Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Bunter Fuhrpark der Geschichte
COSWIG/MZ. - Matthias Assmann liebt Schwergewichte. Steht auf alles, was Räder hat, sich bewegen lässt und grüne Farbe trägt. Der Mann aus Calbe lenkte einen Kraz in Richtung Coswig. Ließ Motorkraft spielen und den einstigen Torpedo-Schlepper aus NVA-Beständen über die Piste des Motorsportclubs Fläming rollen. Er reihte sich ein in eine bunte Karawane aus IFA-Lkw, geländegängigen Pkw und sogar Mopeds.
"Einfach verrückt." Sehr viel mehr kann Herbert Liesegang nicht sagen. Der Rentner beobachtet das Geschehen auf der Piste mit Freude und sieht, wie die Coswiger Feuerwehr einem Lada-Niva aus der Klemme hilft. Der hatte sich festgefahren im Sand. Eine Sache, die Assmann und seinem Kraz kaum passieren wird.
Der Motorsportclub Fläming hatte am Sonnabend zur siebten Auflage seiner Fahrzeugschau geladen und damit offensichtlich voll ins Schwarze getroffen. Genaue Zahlen habe er noch nicht, sagt Heiko Fritzsche, Chef der Abteilung Old- und Jungtimer im Verein. Aber die anvisierte Marke von 500 Besuchern sei sicher geknackt. Genauso wie in Summe sicher gut 150 Fahrzeuge unterschiedlichster Bauart auf das Vereinsgelände hinter dem Flämingbad angerollt seien. Darunter fand sich auch ein Vater-Sohn-Gespann. Heiko Böhme aus Raguhn nennt einen Traktor Marke Normag sein Eigen. Baujahr 1941 ist das Gerät, vor dem Werner Sittig nur den Hut ziehen kann. "Wirklich eins a erhalten."
Staunen muss Sittig aber noch mehr über eine Miniatur des großen Normag. Für seinen vierjährigen Sohnemann Paul hat Heiko Böhme einen Winter lang Hand angelegt und einen Traktor gebaut. Den steuert der Nachwuchs jetzt nach Herzenslust. Im Hänger nimmt der Vater Platz. Das Team erregt Aufmerksamkeit, ist nicht weniger Blickfang als ein ganz in Schwarz daherkommendes Cabrio.
Rote Fahne und silberner Stern als Kühlerfigur, dazu die kyrillischen Buchstaben S, I und S. "Sawod imeni Stalina." Eine Marke, die nach dem Tod des Generalissimus zum bekannteren Sil geworden ist. Schwer, einige Meter lang, wenig alltagstauglich ist das Auto. Ein echter Fall für Liebhaber. Genau die sehen die Coswiger gern bei ihrer Schau. "Wir legen viel Wert auf Vielfalt", sagt Heiko Fritzsche. Und so finden sich LO neben W 50, Tatra-Lkw in trauter Nachbarschaft mit Ikarus-Bussen, Wartburg-Rallye-Fahrzeugen oder Volkspolizei-Lada. Vielfalt ist Trumpf. Das ist die Botschaft der Hausherren, die sie unter Umständen sogar mit Nachrichtentechnik in die weite Welt hätten vermitteln können.
Im Fläming haben sie eine Interessengemeinschaft Studiotechnik auf den Weg gebracht, die DDR-Fernsehen greifbar macht. Einen von drei einst existierenden Farb-Übertragungswagen haben die Coswiger zu neuem Leben erweckt. Auch einen Tonwagen. "Wir wollen die Technik erhalten", erklärt Robert Nellen die Intensionen der Handvoll Unentwegter, die über mangelnden Zuspruch nicht klagen braucht. "Wir bekommen immer häufiger Anfragen von alten Fernseh-Mitarbeitern", bestätigt Nellen, während Silke Schmidt und Sohn Felix auf den Monitoren erscheinen. Die Fernsehkamera hat sie erfasst. Fehlen nur der Sender und die Sendelizenz. Dann könnte Fernsehen live möglich sein. Doch das ist nicht einmal Zukunftsmusik im Fläming. Derzeit geht es erst einmal um die Technik. Das bedeutet Arbeit genug.