzettel für den Weihnachtsmann. Es ist eine Herausforderung für die gerade einmal zwei Jahre junge Lisa. Russisch-deutsche Sätze formt sie, hält Pinsel, Buntstift und strahlt. Die Bastelei nimmt Form an.
Ihre Schwester Melanie hat in der Zwischenzeit zum Akkordeon gegriffen. Musik verbindet und schafft Atmosphäre.
"Wir sind gern Gastgeber", bestätigt Hans-Joachim Zschieschang vom Haus der Jugend und Vereine, der an diesem Abend beim Tischtennis assistierte und dafür die geliebten Schachfiguren zur Seite schob. Doch die werden wieder zum Einsatz kommen. Spätestens beim nächsten Integrationssportfest.