1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Käfer mit viel Lampenfieber

Käfer mit viel Lampenfieber

Von Klaus Adam 30.04.2008, 18:09

Wittenberg/MZ. - Und nun sind die kleinen Protagonisten wohl angesichts der Publikumskulisse zu keinem Tanzschritt zu bewegen, geschweige denn zum Singen. Sie stehen nur gebannt da, schauen auf ihre Eltern und Großeltern und lassen ihre Erzieherinnen, die wacker durchhalten, mit dem Lied allein. So sind sie, die Kleinen, doch als jüngste Gruppe mag ihnen das Lampenfieber allemal zugestanden sein. Man feiert schließlich nicht alle Tage den 40. So alt nämlich ist ihre Tagesstätte "An der Elbe" in der Dresdener Straße. Am Dienstag wurde der Jahrestag mit diesem kleinen Programm begangen. Im Haus des benachbarten Ruderklubs übrigens.

Am 1. Mai 1968 war die feierliche Einweihung, erinnert die heutige Leiterin, Erika Ducke, in ihrer kurzen Rede. Und die Gründungschefin Rita Greiner wird später ergänzen: "Eigentlich sollte der Kindergarten schon im Oktober zuvor fertig werden. Aber das hatte nicht geklappt." Danach war es ihre Aufgabe als Leiterin, den Bauleuten stetig im Nacken zu sitzen. "Sie können sich vorstellen, für eine Frau war das nicht ganz einfach."

Fünf in der Dresdener Straße ansässige Firmen hatten sich seinerzeit entschlossen, einen eigenen Betriebskindergarten zu gründen. "Die Möbelwerke gaben den Namen und das Grundstück", resümiert Rita Greiner, "die anderen beteiligten sich finanziell. Und dann ging der Kampf untereinander los. Die Plätze wurden anteilig nach Betriebsgröße vergeben. Einige Eltern mussten ihre Kinder auch in anderen Einrichtungen unterbringen." Außer den Möbelwerken waren das der Mühlenbau, der Windenbau, der Kraftverkehr und der Robotron-Betrieb, zählt Erika Ducke auf. Anfangs besuchten 72 Kinder die Einrichtung, 1972 waren es schon 90. "In Spitzenzeiten wurden 110 bis 115 Kinder betreut." Derzeit sind es übrigens 49.

Rita Greiner, die fast 35 Jahre lang die Geschicke des Kindergartens lenkte, hatte kurz vor ihrem Renteneintritt mit ihrem Team noch ein dramatisches Erlebnis zu verkraften, als die Elbeflut 2002 das Objekt heimsuchte. Und Erika Ducke sprach den Orkan Kyrill vor mehr als einem Jahr an, der die Tagesstätte die großen Schatten spendenden Bäume kostete.

Doch die heutige Kindereinrichtung hatte auch andere Kämpfe zu bestehen, als nach der Wende Mitarbeiterinnen entlassen werden mussten. Und es begann auch das Ringen, die Abwicklung zu verhindern. "Ich habe damals viele Briefe geschrieben, an Ministerien und wer weiß wohin", schildert Rita Greiner die Situation. Die Trägerbetriebe wurden weniger. Die Kirche hatte sich interessiert, aber nur für das Haus, so die langjährige Chefin, "die Mitarbeiter wollte man nicht, weil die schon zu DDR-Zeiten dabei waren". Bis dann die Arbeiterwohlfahrt den Kindergarten 1993 übernahm.

Deren für die Tagesstätten zuständige Fachbereichsleiterin Eike Ibrom ist zur Geburtstagsfeier nicht mit leeren Händen gekommen. Einige große Pakete stapeln sich an der Wand. "Sandkastenspielzeug, das hatte sich die Einrichtung gewünscht." Die Kinder stürzen sich gleich darauf, um sie auszupacken, als sie erfahren, dass die großen, blau eingeschlagenen Pakete für sie sind. Zuvor hatten die größeren Gruppen die Vogelhochzeit nachgespielt. Und da kam die Musik von der CD. Aber die Älteren waren Auftritte vor dem Elternpublikum schon gewohnt und tanzten emsig um das Hochzeitspaar mit seinem Nachwuchs.