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Junge Akademie Junge Akademie: Die Vermessung der Stadt

Von Claudia LAsslop 12.03.2013, 16:26
Schüler der Evangelischen Gesamtschule in Wittenberg stellen ihre Projekte vor.
Schüler der Evangelischen Gesamtschule in Wittenberg stellen ihre Projekte vor. Klitzsch/Archiv Lizenz

Wittenberg/MZ - „Fliegende Autos.“ Mehr als einmal wurde dieser Vorschlag geäußert, mal mehr, mal weniger ernsthaft. 21 Sechstklässler der evangelischen Gesamtschule Wittenberg haben sich in der Evangelischen Akademie drei Tage lang mit der Vergangenheit, Gegenwart und vor allem Zukunft der Lutherstadt beschäftigt.

Schwierige Einordnung in der Zeit

Mit GPS-Geräten und Fotoapparaten ging es am ersten Tag auf Entdeckungsreise durch die Innenstadt. „Die Idee war, erst einmal loszugehen, verschiedene Ort der Stadt geschichtlich zu erkunden und Aufgaben zu lösen“, erklärt Studienleiter Tobias Thiel. Auf einem Zeitstrahl wurden Fotos angeordnet. Was war in der Urgeschichte? Was gehört ins Mittelalter, was in die Neuzeit? Schwieriger als gedacht sei die Festlegung der Reihenfolge gewesen, wie die Schüler bei der Vorstellung der Ergebnisse einstimmig feststellten.

Maß nehmen am Marktplatz

Der Gegenwart war der zweite Projekttag gewidmet. Elektronisch, mit den eigenen Schritten und Maßbändern wurden Straßen vermessen, am Marktplatz und in der Collegienstraße Maß genommen. Dafür gab es vom Baumamt sogar das professionelle Messrad, wie ein Schüler nicht ohne ein bisschen Stolz erwähnt.

Nach Blicken in Vergangenheit und Gegenwart hieß es am dritten Tag endlich, sich die Zukunft auszumalen, den eigenen Ideen freien Lauf zu lassen. Motto: „Wir wollen 2107 die nächste Luherdekade feiern, leider hat Wittenberg keine Einwohner mehr. Was hätte dagegen getan werden müssen?“ Und wenn die konkrete Umsetzbarkeit schon mal keine Grenzen setzt, warum dann nicht von fliegenden Autos träumen? Von den Olympischen Spielen in Wittenberg und einem eigenen Flughafen? Und was spricht gegen eine „automatische Schnellschule“, bei der wie im Science-Fiction-Streifen „Matrix“ alle Informationen per Computerprogramm ins Gehirn geladen werden und binnen Sekunden verfügbar sind. „Dann hätte man mehr Zeit für andere Dinge“, so die naheliegende Begründung.

Aber nicht nur wild herumgesponnen haben die jungen Leute zwischen elf und 13 Jahren, sondern sich auch erstaunlich pragmatisch mit der Gestaltung der Stadt auseinandergesetzt. Vorschläge wie mehr Grün und mehr Läden in der Innenstadt sowie ein „cooler Bahnhof“ gehörten dazu ebenso wie die Diskussion über den Bau von Hochhäusern. „Dazu und auch zu dem Vorschlag, ganz ohne Arbeit Geld zu verdienen, gab es ganz unterschiedliche Meinungen“, ergänzt Tobias Thiel.

Eigene Modelle der Kirchen

Präsentiert wurden zum Abschluss der drei kreativen Tage selbst gebaute Modelle von Stadt- und Schlosskirche. Letztere hatte sich Julian Meyer vorgenommen. Dünne Holzspieße symbolisieren in seinem Modell die Angriffe eines schwedischen Feldherrn auf „die weiße Burg“ im Jahr 1637. Auf dem Festungswall stehen kleine Kanonen bereit. „Ich habe hier viel über die alte Schlosskirche gelernt“, erzählt der 13-Jährige und ist sich sicher, dass er das nicht so schnell wieder vergessen wird.