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Karriere  Karriere : Reinhard Pester ist im Kreis Wittenberg für die Gleichstellung zuständig

Von Marcel Duclaud 10.02.2020, 11:20
Reinhard Pester ist der neue Gleichstellungsbeauftragte in der Wittenberger Kreisverwaltung.
Reinhard Pester ist der neue Gleichstellungsbeauftragte in der Wittenberger Kreisverwaltung. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Jüngst reiste Reinhard Pester nach Magdeburg zur Landesrunde der Gleichstellungsbeauftragten - er war dort: der einzige Mann. Demnächst muss bei diesen Treffen von Kolleginnen und Kollegen die Rede sein. Denn Wittenberg hat seit dieser Woche einen Gleichstellungsbeauftragten männlichen Geschlechts. Das kommt zwar bisweilen vor, ist aber doch eine Seltenheit. In Bundesverwaltungen müssen laut Gesetz Frauen mit dieser Position betraut werden.

Pester folgt auf Doris Schröter, die seit Anfang der 1990er Jahre dieses Amt in der Landkreis-Verwaltung inne hatte. Der 51-Jährige bewarb sich um die Nachfolge, es gab mehrere Kandidaten. Pester, der schon lange in der Kreisverwaltung beschäftigt ist, bekam den Job.

Gegen Klischees

Der Wittenberger muss nun aufpassen, dass keiner benachteiligt wird - insbesondere aus Gründen des Geschlechts, aber auch der Religion, des Alters, der Ethnie. Auf die Frage, ob Gleichberechtigung in Deutschland nicht im Großen und Ganzen funktioniere, sagt der frischgebackene Beauftragte: „Auf den ersten Blick sicher, schaut man genauer hin, finden sich immer Dinge, die nicht korrekt sind.“ Als Beispiel nennt er Ursula von der Leyen, bei einem Mann würde niemand fragen, wie das denn mit den Kindern geregelt ist. „Da werden sehr schnell die Klischees rausgeholt.“ Pester muss nun viel Gremienarbeit leisten, wie er sagt. Und zum Beispiel bei Einstellungsgesprächen dabei sein, um aufzupassen, dass gerechte Entscheidungen fallen, dass etwa die qualifizierte alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern nicht aussortiert wird. Er arbeite weisungsfrei, stehe ein bisschen außerhalb - was gut sei, um Vertrauen aufzubauen. Er sei hauptsächlich für die Verwaltung zuständig, wolle aber auch nach außen wirken, wie der 51-Jährige betont. Sein Hauptaugenmerk gilt der Gleichstellung, Pester kümmert sich aber auch um das betriebliche Eingliederungsmanagement nach langer Krankheit und um das Thema Inklusion.

In Stadt und Landkreis ist der aus dem Erzgebirge Stammende bekannt. Er war lange Jahre Vorsitzender der Jungen Union, von 1993 bis 2005. „Ich bin im Februar 1989 in die CDU eingetreten. Wir wollten die Welt verändern“, sagt der Christ. Er hat sich stark für die Stolpersteine engagiert, die in Wittenberg verlegt worden sind, um an von den Nazis ermordete jüdische Bürger zu erinnern, hat einen Stolperstein-Stadtführer geschrieben und die Schicksale der Familien recherchiert.

Projekt lockt

Nach Wittenberg kam Pester im Herbst 1991, nachdem er in der Wendezeit auch kurzzeitig hauptamtlicher Bürgermeister seines Heimatortes St. Egidien war. Er hatte während seines Studiums an der Fachschule für Klubleiter in Meißen einen Wittenberger kennengelernt und von dem Plan des Vereins Exil gehört, ein soziokulturelles Zentrum hier aufzubauen. Das hat Reinhard Pester gereizt. Daraus geworden ist schließlich das Jugendhaus Pferdestall, an dessen Existenz er wesentlichen Anteil hat.

Darüber kam er zur Kreisverwaltung. Die Entscheidung, sich für die Funktion des Gleichstellungsbeauftragten zu bewerben hing nach seinen Worten nicht zuletzt mit der Überlegung zusammen, ob man mit 51 noch ein Jugendvertreter sein kann. „Es ist ein guter Zeitpunkt, sich noch einmal zu verändern. Und ich hatte öfter mit Doris Schröter zu tun. Deshalb ist es für mich ein weicher Übergang“, findet Reinhard Pester. (mz)